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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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denen es tatsächlich zu einer Verhandlung gekommen war, arbeitete sich von dort langsam, ein Bündel zerstörten Lebens nach dem anderen, durch die Kartons, fand jedoch nichts, was auch nur eine entfernte Ähnlichkeit oder eine andere Verbindung zum Überfall auf Jesica Salazar zeigte. Immer wenn er auf eine Vergewaltigung oder einen körperlichen Angriff auf eine Fremde stieß, untersuchte er den Tathergang auf Gemeinsamkeiten und legte die Akte dann zur Seite, um sie sich später noch einmal genauer anzusehen.
    Nachdem die Fälle, in denen Ermittlungen aufgenommen worden waren, schon nicht sehr vielversprechend ausgesehen hatten, war mit dem riesigen Haufen ohne ausreichende Hinweise noch weniger anzufangen. Auch hier handelte es sich meistens um Fälle im häuslichen Umfeld, bei denen die Opfer oft in der Hitze des Gefechts Anzeige erstattet hatten, um sie dann kurz darauf wieder zurückzuziehen. Hier fanden sich Schilderungen, wie normale Verabredungen in Vergewaltigungen geendet hatten; darunter – zumindest nach den Aussagen der Opfer – auch einige Übergriffe von so ungeheuerlicher Brutalität, dass Mulcahy nicht verstand, warum die Polizei es nicht für notwendig gehalten hatte, weiterführende Ermittlungen aufzunehmen. Er hatte sich ungefähr ein Drittel der Akten angesehen, als Brogan und Cassidy wieder in das Einsatzzentrum stapften und er merkte, dass es schon nach sieben war. Keiner der beiden sah ihn auch nur an, stattdessen stellten sie sich vor das Whiteboard, steckten die Köpfe zusammen, diskutierten und malten dabei etwas auf die Karte. Er stand auf und ging zu ihnen hinüber.
    »Irgendwelche Fortschritte?«
    »Ja, aber viel ist es nicht«, räumte Brogan schließlich ein. »Wir glauben, dass wir den Tatort ausfindig gemacht haben. Die Spurensicherung untersucht ihn gerade. Morgen früh wissen wir mehr. Wie es aussieht, könnte der Täter sie dort in einen Lieferwagen gezerrt haben. Das würde vieles erklären.«
    »Klingt logisch«, ergänzte Cassidy mürrisch. »In einem Lieferwagen könnte er eine brennende Lötlampe oder was auch immer bereitgehalten haben. Die Möglichkeit hatten wir von Anfang an in Erwägung gezogen – aber als wir darüber gesprochen haben, waren Sie wohl noch gar nicht hier.«
    Cassidys Blick schoss zu Brogan hinüber.
    »Richtig, Sergeant, das war ich nicht«, erwiderte Mulcahy und versuchte, sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen.
    »Tja, dann haben Sie morgen bei der Besprechung um neun die Gelegenheit, sich auf den neusten Stand bringen zu lassen«, ging Brogan schnell dazwischen. »Ich gehe mal davon aus, dass Sie dann dabei sind, Mike. Für heute können Sie aber auch Schluss machen. Es sei denn, Sie haben selbst irgendwas gefunden.«
    »Nein, absolut nichts«, sagte er. »Zumindest nichts, was einem sofort ins Auge fällt. Wenn ich die Fälle so rekapituliere, scheint unser Täter schon eine Ausnahme zu sein. Aber das wussten Sie vermutlich schon.«
    »Na ja, ich habe nicht erwartet, dass Sie einen Fall entdecken, der genauso abgelaufen ist. Daran würde ich mich erinnern. Aber die Chance, dass der Täter irgendwo in den Akten auftaucht, ist ziemlich groß.«
    »Auf ein oder zwei Fälle sollte man noch einen zweiten Blick werfen, aber da möchte ich erst einmal mit Ihnen drüber reden.«
    »Wir können uns ja morgen nach der Besprechung zusammensetzen«, schlug Brogan vor. »Dann seh ich mir das, was Sie haben, kurz an. Bis dahin muss ich mit Sergeant Cassidy noch ein paar anderen Dingen nachgehen, bevor wir Feierabend machen können. Okay?«
    »Gut«, sagte Mulcahy und nickte. »Dann sehen wir uns morgen früh.«
    Das laute Dröhnen eines Busses, der vor dem Fenster am Burgh Quay angelassen wurde, riss Siobhan aus ihren Träumereien. Sie sah auf die Uhr unten rechts auf ihrem Bildschirm und stellte fest, dass eine weitere Stunde verstrichen war, ohne dass sie der Story im Computer irgendetwas Wichtiges hinzugefügt hatte. Sie arbeitete an einem Artikel auf der Grundlage einer kurzen AP -Meldung, die Griffin für sie herausgesucht hatte: Ein fetter Junge in Portland, Oregon, hatte mit dem Sturmgewehr seines Vaters seine ganze Highschool als Geisel genommen, als er hörte, dass Hot Dogs aus dem Schulmenü gestrichen werden sollten. Ein paar Anrufe bei einem Ernährungswissenschaftler und einem Staatssekretär im Gesundheitsministerium, ein paar ausgewählte Zitate, schon hatte sie einen netten kleinen Artikel über Fettsucht, die nicht nur die

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