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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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das ich am Tag des Telefonats mit Sophie zertrümmert hatte. Ihren Anruf hatte eine Pressereferentin und Verlobte entgegengenommen, die es nicht mehr zu geben schien.
    Die Warterei meiner Kindheit hatte sich manchmal dadurch erträglicher machen lassen, dass ich mich versteckte. Ich war unter mein wackeliges Hochbett gekrochen, hatte mich an ausrangierten Plüschtieren und Tüten voller Brettspiele vorbeigekämpft, die mir keinen Spaß mehr machten, hatte mich ganz nach hinten verkrochen. Manchmal suchte ich mir zum Verstecken aber auch die Rumpelkammer aus und kauerte unter den Mänteln, die innen an der Tür hingen. Dort roch es nach Regen und nassem Stoff, und hin und wieder krabbelte eine Spinne vorbei. Je enger und dunkler mein Rückzugsort war, desto leichter ließ sich das Gefühl des Wartens durch ein Gefühl des bewussten Versteckens verdrängen. Dass ich selbst die aktive Entscheidung dazu traf, tröstete mich genauso wie die räumliche Begrenzung und die Finsternis und die Tatsache, dass die sonntäglichen Geräusche mich nur noch gedämpft erreichten.
    Vielleicht würde mich dieses Heilmittel auch jetzt vor dem Gefühl bewahren, keine Luft mehr zu kriegen. Ich konnte hinter das Sofa kriechen oder in einen der größeren Schränke im Schlafzimmer oder in die Rumpelkammer unter der Treppe, hinter deren Tür Dans Jacken und Mäntel hingen.
    Aber so etwas tat man nun einmal nicht als erwachsener Mensch. Statt mich also an einem dunklen Ort zu verkriechen, bügelte ich Blusen, schrubbte die Küchenspüle, feilte meine Fingernägel, trug eine Gesichtsmaske mit Fruchtsäure für einen jugendlichen Teint auf und sah mir die Nachrichten im Fernsehen an. Ich tat, was jeder andere Erwachsene in jedem anderen Haus in jeder anderen Stadt tun würde.
    Als Dan Stunden später nach Hause kam, lag ich immer noch wach im Bett. Ich vernahm die vertrauten Geräusche im Hausflur, hörte, wie er seine Stiefel auszog, in die Küche ging und die Kühlschranktür öffnete. Ich tat so, als würde ich schlafen, aber ich ließ es zu, dass er die Arme um mich schlang, nachdem er neben mir ins Bett geschlüpft war.
    »Ich hab dich vermisst«, murmelte er. »Du riechst nach Orange.«
    Als ich am nächsten Morgen im Büro meine Jacke auszog und meinen Computer hochfuhr, kam der Chief in die Pressestelle gestürmt, dessen rosiges, robustes Gesicht noch röter war als sonst. Er warf seinen Hut auf den Schreibtisch, ließ sich mit einem wuchtigen Rums in Serians Drehstuhl fallen und wedelte mit einer Zeitung vor meinem Gesicht herum. Er hatte Detective Inspector Harden im Schlepptau, der ziemlich abgehärmt aussah. Hinter ihm stand Doyle, der sich diskret in der Nähe der Tür hielt, um sich stillschweigend verdrücken zu können.
    O Gott, was ist denn nun schon wieder los?, dachte ich und wartete schweigend ab, bis mir jemand erklärte, was Sache war. Am liebsten wäre ich in den Materialschrank gekrochen und hätte die Tür hinter mir zugezogen.
    »Dieser verdammte Jack Schießmichtot«, stieß Cavendish wutschnaubend hervor, und sein hochroter Kopf über dem engen weißen Kragen schien kurz vorm Platzen zu sein. Japsend zupfte der Chief an seiner Krawatte. »Er hat mich abgepasst, als ich gestern Abend die Wache verlassen habe. In Aberthin gehen offenbar neue Gerüchte um, weil die Jungs von der Spurensicherung vor Ort waren. Ich habe ihm explizit gesagt, dass die Sache streng vertraulich ist.«
    »Streng vertraulich gibt es nicht«, murmelte ich tonlos, wie immer, wenn ich diese unzutreffende Floskel hörte.
    »Ich habe ihm versichert, dass wir es ihn wissen lassen, wenn sich die Gerüchte bestätigen.«
    Aber er will nun mal der Erste sein, der die Neuigkeit veröffentlicht , dachte ich. Und dann: Moment mal! Wenn sich welche Gerüchte bestätigen?
    »Und trotzdem zieht er los und zitiert mich als ›inoffizielle Quelle‹, dieser kleine Scheißkerl!« Er tippte mit der Hand ungeduldig auf die Zeitung, die er mir vorgelegt hatte, und wartete darauf, dass ich sie las.
    »Ich habe die heutige Zeitung schon gelesen, Chief«, antwortete ich. »Was ist das Problem? Da steht doch nur, was Inspector Davies gestern in den Interviews gesagt hat. Dass sie den Rest ein wenig ausschmücken würden, war ja klar.«
    Der Artikel, den ich gelesen hatte, war zwar reißerisch aufgemacht gewesen, wie es Jacks Art war, hatte aber keine Überraschungen enthalten, sondern nur neben dem Phantombild von mir mit meiner Baseballkappe die grundlegenden Fakten

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