Der Preis der Sterne 1 - Doyle, D: Preis der Sterne 1 - Mageworlds 01. The Price of Stars
würde ein paar Dinge erklären«, sagte er. »Jessan, ich bin plötzlich ganz neugierig, mir den Rest dieses Ortes anzusehen. Was gibt es hier sonst noch?«
»Die Tür ist gleich da drüben«, sagte Jessan. »Auf geht’s.« Nach der vertrauten, sterilen Sauberkeit der Krankenstation glich ihr Eintritt in den nächsten Raum dem Wechsel in eine ganz andere Welt. Und das ist nicht einfach nur eine Phrase , dachte Ari, der wie erstarrt auf der Schwelle zögerte. Es ist die Wahrheit.
Er mochte sich nicht bewegen, fürchtete sich davor, den erlesenen Parkettboden zu betreten, und fühlte sich angesichts des langen Tisches mit den feinen Schnitzarbeiten, der umringt von passenden Stühlen in der Mitte des Raumes stand, übergroß und ungelenk. So fühlte er sich immer in der Nähe schöner und zerbrechlicher Dinge, als ein Eindringling in eine Welt, die viel kleiner war, als sie sein sollte, und die viel zu leicht Schaden nahm.
»Das ist noch nicht alles«, sagte Jessan. »Wirf mal einen Blick aus dem Fenster.«
»Mach ich ja schon«, erwiderte Ari leise. »Ich seh’s.«
Durch die hohen Flügelfenster wirkte die hintere Wand wie ein Vorhang aus Glas. Dahinter ging gerade die Sonne über einem Panorama bewaldeter Hügel auf und tauchte den ganzen Raum in ein rötliches Licht. Ein leichter morgendlicher Nebel hing in den Tälern zwischen den Tannen, und von irgendwo dort draußen hörte man Vogelgezwitscher. Ein Vogel zischte pfeilschnell am Fenster vorbei. Nur kurz sah Ari ein scharlachrotes Etwas auftauchen, das dann auch gleich wieder im dunklen Grün der Wälder verschwand.
»Wo sind wir hier?«, wollte Llannat wissen. Ihre sanfte Stimme klang nun wie ein Wispern.
»Entibor«, murmelte Ari. »So wie es vor vielen Jahren aussah, als es noch existierte.«
»Dies hier ist eines der privaten Gemächer im Sommer-Palast«, erklärte Jessan. »Aber hast du jemals ein so hochwertiges HoloVid gesehen?« Er beugte sich zur Wand und betätigte einen Schalter.
Ari kniff die Augen zusammen. Der Tisch und die Stühle flimmerten und wurden zu schlichten, robusten Möbeln aus rohem Metall. Möbel, die man nicht zerbrechen konnte, selbst wenn man es versuchte. Statt der Fensterfront sah er einen offenen Bogengang, der sich in dunkle Gänge verzweigte.
»Diesmal müssen die Möbel echt sein«, sagte Llannat nach einer Weile. »Niemand würde auf die Idee kommen, eine so hässliche Illusion zu schaffen.«
Ari stimmte ihr zu. Ohne das HoloVid erinnerten ihn Raum und Möbel an das Namporter Gefangenenlager.
»Können wir zum Palast zurückschalten?«
»Na klar«, sagte Jessan. Er legte den Schalter um, und nun zeigte sich wieder der in morgendliches Licht getauchte Saal. »Ich warte ohnehin lieber hier auf die anderen. Ich weiß nur, dass es in einer der Hallen Schlafräume gibt, aber das war’s auch schon; ich möchte da drinnen nicht auf eigene Faust herumwandern. Man kann ja nie wissen, auf was man dabei stößt.«
Ari setzte sich auf einen der Stühle. Auch wenn er jetzt wusste, woraus sie wirklich hergestellt waren, fürchtete er doch ein wenig, das zerbrechliche, zarte Ding könnte unter seinem Gewicht zusammenbrechen. Vor den Fenstern stieg die Sonne hoch über die entiboranischen Hügel.
»Eine holographische Echtzeit-Simulation«, sagte Jessan, als er sich auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches setzte. »Wer auch immer die Programmierung vorgenommen hat, er war ein echter Künstler. Wahrscheinlich könnte man tagelang zuschauen, ohne auch nur ein einziges Mal auf eine Wiederholung zu stoßen.«
»Der Professor hat es selbst programmiert«, sagte Llannat. »Aus dem Gedächtnis, nachdem Entibor verloren war.«
Ari drehte sich um. Die Adeptin stand direkt hinter seiner rechten Schulter. Sie wirkte traurig, als sie die Veränderungen in der holographischen Landschaft beobachtete. Er fragte sie nicht, woher sie denn wisse, wer den Raum programmiert hatte. Sie war Adeptin und zog dieses Wissen offenbar unmittelbar aus der Luft. Stattdessen fuhr er mit seiner Hand über die kühle Platte des Metalltisches, der aus geschnitztem hellem Holz zu bestehen schien, und sagte: »Mutter war ganz anders. Sie ließ möglichst gar nichts aus Entibor ins Haus kommen.«
Die äußere Tür öffnete sich wieder, bevor Llannat überhaupt etwas sagen konnte. Beka kam herein, von dem Professor dicht gefolgt.
»Und werden wir jetzt erfahren, was du geplant hast?«, erkundigte sich Ari.
»Wir sprechen morgen während des Frühstücks
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