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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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realisierte, dass sie erst vor Kurzem in Brand gesteckt worden sein mussten, wie die geringe Menge an Qualm bewies. Der emotionale Teil starrte einfach nur.
Der Seesack entglitt seinen behandschuhten Fingern, das Schwert sprang wie von selbst in seine Hand. Plötzlich hielt er es einfach in der Faust und rannte, rannte und rannte, ja flog förmlich den Hügel hinab. Er spürte, wie sich sein Sichtfeld vor möglichen Gefahren verschloss und er seinem Zorn die Kontrolle überließ. In diesem Augenblick vergaß er seine Ausbildung und die noch frischen Lektionen seiner unzähligen Lehrmeister auf Justica fast vollständig; die fröhliche Welt der Wiedersehensfreude starb in dem Moment, da er am Fuß des Hügels ankam und ihm eine glutschwangere Wolke aus Hitze, zähen schwarzem Qualm und grässlich beißendem Gestank entgegenschlug. Er roch das verbrannte Fleisch und die verloderte Erde seiner Heimat, hörte die Schreie der Menschen, die in den brennenden Häusern eingeschlossen waren und jämmerlich erstickten oder verbrannten.
Direkt neben dem ersten brennenden Haus des Dorfes – es gehörte der Familie von Odeus dem Fischer, mit dessen Sohn der junge Jagam als Kind oft gespielt hatte – lehnten zwei Gestalten in geschwärzten Harnischen an einem Gatter, die Köpfe von Helmen mit starr dreinblickenden Gesichtsmasken aus dunklem, nietenbesetzten Metall verborgen.
Der Nachtjäger erkannte sie sofort.
Anhänger der Sieben Höllen.
Ihre Krummsäbel waren blutverschmiert, die Augen hinter den Sehschlitzen glühten scheinbar vor Schadenfreude im Widerschein der Flammen, während das Gejammer und die Schreie der Sterbenden an ihre verhüllten Ohren drangen.
Der Jagam ließ den Kultisten nicht den Hauch einer Chance. Kaum dass sie ihn bemerkt hatten, sprang er ihnen auch schon entgegen, ein Wirbel aus Hass und Rachedurst.
Sein Schwert trennte den Kriegern jeweils den Kopf vom Rumpf. Die Maskierten starben ohne einen Laut.
Der Jäger wartete nicht, bis ihre Leiber den verkleideten Köpfen folgten und zur Seite kippten, sondern eilte bereits weiter in Richtung seines Elternhauses, das weiter in Richtung Dorfmitte stand. Überall lagen die Leichen erschlagener Dorfbewohner und säumten den blutigen Pfad seiner Heimkehr zwischen Rauch und Tod. Einige in blankem Entsetzen verzerrte Gesichter weckten Erinnerungen an Namen und Begebenheiten, obwohl viele so grausig entstellt waren, dass er sie dankenswerter Weise nicht erkannte.
Dann erreichte er sein Elternhaus. Sah die leblosen Gestalten, die davor in der blutgetränkten Erde lagen. Und spürte, wie etwas in ihm zerbrach . Zum ersten Mal in seinem Leben erfuhr er, was dieser Ausdruck wirklich bedeutete.
Wie viel Leid. Wie viel Schmerz. Wie viel Hass.
Oh, er würde diejenigen finden, die für all das hier verantwortlich waren, und dann würde er sie ganz langsam ...
Etwas traf ihn hart im Rücken und schleuderte ihn nach vorn. Seine Finger gruben sich in die matschige, rotbraune Erde vor dem Haus seiner Familie. Plötzlich lag er in Reichweite des reglosen Körpers eines jungen Mannes eines seiner Brüder, wie er wusste, auch wenn er das Gesicht, gelobt sei die Gnade des Einen, nicht sehen konnte.
»Deine Männer haben anscheinend einen vergessen, Trasma.«
Die Stimme, die hinter dem Nachtjäger ertönte, klang kultiviert und amüsiert – ganz so, als bemerkte ihr Besitzer das blutige, rauchverhangene Schlachtfest um ihn herum gar nicht.
Der Jagam umklammerte voller Zorn das Heft seines Schwerts, rollte sich auf den Rücken und sprang mit einem Satz zurück in den Stand, um den Neuankömmlingen die Stirn zu bieten.
Vor ihm saßen zwei Männer auf kräftigen schwarzen Pferden mit eisenverhüllten Schädeln. Langes weißes Haar umrahmte die blassen, alterslosen Gesichter der Reiter, deren asketische Körper in feingliedrigen Kettenhemden und weiten schwarzen Roben steckten; silberne Stirnreife mit einem kleinen schwarzen Diamanten hielten das strähnige Haar zurück. Der Diamant hatte die Form einer stilisierten schwarzen Rose.
Auch diese Gestalten erkannte der Jagam.
Priester der Sieben Höllen.
Umringt wurde das berittene Gespann der Unheiligkeit von mindestens vierzig maskierten Kriegern in leichten Rüstungen. Die Metallgesichter starrten dem jungen Nachtjäger schweigend entgegen. Um sie herum knisterte das Feuer, knarrte berstendes Holz. Irgendwo weinte ein kleines Mädchen.
»Beeindruckend«, höhnte einer der Priester, nachdem der Jagam dergestalt akrobatisch auf die Beine

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