Der Preis des Verrats (German Edition)
bezahlt, um die Wohnung zu halten, aber sie werden nicht einziehen, bis …“
Ihre Stimme verstummte allmählich, und Reid verstand, was sie dachte. Es war vermutlich schwierig für sie, sich vorzustellen, dass die ganze Angelegenheit irgendwann einmal vorbei sein würde.
„Ich kann einfach nicht aufhören, über Sophie nachzudenken“, gestand sie. „Ich weiß, sie will mich nicht sehen, und ich habe nicht vor, noch mal auf sie zuzugehen, aber sie ist im Augenblick ganz allein.“
„Wir haben heute bei der Durchsuchung noch ein paar andere Dinge in Treadwells Arbeitszimmer gefunden. Hardcore-Pornografie und einige ziemlich extreme SM-Videos. Sie lagen in einer abgeschlossenen Schublade seines Schreibtischs.“
„Ich glaube das nicht“, sagte sie leise.
Reid hatte eine der DVDs zum Teil angesehen. Der Ausschnitt zeigte, wie eine gefesselte Frau von einer Gang vergewaltigt und dann zum Sex mit Tieren gezwungen wurde. Es war reichlich verstörend gewesen, obwohl es offensichtlich für die Kamera inszeniert worden war und die Schauspieler sehr schlecht spielten. Die DVDs waren nicht illegal, aber sie waren ein weiterer Hinweis auf Treadwells ungesunde sexuelle Vorlieben.
„Wie geht es dir, Caitlyn?“, fragte er. Sie beantwortete seine Frage mit einem Seufzen.
„Ich wünschte, du wärst hier“, erwiderte sie sacht.
Reid schluckte. Er dachte daran, was ihm morgen bevorstand. „Ich auch.“
Er wollte es ihr erzählen, seine Last mit ihr teilen. Aber er wollte Caitlyn nicht beunruhigen, bis er genau wusste, womit er es zu tun hatte und wie schlimm es war. Ein Teil von ihm sah ein, dass er, sollte er morgen die schlimmste Nachricht erhalten, die Beziehung zu ihr beenden sollte. Es wäre das Richtige.
Reid war sich nur nicht sicher, ob er dafür stark genug wäre.
Streifenwagen der Polizei standen vor dem zweistöckigen Kolonialhaus aus Backstein im vornehmen Bethesda. Reid war das Herz schwer. Er parkte auf der anderen Straßenseite und zeigte den wachhabenden Officers kurz seine Dienstmarke. Dann watete er über den mit Unkraut übersäten Rasen, der noch nass war vom Morgentau. Auf einer Auffahrt nebenan standen dicht zusammengedrängt einige Nachbarn mit Kaffeebechern in der Hand und sprachen leise miteinander. Reid schenkte ihnen keine weitere Beachtung. Der matte graue Backstein und die schwarzen Fensterläden des Hauses harmonierten kaum mit den verwilderten Büschen vorm Eingang und dem Schild eines Immobilienmaklers, das jetzt das Grundstück als Eigentum der Bank auswies. Als Reid die Diele betrat, fielen ihm die Vorladungen des Hauseigentümerverbandes auf. Sie hefteten immer noch an der Tür.
Er hatte die Nachricht von Mitch auf seinem Handy erhalten, gleich nachdem er Dr. Isrelsens Praxis verlassen hatte, und war direkt hierhergekommen.
„Wo ist die Leiche?“, fragte er einen Polizisten im Flur.
„Dahinten, Agent.“
Mitchs tiefe Stimme drang aus dem hinteren Teil des Hauses zu ihm herüber. Reid folgte ihrem Klang in eine sonnendurchflutete Küche mit granitenen Arbeitsflächen und luxuriöser Ausstattung.
„Ich bin hergekommen, sobald ich konnte“, sagte er zu seinem Partner. Mitch stand mitten zwischen den Kriminaltechnikern und den Leuten von der Gerichtsmedizin, die ihrer Arbeit nachgingen.
David Hunter lag zusammengesackt über einem Tisch aus Ahornholz, eine fast leere Flasche Gin stand daneben. Unter ihm hatte sich Blut angesammelt. Sein rechter Arm hing herunter, die Finger zeigten zu einer …357er Magnum auf dem mit mexikanischen Fliesen ausgelegten Boden. Reid wurde es eng ums Herz. Er trat einen Schritt näher und sah die massive Austrittswunde auf der linken Seite des Schädels.
„Eine Polizeistreife hat bemerkt, dass das Licht brannte“, sagte Mitch. „Die Officers haben dann das hier vorgefunden. Die Spezialistin für Blutspurenmusterverteilung bestätigt, dass das Muster eindeutig auf einen Selbstmord hinweist. Man schätzt, dass er vier bis sechs Stunden tot ist.“
Ein Ballistik-Techniker bewegte sich um sie herum, maß die Flugbahn der Kugel von Hunters Kopf bis zu der Stelle, wo sie ungefähr einen Meter entfernt in der verputzten Wand steckte. Hirnmasse befleckte die verspielte Tapete.
„Das willst du dir vielleicht ansehen“, fügte Mitch hinzu.
Reid nahm ein Paar Latexhandschuhe in Empfang, zog sie mit einem Ruck über die Hände und ergriff das blutbefleckte Stück Papier, das man ihm reichte. Die Bemerkung darauf war nur lose hingekritzelt.
Ich
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