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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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weiterhin glauben, dass du die Unschuld vom Lande bist, oder? Ich finde meine Preise keineswegs überteuert. Sieh es doch mal so: Wenn du das Geld nicht mir gibst, haust du es nur wieder für Schuhe oder Klamotten raus. Betrachte es einfach als Investition in deine glückliche Zukunft.«
    »Warum tust du das alles?« Wieder stieg Panik in mir auf. Ich wollte heulen, schreien und betteln, wollte meinen Kopf nach vorne reißen und ihm sein grinsendes Gesicht zertrümmern, irgendetwas, damit er endlich seine Hände von mir nahm. »Du kennst mich nicht. Ich tue so etwas nicht. Das alles ist ein großer Irrtum. Ich bin keine von diesen Frauen.«
    »Natürlich, das sagen sie immer. Das Ganze wäre ja auch witzlos, wenn ich es mit billigen Schlampen machen würde. Sex gibt es da draußen im Überfluss, Darling, ein paar Drinks, und man ist dabei. Es macht doch gerade den Reiz aus, ein schwieriges Ziel zu wählen. Ich habe dieses Spiel längst perfektioniert. Man sucht sich ein hübsches kleines Luxushotel aus und hält dort Ausschau nach Frauen von der ruhigen, gebildeten, vernünftigen Sorte, die denken, sie wären allen anderen überlegen. Denn das sind diejenigen, die am meisten zu verlieren haben. Wenn eine Frau nichts zu verlieren hat, gibt es auch nichts, wofür man sie zur Kasse bitten könnte, nichts, was sie vor Mummy und Daddy und ihrem Schatz geheim halten will, nicht wahr?«
    Ich empfand aufrichtigen Abscheu, als mir das Ausmaß seiner Aktivitäten, seiner Geschäfte , wie er es genannt hatte, zum ersten Mal richtig bewusst wurde. Berechnend und ohne jedes Mitgefühl suchte er sich seine Opfer und beging seine Grausamkeiten mit kühler Gleichgültigkeit – aus Spaß, aus Profit, um sich ein wenig Geld für seinen Urlaub zu verdienen. Ich fragte mich, warum er so ehrlich war und mir das alles erzählte. Dann verstand ich, dass er es genoss, seine Taten vor mir auszubreiten, und arrogant genug war zu glauben, dass ich absolut nichts gegen ihn ausrichten konnte. In einem hatte er recht: Ich hatte eine Menge zu verlieren.
    »Guck mich nicht so an, Jen«, lachte er. »Ist doch tausendmal besser, als für seinen Unterhalt zu arbeiten und Steuern zu zahlen, findest du nicht? Jeder macht eben das Beste aus seinen Talenten und sucht sich eine Marktlücke. Na, komm schon. Ich habe dich nicht vergewaltigt oder so was. Du wolltest es so. Ich war deine kleine Ferienromanze, dein Ritter ohne Furcht und Tadel. Und ich habe mir Mühe gegeben, dieser Rolle gerecht zu werden und immer genau das Richtige zu sagen, das musst du zugeben.«
    »Du hast mich unter Drogen gesetzt. Ich habe das Rohypnol in deinem Wohnwagen gefunden.«
    Er lachte leise. »Tja, wirklich ironisch, dass du die Erste bist, die meinem idiotensicheren kleinen Plan auf die Schliche kommt. Und das, obwohl es bei dir am einfachsten war, dich ins Bett zu kriegen. Du musst wirklich nach Aufmerksamkeit ausgehungert gewesen sein. Ich habe nur ein paar Popgruppen und ein bisschen Lyrik erwähnt und ein oder zwei kleine Anekdoten von meinem angeblichen Job als Reisejournalist eingestreut, und schon hast du dich regelrecht in meine Arme geworfen. Das Rohypnol war gar nicht nötig, mein verliebtes Gesäusel und der Merlot haben schon gereicht. Ich gebe zu, dass ich meine magischen Pillen immer dabeihabe, für den Fall, dass ich ein bisschen nachhelfen muss, aber das war dieses Mal nicht vonnöten. Komm mir also nicht mit ›Ich habe es gegen meinen Willen getan‹. Du hast getan, was du tun wolltest.«
    Ich spürte die Galle in mir aufsteigen. »Hast du das auch zu Suzy gesagt? Dass sie es selbst so gewollt hat?« Ich hatte natürlich ins Blaue geraten, aber offenbar hatte ich einen wunden Punkt erwischt, denn Justins Gesicht verdüsterte sich für eine Sekunde. Irgendetwas, was lange zurücklag und ihn bis heute zu belasten schien, trat in seinen Blick. Vielleicht war es Schmerz, aber er wurde schnell wieder von Wut überschattet.
    »Fang mir bloß nicht von Suzy an«, blaffte er. »Suzy war eine kleine Schlampe, das wollte ich nur nicht wahrhaben. Hat immer heiliger getan als der Papst und geglaubt, sie wäre etwas Besseres. Aber ihr Heiligenschein hat sie nicht davon abgehalten, mit diesem arroganten Anwaltstyp rumzumachen, oder? Hat ihn wahrscheinlich schon monatelang gebumst und immer noch so getan, als wäre sie die Heilige Jungfrau Maria. Sollte ich sie damit etwa davonkommen lassen? Nachdem ihr Vater meine hübsche Fotostrecke gesehen hat, war ihr Image nicht

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