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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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Quellen mit Klauen und Zähnen schützen.«
    Er wusste nicht, ob sie ihn auf den Arm nehmen wollte. Schließlich hatte er ja nicht nach Einzelheiten über ihre Informanten gefragt.
    »Wo wir gerade beim Thema sind«, fuhr sie fort, wobei sie ihren Drink in eine Hand nahm und mit der anderen eine kurze Wellenbewegung vollführte, »ich wollte Sie etwas fragen. Auf der Party haben Sie erwähnt, dass Sie eine Weile für Europol in Madrid gearbeitet haben, und ich habe darüber nachgedacht, ob es sich lohnen würde, vielleicht einen Artikel über Irlands Rolle im internationalen Drogenhandel zu schreiben. Ich habe in einer englischen Zeitung einen Bericht gelesen, in dem behauptet wurde, dass über die Hälfte der harten Drogen über Irland nach Großbritannien gelangt. Also, ich wusste zwar, dass eine Menge von hier kommt, aber ist das wirklich so viel?«
    Mulcahys Stimmung ging in den Keller. Ihn störte weniger die Frage an sich, sondern vielmehr, dass sie sich womöglich nur aus diesem Grund mit ihm getroffen hatte. Tja, wenn er schon enttäuscht wurde, konnte er sie auch wissen lassen, dass es ihr ebenso ergehen würde. Er war nicht mehr wie früher eine reiche Fundgrube für Geschichten und Anekdoten.
    »Haben Sie mich deshalb angerufen? Weil Sie eine Quelle brauchten?«
    Das klang härter, als er es gemeint hatte. Wieder hielt sie seinem Blick ein oder zwei Sekunden stand, dann lachte sie peinlich berührt.
    »Herrje, jetzt sitz ich hier kaum fünf Minuten und nehme Sie schon ins Kreuzverhör. Entschuldigen Sie, Mulcahy. Das liegt am Job, Sie wissen schon. Ehrlich. Kaum treffe ich jemanden, denke ich: ›Aha, eine Story‹, und schon stürze ich mich drauf. Tut mir leid. Ist einfach eine schlechte Angewohnheit. Ich dachte, wir könnten …«
    Sie senkte den Blick, verstummte und starrte auf ihre Hände.
    »Nein, hören Sie«, sagte er, stockte dann aber. »Ach, vergessen Sie’s. Ich muss auch nicht gleich so empfindlich reagieren. Vielleicht wäre es besser, wenn wir die Arbeit erst einmal außen vor lassen.«
    Jetzt sah sie ihn wieder mit diesem schelmisch neugierigen Glitzern in den Augen an. Er erinnerte sich, welche Beharrlichkeit sie damals an den Tag gelegt hatte, als sie ihn überredete, sie auf die Razzia mitzunehmen. Obwohl er wusste, dass er bis zum Hals in der Scheiße gesteckt hätte, wenn etwas schiefgegangen wäre, war er das Risiko eingegangen. Und es war einer der wichtigsten Einsätze seines Lebens geworden, ein Meilenstein auf seiner Karriereleiter. Ihr Artikel hatte allen klargemacht – nicht nur seinen Chefs, sondern auch jedem aufstrebenden Heroindealer in seinem Bezirk –, dass es einen neuen, starken Mann in der Stadt gab, der keinen Spaß verstand. Und wenn er jetzt daran zurückdachte, hatte er sie wieder vor Augen, wie sie mindestens ebenso aufgeregt wie seine Leute in der viel zu großen Polizeischutzweste auf dem Rücksitz des Wagens saß. Mit diesem Bild besserte sich seine Stimmung sofort wieder.
    »Wollen wir nicht rausgehen und eine rauchen?«, schlug er vor, während er nach den Zigaretten und dem Feuerzeug griff.
    »Gute Idee«, sagte sie. »Und wenn wir wieder reinkommen, fangen wir am besten noch einmal von vorne an.«
    Für ihn klang das fast so, als stünde sie neben ihm in einem Hotelzimmer, irgendwo zwischen dem Verlangen und dem kalten Tageslicht.
    Brogan saß auf dem cremefarbenen Sofa von Mrs Edith Mannion und warf einen prüfenden Blick auf die Uhr. Hier war alles klinisch sauber und aufgeräumt. Perfekt vorbereitet für Besucher, die, wie Brogan vermutete, sonst praktisch nie ins Wohnzimmer kamen und schon gar keine Unordnung verbreiteten. Es war relativ spät, und trotz der Aussicht auf neue Erkenntnisse wurde sie langsam müde. Für heute reichte es. Danach war Feierabend. Obwohl sie der Gedanke an die Rückkehr in ihre eigene Wohnung wie üblich mit einem gewissen Unwohlsein erfüllte. Aidan würde mit einem Bier in der Hand auf dem Sofa sitzen, den Fernseher anstarren und kein Wort sagen, so dass nur das leise Knistern des Babyfons wie ein anklagendes Flüstern aus der Ecke erklang.
    Es war ein zäher, frustrierender Abend gewesen, der so gut wie keine Fortschritte gebracht hatte. Am späten Nachmittag hatte sie mit Frank Harney telefoniert, dem Direktor der Dublin Summer Language School , bei der Jesica einen vierwöchigen Sprachkurs machte. Als er erfuhr, was passiert war, hatte Harney sich nicht lange bitten lassen und den sonntäglichen Familienausflug in die

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