Der Preis des Verrats (German Edition)
Geschäftstermin heute Nachmittag nicht eingehalten.“
Caitlyn verstand die Andeutung. Sophies Anruf hatte ihn gewarnt. „Vielleicht ist er nicht verschwunden. Vielleicht versucht er nur gerade herauszufinden, was er tun soll.“
„Vielleicht“, stimmte Reid leise zu, aber er sah nicht überzeugt aus.
41. KAPITEL
Reid telefonierte mit Megan, während er aus dem dunklen Fenster seines Apartments starrte. „Sag Maddie, es tut mir leid, dass ich nicht dabei sein konnte. Gib ihr einen Kuss von mir, okay?“
Er sagte Gute Nacht und bedauerte, dass er die Tanzaufführung seiner Nichte verpasst hatte. Dann hob er eine Hand, umfing seinen Nacken, massierte die verspannten Muskeln. Der Tag war lang gewesen. Es war schon nach zehn, und er trug immer noch Hemd und Anzughose. Das Jackett und die Krawatte hatte er abgelegt, als er vor fünfzehn Minuten nach Hause gekommen war.
Sein Kopf fühlte sich schwer an, überladen. Robert Treadwell, David Hunter, sein Termin bei Dr. Isrelsen, der für acht Uhr am nächsten Morgen vorgesehen war – das alles bedrückte ihn. Reid wusste nur allzu gut, dass sein weiteres Leben davon abhängen konnte, was ihm ein väterlicher Typ mittleren Alters in einem weißen Laborkittel zu sagen hatte.
Ziellos wanderte er in die Küche, starrte auf den Kühlschrankinhalt, aber am Ende nahm er sich nur ein Bier heraus. Reid lehnte sich gegen die Küchentheke und versuchte, die Ängste und Sorgen, die sich in ihm ansammelten, zu bekämpfen. Sein Handy hatte er neben sich gelegt. Er starrte es an. Er musste Caitlyns Stimme hören, mehr als alles andere. Schließlich gab er nach, nahm das Gerät wieder zur Hand und fand ihre Nummer im Speicher.
Sie hob beim zweiten Klingeln ab, in ihrem Tonfall schwang Erleichterung. „Reid. Ich bin so froh, dass du anrufst. Ich wollte mich entschuldigen.“
Gedankenverloren presste er die bernsteinfarbene Bierflasche gegen seine geschlossenen Augen. Ihre Kühle tat wohl. „Wofür?“
„Dafür, dass ich heute zu Robs und Sophies Haus gekommen bin. Ich weiß, dass dich das in eine unangenehme Situation gebracht hat.“
„Ich verstehe, warum du das getan hast. Es ist okay.“ Ihm war klar, dass sie vermutlich ganz durcheinander war und sich immer noch darum sorgte, was Sophie Treadwell durchmachte.
„Gibt es irgendetwas Neues?“, fragte sie. „Von Rob?“
Reid seufzte, unsicher, wie viel er ihr erzählen sollte. Aber in Wirklichkeit spielte er schon seit einer Weile nicht mehr nach den Regeln, nicht, wenn es Caitlyn betraf.
„Agent Tierney und ich haben einen Anruf von Treadwells Anwalt in Georgetown bekommen. Er wird uns ganz sicher nicht sagen, wo Treadwell ist – er behauptet, es nicht zu wissen –, verspricht aber, ihn bis Montag bei der Middleburg Police abzuliefern. Wahrscheinlich versucht er gerade, Treadwell zu überreden, dass er sich stellt, bevor er offiziell als flüchtig gilt.“ „Denkst du, Rob ist im District?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Reid wollte wirklich nicht das Gespräch auf die Webcam bringen, aber er fand, sie könnte genauso gut alles wissen. „Unser Computerspezialist hat Treadwells PC im Labor durchforstet. Du bist nicht die einzige Frau, die er ausspioniert hat, Caitlyn. Wir haben digitales Bildmaterial von anderen Opfern entdeckt. Ein paar von den Frauen scheinen in ihrem Heim beobachtet worden zu sein, eine andere in einer öffentlichen Toilette, vielleicht irgendwo in einem Bürokomplex.“ „Die Frauen …“ Ihre Stimme bebte ein wenig. „Sind Opfer des Nachahmers darunter?“
„Nein.“ Wenn es so wäre, würden sie Treadwell hundertprozentig mit den Morden in Verbindung bringen können. Aber im Moment wussten sie mit Sicherheit nur, dass er ein Perverser war, der heimlich Frauen gefilmt hatte. Die Verbindung zwischen Treadwell, Caitlyn und Bliss Harper war vielversprechend, stellte aber keinen Beweis dar. Nicht wie das Belastungsmaterial, das sie in Hunters Hotelzimmer gefunden hatten. Dennoch, Reids Meinung nach passte Treadwell viel besser ins Täterprofil als David Hunter.
So oder so, beide Männer waren immer noch irgendwo da draußen.
„Sind Ruiz und seine Tochter heute Abend bei dir?“
„Ja.“
Reid nickte sich selbst zu. „Gut.“
„Manny hat heute eine möblierte Wohnung mit zwei Schlafzimmern gefunden. Es sieht so aus, als würde Maria für eine Weile bei ihm bleiben, und das Apartment über dem Stall ist wirklich zu klein“, erzählte sie ihm. „Er hat die erste Monatsmiete
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