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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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wollte verstehen, was ihn dazu getrieben hat. Ich dachte, irgendetwas daran würde sich gut anfühlen. Das hat es, zumindest für eine Weile .
    Ich bin nicht besser als er .
    „Wir können unseren Spezialisten die Notiz mit Proben von Hunters Handschrift vergleichen lassen.“ Mitchs Blick wanderte wieder zu der Leiche. „Aber ich glaube, wir haben unseren Nachahmer.“
    Reid sagte nichts. Stattdessen schaute er durch die Glasschiebetüren, sah auf die Schaukel in dem umzäunten Garten hinter dem Haus. Das Gras war nicht gemäht und stand fast einen halben Meter hoch, in einem Blumenbeet lagen noch immer die braunen Überreste der Sommerpflanzen.
    „Was?“, fragte Mitch und senkte seine Stimme. „Das hierkommt einem schriftlichen Geständnis gleich, außerdem haben wir Schmuck, der dem letzten Opfer gehörte, in seinem Besitz gefunden – und, nicht zu vergessen, ein Messer, das bei den Morden verwendet worden sein könnte.“
    „Du hast recht“, stimmte Reid zu.
    „Warum siehst du dann unzufrieden aus?“
    Reid seufzte tief. David Hunter war labil gewesen und imstande, sich das Leben zu nehmen, sicher, aber trotz all der Beweise flüsterte Reids innere Stimme ihm nach wie vor zu, dass der Tote nicht ihr Killer war. Seit dem Besuch in Hunters Hotelzimmer hatte Reid versucht, sich selber von der Schuld des Mannes zu überzeugen. Aber sosehr er sich bemühte, irgendetwas passte trotzdem einfach nicht ins Bild. Er erinnerte sich daran, wie der Mann ihm und Caitlyn in der Mühle im Wald gegenübergestanden hatte. Hunter hatte gezittert und gebebt, hatte Beschuldigungen von sich gegeben, aber er hatte nicht den Abzug gedrückt. Hunter fehlte die Bestimmtheit von jemandem, der schon einmal getötet hatte, der es zum Vergnügen tat.
    „Ich möchte dennoch mit Treadwell sprechen“, sagte Reid, bevor er aus der Küche ging.
    Von seinen Gedanken geplagt, landete Reid im Wohnzimmer des Hauses. Der Raum hatte zwei Fensterfronten. In die Wände eingelassene Bücherregale umrahmten den gemauerten Kamin. Über dessen Sims hing ein Gemälde, auf dem ein rotes Mohnblumenfeld zu sehen war. Ein Teppich bedeckte den Parkettboden. Die Einrichtung war gemütlich, und die karierte, dick gepolsterte Couch und die dazu passenden Ohrensessel bildeten ein behagliches Arrangement. Reid stellte sich vor, wie die Hunters sich hier versammelten und zusammen fernsahen – Mutter, Vater und zwei kleine Mädchen.
    Diese Familie existierte nicht mehr.
    Reid hatte die Handschuhe noch nicht ausgezogen. Vorsichtig nahm er ein gerahmtes Familienfoto von einem Beistelltisch. Er fühlte sich ausgebrannt, zermürbt von Schuldgefühlen. Ganz gleich, wie man es betrachtete, seine Unfähigkeit, Julianne HuntersMord zu verhindern, damals vor zwei Jahren, hatte eine Lawine von tragischen Ereignissen losgetreten. Reid fragte sich, wie es den Hunter-Kindern damit erging, bei ihren Großeltern mütterlicherseits aufzuwachsen, und ob sie sich überhaupt an ihre Mutter erinnerten. Als Julianne Hunter starb, waren die beiden noch so klein gewesen. Megan hatte einmal zu ihm gesagt, sie glaube, seine Arbeit würde ihn auffressen und hätte sogar den Tumor in seinem Kopf verursacht. Er hatte sie damals ausgelacht. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
    Reid drehte sich um, als Mitch sich räusperte und seine dunklen Gedanken verscheuchte.
    „Woran denkst du gerade?“
    „Das Garagentor steht offen“, sagte Reid. „Es gibt keinen weißen Lieferwagen.“
    „Hunter könnte ihn entsorgt haben. Übrigens, Treadwell besitzt auch keinen.“ Mitch kam weiter in den Raum hinein. „Worauf willst du hinaus, Reid? Dass jemand Hunter die Schuld in die Schuhe geschoben hat?“
    „Ich weiß es nicht“, gestand Reid.
    „So ist das Szenario, wie ich es sehe – Julianne Hunters Tod hat in ihrem Ehemann einen psychotischen Zusammenbruch ausgelöst, und er fing an, den Killer, der sie getötet hat, zu kopieren. Aber letztendlich konnte er mit der Schuld nicht umgehen. Also kam er hierher zurück – in sein Heim, den Ort, der all die guten Erinnerungen an seine Frau und seine Familie barg, um sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen.“
    Reid nickte leicht, schaute immer noch auf das Familienfoto, das er auf den Beistelltisch zurückgestellt hatte.
    Mitch seufzte resigniert. „Aber, hey, wenn du trotzdem mit Treadwell am Montag reden willst, dann werden wir das eben tun. Wenn sein Anwalt ihn mitbringt. Wie ist es mit deinem Termin heute Morgen gelaufen?“
    „Sie haben

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