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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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… Werdegang.“ Er grub die Spitze seines staubbedeckten Stiefels in die Rasenkante. Seine braunen Augen schauten traurig. „Aber ich habe nicht gelogen, was die Pferde angeht. Ich war mit ihnen mein ganzes Leben zusammen. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen und ich weiß, wie man Leute zum Arbeiten bringt. Wir waren dabei, die Dinge hier ins Rollen zu bringen, Caitlyn.“
    „Das waren wir“, pflichtete sie ihm bei und spürte einen Anflug von Melancholie, wegen alldem, was sie gemeinsam vollbracht hatten. Der Wind blies ihr das Haar ins Gesicht, und sie schob es sich hinters Ohr. „Sehen Sie, Manny. Ich schulde Ihnen noch etwas für Ihre letzten zwei Wochen Arbeit. Ich kann Ihnen das jetzt geben und auch ein kleines Extra, damit Sie woanders neu anfangen können …“
    Manny wirkte niedergeschlagen, machte aber keine Einwände. Caitlyn ging zurück zum Auto, um ihre Handtasche zu holen und das Rambling-Rose-Scheckbuch, das sie mit nach Hause genommen hatte, damit sie nach dem Abendessen noch Rechnungen begleichen konnte. Während Manny wartete, schrieb sie auf der Kühlerhaube einen Scheck aus.
    „Haben Sie schon einen Ersatz für mich gefunden?“, fragte er.
    „Nein, Manny. Mein Gefühl sagt mir, dass das sehr schwer werden wird.“
    „Hat das FBI Ihnen gesagt, warum ich im Gefängnis war?“ Er war ein paar Schritte näher gekommen, während Caitlyn den Scheck aus dem großen blauen Buch riss. Sie dachte, sie sollte vielleicht eine gewisse Beklemmung empfinden, aber Manny rief diese Reaktion einfach nicht in ihr hervor. Sie händigte ihm den Scheck aus.
    „Die haben gesagt, Sie hätten jemanden entführt. Und dass Sie auch wegen tätlichen Angriffs und Körperverletzung verurteilt wurden.“
    Er sah sie unbeirrt an. „Ich habe den Freund meiner Exfrau grün und blau geschlagen. Dann habe ich ihn ins Krankenhaus gebracht – er war sechs Tage lang in einem kritischen Zustand. Und ich habe es nicht bereut.“
    Die Heftigkeit, mit der er sprach, überraschte sie. Normalerweise war Manny sehr zurückhaltend. „Was hat er getan?“
    „Er hat meiner sechs Jahre alten Tochter, Maria, wehgetan. Er hat ihr den Arm gebrochen. Meine Exfrau hat ihn gedeckt, hat irgendeine Geschichte erfunden, dass Maria ihr Fahrrad kaputt gemacht hätte. Aber ich hatte schon eine ganze Weile Blutergüsse an ihrem Körper bemerkt.“ Ein Schatten huschte über sein Gesicht, seine Züge verhärteten sich. „Der Bastard schlug sie. Aber jedes Mal, wenn ich Fragen stellte, bekam ich einen Haufen Unsinn zu hören. Als Maria also zu mir kam, mit dem Arm im Gips, bin ich durchgedreht. Ich hab mir den Scheißkerl auf dem Parkplatz einer Bar gegriffen, und dann hab ich Maria da rausgeholt. Ich nenne es nicht Entführung, wenn es um das eigene Kind geht.“
    „Sie haben kein Sorgerecht?“
    „Nein“, gab er zu.
    „Und Sie haben sie über die Staatsgrenze gebracht.“ Ein Verstoß gegen Bundesgesetze, wie Caitlyn wusste.
    Er runzelte die Stirn, und die Falten in seinem Gesicht wurden noch tiefer. „Ich hab sie über drei Staatsgrenzen gebracht. Wir wären heute noch auf der Flucht, wenn die Polizei uns nicht wegen eines kaputten Rücklichts angehalten hätte. Ich hatteauch ein bisschen Ärger wegen Scheckfälschung, aber wir waren pleite und ich musste mein kleines Mädchen doch ernähren und beschützen.“
    Mitgefühl überkam Caitlyn. War es dumm von ihr, ihm zu glauben? Sie hatte Reid nicht nach den Einzelheiten von Mannys Taten gefragt, und er hatte sie ihr auch nicht von sich aus erzählt. Trotz Mannys nur halb wahren Angaben in seiner Bewerbung glaubte sie immer noch, dass er ansonsten ein ehrlicher Mann war – seine Geschichte wirkte viel zu aufrichtig und tief empfunden, als dass er sie erfunden hätte. Außerdem hatte er für mehr als ein Jahr den vollen Zugriff auf die Bankkonten von Rambling Rose gehabt und nicht ein Penny war ungeklärt geblieben. Dennoch, es hätte einen besseren Weg geben müssen, seiner Tochter zu helfen.
    „Manny“, fragte sie. „Hätten Sie nicht die Polizei einschalten können oder Child Protective Services, die Kinderschutzbehörde?“
    „Ich komme aus einer kleinen Stadt in Südtexas“, bekannte er. „Der Freund meiner Exfrau war der Sohn des Bürgermeisters dieser Stadt. Seiner Familie gehörte die größte Fabrik im Umkreis. Ich habe versucht, das Sorgerecht zu bekommen, und ich habe mich bemüht, dabei den vorgeschriebenen Weg durch die Behörden einzuhalten. Alles, was ich erreicht

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