Der Preis der Liebe
anders empfinden.
Als er sie freigab, schaute sie ihn fassungslos an. „Was, in Gottes Namen, sollte das denn?“
„Ein gewisser Gentleman beobachtet uns“, murmelte er vergnügt. „Dieser eifersüchtige Dummkopf.“
Sie wandte den Kopf nur so weit zur Seite, dass sie Griffith mit grimmiger Miene durch den Wald auf sie zukommen sah. Vor Entrüstung schlug ihr Herz schneller. Er besaß also tatsächlich die Dreistigkeit, ihr nachzuspionieren? Nun, wenn er auf diesem unverschämten Benehmen bestand, dann würde sie ihm etwas zu staunen geben.
Sie glitt von der Schaukel, stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um Mr. Knighton, um ihn auf den Mund zu küssen.
Sie merkte jedoch rasch, dass es schwierig war, einen Mann zu küssen, wenn dieser dabei leise lachte. Wie sollten sie da denn überzeugend wirken? Sie musste ebenfalls lachen. In der Tat fiel es ihnen schwer, so lange auszuhalten, dass das Ganze halbwegs wie ein richtiger Kuss aussah.
Als Rosalind schließlich zurückwich, war sie sich ziemlich sicher, dass ihr Beobachter nichts von ihrer Heiterkeit mitbekommen hatte. Irgendwie reizte es sie, Griffith noch stärker zu schockieren. Sie drehte sich um ...
16. KAPITEL
Griffith blieb wie angewurzelt stehen und starrte hinüber zu Rosalind. Hatte sie ihm etwa die Zunge herausgestreckt? Die Hexe hatte Daniel geküsst, sich dann umgewandt, geradewegs Griffith angeschaut und ihm die Zunge herausgestreckt!
Da sollte doch...
Vielleicht hatte er sich alles auch nur eingebildet, den Kuss, die Zunge, alles. Rosalind und Daniel standen jetzt ein Stück voneinander entfernt und wirkten vollkommen normal und unbefangen.
Nein, er hatte es sich nicht eingebildet. Er hatte sie schon eine ganze Weile von weitem beobachtet, er hatte gesehen, wie Daniel sie mit seinen Schmeicheleien zum Lachen und Flirten gebracht hatte. Als Daniel sie geküsst hatte, war sein Blut in Wallung geraten. Als sie dann den Kuss erwidert hatte, war es ihm in den Adern gestockt.
Und dann hatte sie ihm auch noch die Zunge herausgestreckt. Er wusste nicht, ob er erleichtert oder wütend sein sollte.
Er war in der festen Absicht gekommen, sein Temperament zu zügeln, seine Eifersucht in Schach zu halten und Rosalind den Hof zu machen, wie es sich gehörte. Nachdem sie ihm das letzte Mal nach seinem unmöglichen Verhalten einen Korb gegeben hatte, war er nun fest entschlossen gewesen, sich dieses Mal besser zu benehmen. Sie hatte Recht gehabt in jener Nacht. Er hatte ihr keinen einzigen vernünftigen Grund genannt, warum sie ihn heiraten sollte - außer aus körperlichem Verlangen. Und körperliches Verlangen war für Frauen niemals so ausschlaggebend wie für Männer.
Nein, dieses Mal würde er ihr alles sagen, ganz gleich, wie sie darauf reagierte. Ein Teil ihrer Ablehnung beruhte ja darauf, dass sie sein Verhalten gegenüber Daniel falsch gedeutet hatte, und es gab nur eine Möglichkeit, das richtig zu stellen.
Nicht, dass er seine Meinung bezüglich der Urkunde geändert hatte, so verblendet war er nicht. Aber er würde sie trotzdem heiraten. Wenn sie bereit war, den „falschen“ Mr. Knighton zum Mann zu nehmen, um ihre Schwestern zu schützen, dann würde sie den echten doch wohl aus demselben Grund heiraten, nicht wahr?
So oder so, er musste sie haben. Er brauchte sie, jede Faser von ihr. Im Grunde ergab es keinen Sinn - sie war nicht der Typ Frau, von dem er eigentlich geträumt hatte.
Und doch ... Die zwei Tage, in denen er versuchte hatte, sie zu meiden, hatten ihn beinahe um den Verstand gebracht. Er hatte so gut wie nichts zu Stande gebracht. Er hatte auch die verdammte Urkunde nicht gefunden, weil er die ganze Zeit nur in seinem Zimmer auf und ab gegangen war und sich gefragt hatte, was sie und Daniel wohl im Schilde führten.
Nun, jetzt wusste er es, nicht wahr? Griffith stieß einen halblauten Fluch aus und ging weiter zielstrebig auf sie zu. Noch vor einer Woche hätte Griffith geschworen, dass Daniel niemals versuchen würde, ihm eine Frau auszuspannen. Aber das kam nur daher, weil Daniel so etwas noch nie getan hatte. Was wiederum nicht bedeutete, dass der Schuft es nicht jetzt probieren würde.
Und wenn Daniel ihr nun alles verraten und Griffith im denkbar schlechtesten Licht dargestellt hatte? In jener Nacht in ihrem Schlafzimmer hatte sie gesagt, es mache ihr nichts aus, dass Griffith über kein großes Einkommen verfüge. Also würde sie das bei Daniel auch nicht stören, oder?
Wenn ich einzig und
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