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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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zuckte erneut mit den Schultern. »Das ändert nichts daran, dass wir sie nicht mitnehmen können.«
»Warum nicht?«
»Weil es uns Zeit kostet. Und weil ich es nicht möchte.«
»Oh. Na dann.« Visco neigte das Haupt und hob entschuldigend die Hand. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Hochwohlgeboren mit meiner Frage beleidigt zu haben.«
Der Vampir ballte die Faust und fuhr mit einer energischen Handbewegung durch die Luft. » Verdammt, Lorn! Willst du sie einfach hier liegen lassen? Damit der nächste Bandit kommt und weiter macht, wo die anderen beiden aufgehört haben? Oder damit ein Bär sie anknabbert? Dann hätten wir sie gleich den beiden da überlassen und uns die ganze Mühe sparen können.«
Die feinen Narben um Augen und Mund des Jagam spannten sich. »Wäre es nach mir gegangen, wären wir auch einfach weiter geritten. Dann würden wir uns jetzt auch nicht über den Verbleib irgendeines Bauernmädchens zanken.«
»Warten wir wenigstens, bis sie aufwacht«, entgegnete Visco unbeeindruckt. »Dann können wir sie in ihrem Dorf abliefern, bevor wir zum Fluss weiterreiten.«
Lorn seufzte. Er wusste, wann Gespräche dieser Art mit Visco DeRàul keinen Sinn hatten.
»Also schön.« So etwas wie ein sterbendes Lächeln huschte über Lorns Gesicht. »Und da du deine Finger ja anscheinend nicht von ihr lassen kannst, darfst du sie auch allein zu den Pferden tragen.« Damit verschwand der Nachtjäger wie ein schwarzer Geist zwischen den Büschen und Bäumen.
»Aber mit Vergnügen«, murmelte Visco sanft lächelnd und lud sich die junge Frau ohne große Mühe auf die Arme.
*
    Svergo rannte schnell wie ein Pfeil durch den Wald.
Äste rissen sein Wams auf, ritzten seine Haut und schlugen wie dornige Peitschen nach seinem Gesicht, während Wurzeln nach seinen Füßen griffen und Mooskissen zu gefährlichen Stolperfallen wurden. Es schien dem jungen Kesselflicker fast, als hätte der Wald selbst etwas gegen seine Flucht.
Hinter sich hörte Svergo die Stimmen seiner Verfolger, die einander Kommandos zubellten oder üble Verwünschungen ausstießen, wenn auch sie mit den Unzulänglichkeiten des unebenen Waldbodens und seiner Auswüchse zu kämpfen hatten.
Söldner! , dachte Svergo nicht zum ersten Mal verzweifelt und spürte, wie sein wild hämmerndes Herz einen Satz machte. Er wusste, dass es darauf ankam, die Meute irgendwo im Wald abzuhängen und dann so schnell wie möglich einen Bogen zu schlagen und zum Dorf zu gelangen. Vielleicht würde der aufkommende Nebel ihm bei seiner Flucht helfen, damit er Egemunde rechtzeitig erreichen und die anderen warnen könnte.
Durch Zufall war Svergo auf das Lager der Söldner gestoßen, wo er prompt einem der Männer in die Arme gelaufen war, der sich irgendwo in der Nähe erleichtert hatte. Svergo hatte sich Dank der Unpässlichkeit des Mannes, der immer noch an seiner Hose herumgefummelt hatte, in die Büsche schlagen können, doch hatte es nicht lange gedauert, bis der Söldner seine Kameraden mit lauten Rufen alarmiert gehabt hatte und ein Teil der Truppe wie eine Rotte Jagdhunde mit blank gezogenen Waffen hinter Svergo hergerannt war.
Seit einer Viertelstunde hetzten sie Svergo nun schon wie ein Stück Wild durch den Wald. Bisher hatte er es nur seiner überlegenen Ortskenntnis zu verdanken, dass die Männer ihn nicht schon längst erwischt hatten – dem jungen Kesselflicker war jede Senke vertraut, wohingegen die Söldner bereitwillig in jede Bodenmulde stolperten, die sich ihnen auf dem unebenen Waldboden darbot. Dennoch wusste Svergo, dass er in diesem Wettlauf nicht mehr lange bestehen würde. Es waren einfach zu viele Häscher, und irgendwann würden sie ihn wie einen Hirsch bei einer Treibjagd in die Enge gehetzt haben . Kaum dass sich dieser bittere Gedanke in seinem Kopf niedergelassen hatte, rutschte sein Fuß in einer Schlammpfütze zur Seite; Svergo knickte um und fiel der Länge nach in den Matsch. Fluchend stemmte der junge Mann sich auf alle Viere, um sich so schnell wie möglich wieder aufzurichten und seine Flucht fortzusetzen.
Als er hinter einem struppigen Busch zu seiner Linken jedoch das stapfende Geräusch schwerer Stiefel vernahm, erstarrte er wie ein Kaninchen und hielt gebannt den Atem an.
»Da ist er!« Svergo hatte nicht einmal mehr die Zeit, beim Klang dieser schroffen Stimme über ihm zusammenzuzucken, da dem Ausruf beinahe auf dem Fuße ein unheilvolles Zischen folgte.
Bereits einen Herzschlag später war es nur noch Svergos Kopf , der seine

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