Der Preis des Verrats (German Edition)
Barbiepuppe zur Hand. Ihr Herz schlug wie rasend. Die Puppe war nackt, die Hände und Fußgelenke waren mit einem Pfeifenreiniger gefesselt. Ein weiterer Pfeifenreiniger war um den Hals gewickelt worden. Stecknadeln stachen tief in das rosa Gummifleisch, bohrten sich in die Brüste und in die Leistengegend. Mit rotem Filzstift war das Blut aufgemalt worden.
Caitlyns Hände zitterten. Sie legte die Puppe zurück in die Schublade und schloss sie mit einem harten Stoß.
Hatte Joshua das getan, als er noch ein Kind war? War die Puppe hier gewesen, hatte sie die ganze Zeit darauf gewartet, dass jemand sie finden würde? Wenn dem so war, dann hätte die Polizei sie bei der Durchsuchung mitgenommen, da war sich Caitlyn sicher. Außerdem sah die Puppe nagelneu aus.
Jemand anders war hier gewesen und hatte sie zurückgelassen. Irgendwie war er hier hereingekommen. Angst flackerte in Caitlyn auf. Sie dachte an den Mann, der sie die letzten zwei Tage lang beobachtet hatte.
14. KAPITEL
Nachdem er die Puppe untersucht hatte, steckte Reid sie vorsichtig in eine Beweismitteltüte. Er bemerkte Caitlyns gequälten Blick.
„Ich habe nicht nachgedacht. Ich hätte sie nicht berühren sollen.“
„Ist schon okay“, sagte er. „Wir bringen sie ins Labor und sehen, ob wir irgendwelche Fingerabdrücke finden.“
Sobald er Caitlyns Anruf erhalten hatte, war Reid zum Haus der Cahills nach Georgetown gefahren. Er erinnerte sich an das Haus von der Durchsuchung her, die er während der Ermittlungen im Capital-Killer-Fall geleitet hatte. Das einst elegante Haus wirkte jetzt düster und öde. Caitlyn hatte im Erdgeschoss auf ihn gewartet, zusammen mit einer Maklerin, die sich Informationen über das Haus notierte, um es in ihren Katalog aufzunehmen. Die Maklerin erledigte noch Formalitäten, und so hatten Reid und Caitlyn sie im Esszimmer zurückgelassen.
Reid beobachtete, wie Caitlyn im Schlafzimmer auf und ab lief, bis sie schließlich auf der Bettkante Platz nahm.
„Erzähl mir von dem Mann, der dir gefolgt ist.“
„Ich habe ihn gestern draußen vor dem Habersham Building gesehen, bevor ich in die Vorstandssitzung ging. Dann wieder heute Nachmittag draußen vor dem Haus.“ Caitlyn fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Als ich ihn vom Fenster aus sah, bin ich nach unten gegangen. Ich wollte ihm nachlaufen, aber Bliss wartete an der Tür. Er ist mir entwischt.“
Reid rieb sich das Kinn. „Ihn zur Rede zu stellen wäre nicht sehr klug, Caitlyn. Selbst auf einer belebten Straße.“
„Ich mag es nicht, verfolgt zu werden. Und er sah nicht gefährlich aus …“
„Das Aussehen einer Person kann täuschen.“
„Du meinst, wie bei Joshua?“ Sie starrte ihn an.
Reid wandte den Blick nicht ab. Er dachte an Cahills schmächtige Gestalt. „Genau, wie bei Joshua.“
Er setzte sich neben sie. „Hat dieser Mann gestern versucht, sich dir zu nähern? Als du im Stadtzentrum warst?“
Sie schüttelte den Kopf. „Sobald er merkte, dass ich ihn entdeckt hatte, war er verschwunden.“
„Warum hast du ihn gestern Abend beim Essen nicht erwähnt?“
„Weil ich mir nicht sicher war … Gestern dachte ich, er wäre vielleicht jemand, den ich kenne, oder dass er mich mit jemandem verwechselt hat. Ich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht, bis ich ihn heute hier wiedergesehen habe.“
„Könntest du ihn einem Phantombildzeichner beschreiben?“
„Ich glaube schon.“
Caitlyn hatte ihm bereits eine einfache äußerliche Beschreibung gegeben – groß und ein bisschen dünn, mit einer Stirnglatze und blonden Haaren, schätzungsweise Mitte bis Ende dreißig.
„Bist du okay?“, fragte Reid.
„Die Puppe hat mich etwas aus der Fassung gebracht.“
„Das ist verständlich.“ Er schaute sich im Zimmer um. „Aber ich meinte damit auch, dass du hier bist. Und dass das Haus verkauft werden soll.“
Sie legte die Hände in den Schoß und seufzte leise. „Es ist richtig, das Haus zu verkaufen. Meine Mutter wird nicht mehr hierher zurückkommen, und mein Leben findet jetzt woanders statt. Es ist schmerzhaft, aber ich denke, wenn ich diesen Ort loslasse, könnte es mir helfen … auch andere Dinge loszulassen.“
Reid wusste, dass sie an ihr altes Leben und an die Familie, die sie niemals wieder zurückbekommen konnte, dachte. Es war ein seltsames Gefühl, neben ihr in Joshua Cahills Kinderzimmer zu sitzen. Er griff nach ihrer Hand, seine Finger umschlossen kurz die ihren und drückten sie aufmunternd, bis schwere
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