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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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trotz seines Hinkens furchtlos auf die Wölfe zu und schwang seinen Schmiedehammer. Eines der pelzigen Untiere stellte sich dem Schmied mit schweren Schritten in den Weg und richtete sich vor Fugar zu voller Größe auf. Das unheilige Feuer in den Wolfsaugen glomm wie die wartende Verdammnis hinter den Pforten zu den Sieben Hölle. Fugar spuckte dem Wolf davon unbeeindruckt einfach nur vor die Füße und ließ seinen Hammer schwungvoll in die Seite des Tieres krachen. Man hörte die Knochen regelrecht bersten . Der Wolf jaulte gepeinigt auf und fiel mit blutigem Schaum vor der Schnauze auf den Rücken, ehe ein zweiter Schlag ihm den Schädel zertrümmerte und Gehirnmasse und Blut spritzen ließ.
Lorns Axt hackte einem anderen Wolf derweil eine zottelige Klauenhand ab. Der sterbende Wolf riss dem Jagam im Fallen jedoch die Axt aus den Händen, die sich außerdem in Knochen, Muskeln und Fleisch verkeilt hatte. Lorn zog in einer routinierten Bewegung sein Schwert. Aus den Augenwinkeln sah er zeitgleich, wie eine kleine Gruppe weiterer Wölfe, die an der Palisade wohl kein Glück gehabt hatten, aus der nebelerfüllten Nacht ins Dorf drängten. Die Neuankömmlinge erfassten die Situation schneller als ihre Gefährten und sprangen nach einem kurzen Sprint durch den Nebel auf allen Vieren sogleich knurrend in die Luft, um auf dem Rücken oder der Brust eines Verteidigers zu landen, die mit einem anderen Wolf beschäftigt waren. Ein Jüngling und ein älterer Mann aus Flanks Truppe fielen ihnen zum Opfer, ehe der Bürgermeister und Tomash der Kesselflicker sich fassten und den Wölfen mit Fackeln zusetzten. Lorn eilte den beiden zur Hilfe, griff ebenfalls nach einer im Boden steckenden Pechfackel und hielt die Wölfe mit kaltem Stahl und heißem Feuer auf Distanz.
Auf der anderen Seite hatten die Verteidiger noch weniger Glück. Gleich zwei Wölfe machten einen großen Bogen um Fugars kreisenden Hammer und wüteten unter den vormaligen Bogenschützen wie Füchse in einem Hühnerstall. Die schrillen Schreie der Sterbenden hallten laut durch die Nacht.
»Jagam!« Fugars Warnung kam gerade noch rechtzeitig. Lorn wirbelte mit der fauchenden Fackel in der Faust blindlings herum; er spürte, wie das brennende Ende auf Widerstand traf.
Ein Wolf taumelte knurrend nach hinten und drückte eine Klauenpfote auf den qualmenden Oberarm. Dem folgenden Schwertstreich des Jagam konnte der Werwolf dennoch ausweichen. Trotzdem stolperte er rückwärts zu Boden, wo er wild um sich schnappend den hinkenden Fugar mit seinen Fängen erwischte und sich im Knöchel des Schmied verbiss. Lorn revanchierte sich für Fugars geistesgegenwärtige Warnung, indem er der Bestie die Klinge in die Brust rammte und den Schmied vor Schlimmeren bewahrte.
»Nur ein Kratzer ...«, keuchte Fugar anschließend mit einem geringschätzigen Blick auf seine zerfetzte, blutgetränkte Hose. »Lasst nur, Jagam. Aber Euer Freund könnte Hilfe gebrauchen«, meinte er dann und nickte in Richtung Wehrgang, bevor er sich mühsam auf den Griff seines Hammers stützte und auf die Beine wuchtete, um sich noch heftiger hinkend als zuvor von Neuem in den Kampf zu stürzen.
Lorn warf einen raschen Blick nach oben.
Und fluchte heftig, ehe er behände auf die nächstbeste Sprossenleiter sprang ...
*
    Viscos lange Reißzähne und die mindestens genauso langen Fänge des Werwolfs blitzten im Fackelschein um die Wette, als die beiden oben auf der Palisade zusammenprallten und Rapierklinge und Wolfsklaue sich ein erstes Mal scheppernd trafen.
Obwohl sich Visco der immer noch beachtlichen Kraftrückstände seines düsteren Ichs bediente, merkte er schon beim ersten Zusammenstoß, dass er dem Wolf unterlegen war.
Sein blutiges Rapier zuckte zwar in Richtung der langen Wolfsschnauze, doch wehrte die Bestie die Klinge fast spielerisch mit der rechten Klaue ab, während Visco nach und nach immer mehr Boden verlor und auf dem glitschigen Wehrgang zurückweichen musste, damit ihn die Krallen nicht im Gesicht erwischten.
Als Visco bei einem weiteren Ausweichmanöver unversehens über eine fallengelassene Sense stolperte, das Gleichgewicht verlor und den Bodenbrettern des Walls entgegenstürzte, blitzte blanke Mordlust in den roten Wolfsaugen auf.
Visco sah entsetzt, wie der Wolf einen langen Satz nach vorn machte und ihm knurrend hinterher sprang ...
Viscos verbliebene Kräfte schützten ihn zwar immer noch vor Krankheiten und ließen die meisten Wunden auch schneller heilen – eine

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