Der Preis der Sterne 1 - Doyle, D: Preis der Sterne 1 - Mageworlds 01. The Price of Stars
Sie beginnen allmählich zu begreifen«, sagte der Professor. »Wohlan! Wollen wir jetzt ernsthaft trainieren?«
Nochmals nahm Llannat ihre Grundposition ein, diesmal hielt sie ihren Stab vertikal an ihrer rechten Flanke und wartete ab. Der Augenblick ihrer plötzlichen Erkenntnis wirkte noch nach, und sie fühlte den geplanten Schlag des Professors schon eine Sekunde oder länger, bevor sein Stab sich bewegte. Ihr eigener Stab drehte sich mit seinem, als er versuchte, ihre Deckung zu unterlaufen.
Ihre Auren loderten hoch um sie herum auf, Wogen in Grün und Violett mischten sich zu Feuermustern in der Dunkelheit. Anstatt zurückzutreten, schlug sie plötzlich mit ihrem Stab zu und zwang den Professor zurückzuweichen. Als er versuchte, ihre Waffe seitlich zu schlagen, senkte sie die Spitze, und er traf nur in die Luft.
»Sie sehen«, sagte er, »Sie haben eine wichtige Lektion gelernt. Lassen Sie mich Ihnen nun noch eine andere erteilen.«
Der Professor wirbelte nach rechts, duckte sich unter ihrem Schlag hindurch und stach aufwärts zu. Sie wich lieber zurück, als einen Schlag auf den Arm hinzunehmen – und fühlte, wie ihr Gefühl des Einsseins mit dem Universum unter dem Druck des Gegenwärtigen wieder verloren ging.
Auch der Professor schien dies wahrzunehmen. Er verstärkte seinen Angriff. Noch einmal begann er, in dem ihr unbekannten Rhythmus seines Kampfstils um ihre Abwehr herum zu tanzen.
Llannat trat zurück und öffnete sich für die Kraft. Die Wahrnehmung des strahlenden Einsseins mit dem Universum – es in sich zu fühlen und sich gleichzeitig als ein Teil davon zu spüren – flutete aus einer kleinen Ecke in ihrem Gedächtnis und füllte sie wie zuvor ganz aus.
Es verlässt dich also doch nie ganz , dachte sie. Es ist immer da, wenn du es brauchst.
Sie wandte sich wieder nach außen und stellte überrascht fest, dass sie selbst angriff und sich mit schnellen, bogenförmigen Schlägen, die aus der Schulter kamen, unnachgiebig nach vorn bewegte.
Der Professor leitete jeden Schlag ab, sein Stab lenkte jeden harten Hieb nach außen und von seinem Körper weg. Aber dennoch zog er sich zurück.
Llannat forcierte ihren Angriff und zwang den Professor Schritt für Schritt zurück, bis seine Schultern die abgelegene Wand berührten. Sie schloss die Augen für einen Moment. Als sie sie dann wieder öffnete, stand der Professor an die Täfelung gepresst, festgehalten durch den leichten, aber unverwandten Druck aus der Mitte ihres Stabes gegen seinen Hals.
Der Lordmagus aus Entibor lächelte. »Jetzt, Mistress, bin ich es, der aufgibt.«
Falls wirklich alle wach sein sollten , dachte Ari und rutschte in die Sitzecke der Kantine, die am späten Abend noch geöffnet war, habe ich es auf jeden Fall nicht bemerkt.
Die Frühstücksecke, der große Speisesaal und der Spielraum waren leer. Stünden hier nicht zwei halbleere Becher mit lauwarmem Cha’a auf dem Tisch vor ihm, müsste Ari geradezu annehmen, der Diener-Roboter und die Kollegen hätten sich geirrt.
Er drückte aufs Geratewohl ein paar Knöpfe an dem Getränkeautomaten. Ein Becher sprang heraus und füllte sich mit einer blauen Flüssigkeit. Es musste heißer Sulg sein – wegen der Farbe. Ein kleiner Probeschluck bestätigte dies dann auch. Er versuchte sich zu merken, welche Knöpfe er gedrückt hatte. Jessan wäre vielleicht daran interessiert, denn sein Freund beschwerte sich ständig, seit seiner Abreise von Khesat nie wieder einen guten Sulg getrunken zu haben.
Ari stellte das Experiment jedoch ein, als ihm sein nächster Versuch etwas klebrig Schwarzes bescherte, mit dem man Schlaglöcher in einer Landebahn gut auffüllen konnte. Lieber sah er dem Dampf des azurblauen Sulgs zu. Seine selbstverschuldete Schlaflosigkeit war einfach nicht zu vertreiben, und so spielte er mit der Idee, zurück zum Spielraum zu gehen und ein paar Simulationen zu wagen. Es ist zwar nichts Reales , aber die Zeit vergeht immerhin.
Ein Roboter des Professors kam vorbei und räumte die beiden halbleeren Becher weg.
»Warte einen Moment. Kannst du mir sagen, seit wann die hier stehen?«, fragte Ari.
»Das weiß ich nicht, Sir«, sagte der Roboter. »Ich bin zum letzten Mal vor einer Standard-Stunde hier vorbeigekommen.«
»Und da standen sie schon hier?«
»Das ist richtig, Sir.«
Ari sah sich die beiden Becher genau an. Beide enthielten reinen, schwarzen Cha’a.
Der eine wird wahrscheinlich Jessan gehören , dachte er. Man kommt zuerst hier vorbei,
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