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Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Titel: Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Stiglitz
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und wäre auch nicht übermäßig schwer zu bewältigen. Es genügte, die Maßnahmen, die dazu führten, dass sich die Lage der Staatsfinanzen zwischen dem Jahr 2000 und heute gleichsam ins Gegenteil verkehrte, rückgängig zu machen; die Reichen stärker zur Kasse zu bitten; offene und versteckte Subventionen für Firmen zu streichen; Unternehmen, die nicht in den Vereinigten Staaten investieren und hier keine Arbeitsplätze schaffen, stärker zu besteuern als diejenigen, die dies tun; Umweltverschmutzer zu besteuern; der Verschleuderung unserer Rohstoffe ein Ende zu setzen; unnötige Rüstungsausgaben zu reduzieren und bei der Vergabe öffentlicher Beschaffungsaufträge – ob an Pharmafirmen oder Rüstungskonzerne  – keine überhöhten Preise zu zahlen. Diese Vorschläge enthalten ausreichend Einsparpotenziale, um selbst das ehrgeizigste Defizitabbauziel zu erreichen.
    Wenn man diese Agenda mit den Reformvorschlägen der verschiedenen Sparkommissionen abgleicht, gelangt man zu einer von zwei Schlussfolgerungen: Entweder wollen einige von ihnen in voller Absicht die US-Wirtschaft weiterhin so umbauen, dass sie die Reichen einseitig auf Kosten aller Übrigen begünstigt, oder aber sie sind auf einige Mythen hereingefallen, die die rationale wirtschaftspolitische Entscheidungsfindung verzerren.

Mythen
    Die Debatte über den Haushalt wird von einer Reihe von Mythen vernebelt, von denen einige bereits thematisiert wurden. Der Mythos der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik besagt, dass die Besteuerung der
Reichen Arbeitsplätze vernichtet und die Spartätigkeit reduziert, mit der Folge, dass alle – nicht nur die Reichen – schlechter gestellt sind. Jede Branche hat ihre eigene Version dieses Mythos: Die Kürzung der Militärausgaben kostet Arbeitsplätze. Die Beseitigung von Steuervergünstigungen für die Kohle- und Mineralölindustrie kostet Arbeitsplätze. Wirtschaftszweige, die zur Luft- oder Wasserverschmutzung beitragen oder Giftmüll produzieren, behaupten ebenfalls, dass es Jobs kosten wird, wenn Verschmutzer für die Kosten, die sie anderen auferlegen, einstehen müssen.
    Wie dargelegt, sprechen Erfahrung und Theorie ganz entschieden gegen eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, doch das ist heute fast nebensächlich. Heute ist unser Problem nicht das Angebot, sondern die Nachfrage: Zumindest Großunternehmen haben die Mittel, jede Investition zu tätigen, die sie wollen; doch wenn es keine Nachfrage nach ihren Produkten gibt, werden diese Investitionen nicht erfolgen. Um die Investitionstätigkeit anzukurbeln, müssen wir uns auf das Problem konzentrieren, wie sich die Nachfrage am ehesten beleben lässt. Wenn die unteren und mittleren Einkommen mehr Geld im Portemonnaie hätten, würde genau dies geschehen. Strategien zum Defizitabbau, die der Mittelschicht einen Großteil der Steuererhöhungen aufbürden, würden daher die Situation nur noch verschlimmern. 29
    Die Makropolitik – die Geld- und Fiskalpolitik – ist dafür verantwortlich, Vollbeschäftigung zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Wenn alles gut läuft und annähernd Vollbeschäftigung herrscht, schafft man mit überzogenen Militärausgaben und großzügigen Subventionen keine Arbeitsplätze. Sie verzerren die Wirtschaft lediglich, indem sie Arbeitskräfte von produktiveren Verwendungszwecken zu weniger produktiven umlenken. Zwar stimmt es, dass bei einer Korrektur dieser Verzerrungen einige Arbeitskräfte mit sektorspezifischen Qualifikationen zu den Verlierern gehören werden, da ihre Kompetenzen nicht länger gefragt sind. Aber das ist kein Argument dafür, ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Es ist ein Argument dafür, den betroffenen Arbeitern durch eine robuste Anpassungshilfe unter die Arme zu greifen – aber genau dies lehnen die Konservativen im Allgemeinen ab.
    Der wirkmächtigste Mythos überhaupt ist vielleicht die Behauptung, eine erhöhte Besteuerung von Millionären und Konzernen werde der mittelständischen Wirtschaft schaden und daher Arbeitsplätze kosten.
In Wirklichkeit wären nur sehr wenige mittelständische Betriebe von einer solchen Steuererhöhung überhaupt betroffen: weniger als ein Prozent. Und nur ihre Gewinne würden geringfügig reduziert. Wenn es sich vor der Steuer lohnte, einen Arbeiter einzustellen oder eine neue Maschine zu kaufen, dann wäre dies auch danach noch der Fall. Nehmen wir an, die Einstellung eines Arbeiters bringt dem Unternehmen einen Ertrag von 100 000 Dollar und das

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