Der Preis des Verrats (German Edition)
ihn abgesagt, nachdem ich in der Praxis angekommen war. Der Arzt war zu einem Notfall gerufen worden. Er wurde auf nächste Woche verlegt.“
„Bist du okay?“
„Ja.“
Mitch warf ihm einen kritischen Blick zu. Einige lange Sekunden starrte er Reid an, bis einer der Police Officers ihn zurück in die Küche rief.
Die Lüge schmeckte bitter, aber Reid war noch nicht so weit, sein Gespräch mit Dr. Isrelsen oder dessen Diagnose zu besprechen.
Er versuchte selbst immer noch, mit dem Ganzen fertigzuwerden.
42. KAPITEL
Der bläuliche Schleier der Abenddämmerung hatte sich tiefer über den Hof gesenkt. Von ihrem Bürofenster im Stallgebäude aus bemerkte Caitlyn, dass nur wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz zurückgeblieben waren. Manny war noch da und schloss alles über Nacht ab, das wusste sie, auch wenn sie ihn seit über einer Stunde nicht gesehen hatte. Seit der im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz der Polizei hatte sie sich zurückgezogen und versuchte immer noch, die Nachricht über David Hunters Tod zu verarbeiten.
Der kleine Fernseher auf dem metallenen Aktenschrank blieb eingeschaltet, aber sie hatte den Ton ausgestellt, sobald der Sender zu seinem normalen Programm zurückkehrte. Agent Tierney hatte die Konferenz geleitet und die Öffentlichkeit über die neueste Wendung der Ereignisse in Kenntnis gesetzt. Wie er verkündet hatte, war Hunter, ein Hauptverdächtiger in dem Fall, an diesem Morgen tot aufgefunden worden. Er war durch eine selbst beigebrachte Schusswunde ums Leben gekommen. Indizien am Tatort wiesen darauf hin, dass er der Nachahmungstäter war.
Caitlyn war sich bewusst, dass sie sich erleichtert fühlen sollte – wenn David Hunter der Killer war, hieß das, ihr Albtraum wäre vorbei. Es hieß auch, dass Rob nur an den illegalen Videoaufnahmen Schuld hatte. Damit wurde Sophie sicher wesentlich leichter fertig, als wenn ihr Mann eine Reihe von Morden begangen hätte. Trotzdem konnte Caitlyn nicht aufhören, über die Tragödie von Hunters Leben nachzudenken und dass Joshua letzten Endes dafür verantwortlich war.
Etwas anderes beschäftigte sie noch. Bei mehr als einer Gelegenheit hatte Reid ihr gegenüber seine Zweifel über Hunters Schuldfähigkeit geäußert. Hatte er sich geirrt?
Draußen vor dem Haus knirschte auf einmal der Kies, und Caitlyn schaute augenblicklich auf. Reids Explorer fuhr auf den Parkplatz. Sie hatte ihn nur kurz im Fernsehen gesehen. Er warbei der Pressekonferenz im Hintergrund geblieben, die Kamera hatte ihn nur flüchtig gestreift. Sie wollte nicht darauf warten, dass er sie hier vorfand, sondern eilte an der Sattelkammer vorbei und den Gang hinunter, bis sie am Stalleingang auf ihn traf.
„Reid?“ Pferdegewieher drang aus einer Reihe von Boxen. „Was machst du hier?“
„I…Ich wollte dich sehen. Du hast von David Hunter gehört?“
„Ich habe die Pressekonferenz verfolgt. Wir haben zahllose Anrufe von Reportern bekommen, aber ich habe sie alle auf den Anrufbeantworter umgeleitet.“ Sie trat näher, schaute ihm in die Augen und bemerkte die Unruhe in seinem Blick. Irgendetwas lag ihm auf dem Herzen. „Willst du in mein Büro gehen?“
Sobald sie die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wartete Caitlyn darauf, dass er etwas sagte. Er hatte sich Zeit genommen, sich umzuziehen, denn er trug jetzt Jeans und einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt, anstelle von Anzug und Krawatte wie vorhin, als sie ihn im Fernsehen gesehen hatte.
„Kennt sich Treadwell deines Wissens nach mit Waffen aus?“
Sie nickte verwundert. „Er ist Präsident des hiesigen Fuchsjagd-Clubs und hat diverse Schützenwettbewerbe gewonnen. Warum? Ich dachte, das FBI hätte Beweise, dass Hunter der Nachahmer war.“
Reid fuhr sich mit einer Hand über das dunkle Haar. „Das FBI und das Büro des Bezirksstaatsanwalts sind bereit, die Ermittlungen einzustellen, aufgrund des Abschiedsbriefs, den Hunter hinterlassen hat. Die Handschrift ist seine. Aber einiges reimt sich für mich nicht zusammen. So gestört, wie er war. Ich sehe ihn einfach nicht vor mir, wie er die Taten eines Mannes nachahmt, der ihm die Frau genommen hat.“
„Du denkst also immer noch, Rob könnte was mit den Taten zu tun haben?“
„Ich bin nicht sicher, was ich jetzt gerade denke.“ Angespannt starrte er aus dem Fenster in die sich ausbreitende Dunkelheit. „Wir haben trotzdem vor, ihn am Montag zu verhören. Fürden Fall, dass er sich tatsächlich der Middleburg Police stellt. Auch wenn ich
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