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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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ich dabei nicht auf meine Umgebung, denn ich sah niemanden näher kommen und hörte auch nichts. Als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür aufstoßen wollte, spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Arm und eine zweite an meiner Schulter. Unsanft wurde ich herumgerissen und dann mit dem Rücken heftig gegen die Tür geschleudert. Die Luft, die aus mir entwich, stieg als weiße Wolke in die Nachtluft auf.
    »Pssst, schön leise sein. Ich weiß, dass du gerne ein großes Trara veranstaltest, aber jetzt würde ich dir raten, den Mund zu halten«, warnte Justin und bedachte mich mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Er war eindeutig keine Leiche, sondern stand putzmunter und unversehrt vor mir. »Die kleine Jen spielt neuerdings gerne Detektivin, nicht wahr? Ich hätte wissen müssen, dass du Ärger machst, aber ich konnte dir einfach nicht widerstehen. Du sahst so verdammt süß aus an diesem Abend im Hotel, so makellos. Ich wusste, dass du ganz wild auf einen kleinen Fick warst, ich musste nur die richtigen Knöpfe drehen. Aber welchen Teil von ›Ich bin nicht mehr an dir interessiert‹ verstehst du nicht? Erst folgst du mir nach Porthcawl und machst mir eine, ehrlich gesagt, ziemlich peinliche Szene, und dann schleichst du auch noch um den Wohnwagen herum und zapfst Gwen an, diese alte Hexe. Ich habe ja schon davon gehört, dass ihr Mädels ziemlich anhänglich werden könnt, aber das ist wirklich schon Stalking, was du da betreibst. Wenn das so weitergeht, muss ich eine einstweilige Verfügung gegen dich erwirken. Es war zwar nur ein Wohnwagen, aber ich glaube, es ist trotzdem illegal, in einen einzubrechen. Oder ihn niederzubrennen.«
    Ich versuchte etwas zu sagen, versuchte, ihn abzuschütteln, aber sein Griff auf meinem Unterarm war so eisern wie eine Handschelle, und mit der anderen Hand presste er mich an den Türrahmen. Die breite viktorianische Veranda schirmte uns von der Straße und den umstehenden Häusern ab, und es waren nirgendwo ein Motor oder Schritte zu hören. Alle hatten sich hinter ihren Vorhängen verschanzt.
    »Du würdest sicher gerne wissen, was ich mit dir anstelle, wenn du mein Nein nicht akzeptierst, Süße.« Er genoss seinen Auftritt viel zu sehr, um eine Entgegnung von mir abzuwarten. »Hör endlich auf herumzuzappeln. Es sei denn, du willst, dass ich dir wieder an die Wäsche gehe. In dem Fall mach ruhig weiter, ich finde die Reibung sehr erregend.«
    »Was willst du von mir, du kranker Bastard?«
    »Moment mal, du bist doch diejenige, die mir nachrennt! Hübsches Phantombild übrigens. Nicht unähnlich, aber in Fleisch und Blut bist du natürlich viel attraktiver. Und dein Fleisch durfte ich wirklich zur Genüge betrachten, nicht wahr?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Ach nein? Ich gebe zu, dass ich dich unterschätzt habe. Du hast mir wirklich einen gehörigen Schrecken eingejagt, als du wie aus dem Nichts bei Santos aufgetaucht bist. Wie hast du mich eigentlich gefunden? Ist auch egal. Jedenfalls hätte ich nicht gedacht, dass du mich aufspüren würdest. Sicherheitshalber habe ich trotzdem dafür gesorgt, dass nichts im Wohnwagen herumliegt, was mich, äh … belasten könnte. Allerdings hätte ich vielleicht nicht diesen Idioten damit beauftragen sollen, aber ich hatte anderswo zu tun. Wenn man will, dass etwas gründlich erledigt wird, muss man es selbst übernehmen, aber ich wollte lieber nicht noch länger warten. Du musst meinen Kompagnon knapp verpasst haben an dem Abend, als du die Einbrecherin gespielt hast. Er hat mir erzählt, dass wir Besuch hatten, und mir war sofort klar, dass du das warst, vor allem, nachdem die alte Gwen mir ein paar Tage vorher einen Zettel hingelegt hatte, auf dem stand, dass sich eine junge Frau nach Paul erkundigt hat.«
    »Warum hast du deinen Wohnwagen abgefackelt?«, fragte ich. Mir brannte noch vieles andere mehr auf der Zunge, aber bei dieser Frage erschien es mir am wahrscheinlichsten, dass ich eine Antwort und damit Zeit zum Nachdenken erhielt.
    »Na ja, geplant war das nicht, das gebe ich zu«, sagte Justin amüsiert. »Als dieser Vollidiot von Pootle angerufen hat, um mir das mit deinem Besuch mitzuteilen, bin ich am nächsten Morgen sofort vorbeigefahren, um mich zu vergewissern, dass er wirklich aufgeräumt hat. Aber er lag schnarchend auf der Bank und hat nach Pot gestunken. Pootle hatte noch nie besonders viel Stil, und der Hellste war er auch nicht. Die Feinarbeit und das Geschäftliche musste immer

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