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Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Titel: Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Stiglitz
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will, dass das Defizit jetzt nicht wächst, bietet sich eine weitere Strategie der Konjunkturbelebung an, die auf einem seit Langem bekannten Grundsatz, der sogenannten Multiplikatorwirkung eines ausgeglichenen öffentlichen Haushalts, basiert . Die Regierung erhöht gleichzeitig Steuern und Ausgaben – so dass das laufende Defizit unverändert bliebe – und stimuliert so die Wirtschaft. Die Steuern dämpfen zwar die Konjunktur, aber die Ausgaben wirken konjunkturanregend. Die Analyse zeigt eindeutig , dass der belebende Effekt den kontraktiven
überwiegt. Wenn die Steuer- und Ausgabenerhöhungen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, kann der Anstieg des BIP zwei bis drei Mal so groß ausfallen wie die Ausgabenerhöhung. 23 Und während das Defizit – annahmegemäß – kurzfristig weder ansteigt noch sinkt, geht die Staatsverschuldung wegen der erhöhten Steuereinnahmen infolge des ausgelösten Wachstumsschubs mittelfristig zurück.
    Es gibt also eine Möglichkeit, die Quadratur des Kreises – Konjunkturbelebung im Rahmen der bestehenden Verschuldungs- und Defizitgrenzen  – zu bewältigen, selbst wenn die Regierung diese Obergrenzen nicht weiter erhöhen kann. Und hier bekommen die im vorherigen Abschnitt diskutierten Reformen dann besondere Relevanz.
    Wir können uns das Ausmaß, in dem verschiedene Steuern und Ausgaben die Wirtschaft ankurbeln, gezielt zunutze machen, indem wir mehr für Programme mit großen Multiplikatoren (bei denen jeder ausgegebene Dollar einen um ein Mehrfaches dieses Betrages höheren Zuwachs des BIP erzeugt) ausgeben und weniger für Programme mit kleinen Multiplikatoren; gleichzeitig erhöhen wir die Steuern auf Quellen mit niedrigen Multiplikatoren, während wir die Steuern auf Quellen mit hohen Multiplikatoren senken. Gelder, die für ausländische Auftragnehmer in Afghanistan ausgegeben werden, stimulieren die amerikanische Wirtschaft nicht; Finanzmittel, mit denen das Arbeitslosengeld für die Langzeitarbeitslosen gezahlt wird, tun dies dagegen sehr wohl, und zwar weil diese Menschen derart knapp bei Kasse sind, dass sie tendenziell jeden Dollar, den sie erhalten, auch ausgeben (müssen). Eine stärkere Besteuerung der Superreichen reduziert deren Ausgaben um höchstens etwa 80 Cents pro Dollar; eine geringere Besteuerung der Geringverdiener erhöht deren Ausgaben um fast 100 Cents je Dollar. Daher entschärft eine stärkere Steuerprogression nicht nur die Ungleichheit, sondern stimuliert auch die Wirtschaft. Trickle-up kann funktionieren, selbst wenn Trickle-down versagt.
    Auch die Reichen können von dem Anstieg des BIP profitieren, in einigen Fällen sogar in einem solchen Umfang, dass die erhöhte steuerliche Belastung dadurch ausgeglichen würde. Weil staatliche Ausgaben, die zu höheren politischen Renten führen (ob es sich um überhöhte Preise bei der öffentlichen Auftragsvergabe, Subventionen für reiche Landwirte oder für Konzerne handelt), in überproportionalem Maße den oberen Einkommensgruppen zugutekommen, kommen Kürzungen
derselben – und die Bereitstellung der freigewordenen Mittel für zusätzliche Investitionen und eine verbesserte soziale Absicherung – Gerechtigkeit, Effizienz und Wachstum zugute; und in der gegenwärtigen Lage wird auch die Gesamtwirtschaft angekurbelt.

Der Faktor Griechenland
    Die anhaltende Schuldenkrise in Griechenland und andere Probleme im übrigen Europa flößen vielen Menschen eine regelrechte Schuldenangst ein. Die Menschen, die die Krise in Europa betrachten, sehen durch sie ihre Vorurteile bestätigt: Das geschieht eben, so sagen sie sich, wenn man hohe Steuern und Schulden und allzu üppige Sozialleistungen hat. Aber diese Interpretation der Vorgänge in Europa ist schlicht falsch, und die Situation Griechenlands (und anderer europäischer Länder) unterscheidet sich deutlich von der der Vereinigten Staaten. Und diese Unterschiede sind auf das Währungssystem zurückzuführen.
    Griechenland kann man den Vorwurf machen, über seine Verhältnisse gelebt zu haben – auch wenn den Finanzsektor einmal mehr eine Mitschuld daran trifft, hat doch eine US-Bank einer früheren Regierung mittels Finanzderivaten geholfen, die wahre Lage der Staatsfinanzen vor ihren Bürgern und der EU zu verschleiern. Anderen Krisenländern kann man dagegen keine Verschwendungssucht vorwerfen: Irland und Spanien hatten vor der Krise Haushaltsüberschüsse.
    Einer der großen Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und

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