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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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Nähe bleiben?«
    Brogan lächelte. »Danke, Mike. Ich denke, wir kommen schon mit ihm klar.«
    Doch im Laufe des Abends ging es für Brogan immer weiter bergab. Sie hatte es gerade noch geschafft, Hanlons Fehler hinsichtlich des Lieferwagenbesitzers bei Superintendent Healy wieder zurechtzurücken – da gab es wenigstens jemanden, dem sie die Schuld geben konnte. Als Dermot Kennedy dann aber arrogant und hämisch grinsend in seinem Louis-Copeland-Anzug hereinstolzierte und mit einer Kopie des Durchsuchungsbeschlusses herumwedelte – Gott allein wusste, wie er da rangekommen war –, hätte sie fast der Schlag getroffen. Er behauptete, das Dokument sei wertlos, weil Cassidy, der darauf als zuständiger Einsatzleiter aufgeführt wurde, sich nicht vor Ort befunden habe, als die Drogen beschlagnahmt wurden.
    Es war nur eine Kleinigkeit, ein Punkt, der den meisten Richtern nicht ausreichen würde, um einen Durchsuchungsbeschluss für ungültig zu erklären. Zumindest dann nicht, wenn es der einzige war. Wenn man jedoch das Durcheinander mit dem Besitzer des Lieferwagens dazunahm, könnte es bedeuten, dass die ganze Durchsuchung – und die dabei erfolgte Sicherstellung der Drogen – womöglich nicht verwendbar wären. Und obwohl Kennedy die Sache mit dem falschen Besitzer des Lieferwagens offensichtlich noch nicht entdeckt hatte, durfte sie das Risiko nicht eingehen, ihn zu einer weiteren eingehenden Prüfung des Durchsuchungsbeschlusses zu provozieren. Also musste sie die Kröte schlucken und Kennedys Forderung nachgeben, seinen Mandanten über Nacht unter der Bedingung nach Hause zu entlassen, dass er am nächsten Morgen um zehn zu einer Vernehmung erschien, bei der er offiziell zum Vorwurf des Besitzes illegaler Drogen Stellung nehmen sollte. Als sie Healy davon in Kenntnis setzte, reagierte der nicht sehr freundlich darauf, dass man sie auf dem falschen Fuß erwischt hatte – er war vielmehr ziemlich ungehalten.
    Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie erschrak, als es an der Tür klopfte. Wer um alles in der Welt konnte das jetzt noch sein?
    »Herein«, rief sie etwas harsch.
    »Chefin?« Ein Kopf spähte behutsam durch die Tür. »Störe ich?«
    »Maura, was gibt’s? Du bist vorhin gar nicht beim Meeting gewesen, oder? Ich dachte, du bist längst weg. Du musst erschöpft sein.«
    McHugh schüttelte den Kopf, watschelte zum Schreibtisch und stellte sich dann etwas seitwärts davor. Ihr Bauch wurde jeden Tag größer.
    »Sie haben mir doch den Auftrag gegeben, zum University College Dublin zu gehen und festzustellen, was die da von Scully halten«, sagte sie.
    Maura berichtete dann, dass sie am Telefon nichts erreicht hatte und daraufhin persönlich zur Universität gefahren war und dort das Glück gehabt hatte, die Sekretärin des Historischen Instituts zu treffen, die sich gerade auf den Heimweg machen wollte. Das Beste daran wäre allerdings gewesen, dass sie sich auf Anhieb ausgezeichnet mit ihr verstanden hatte.
    »Sie hatte gerade erfahren, dass sie schwanger ist, und hat mich nur einmal angeguckt, und … na ja, Sie wissen ja, wie das ist«, fuhr sie fort. »Jedenfalls stellte sich schnell heraus, dass sie unseren Scully nicht besonders mag. Sie findet ihn viel zu eingebildet. Ich nehme an, die beiden sind mal wegen irgendwas aneinandergeraten. Was zur Folge hatte, dass sie mir alle Gerüchte über ihn auf dem Silbertablett serviert hat.«
    »Gute Arbeit«, sagte Brogan lächelnd. Maura war so geschwätzig, sie konnte eine Auster überreden, aus ihrer Schale zu kommen.
    »Also, er macht definitiv seinen Doktor – wobei die Frau sagte, dass er sich etwas mehr Zeit nimmt als die meisten anderen. Er ist schon seit drei Jahren dabei oder so. Ich hab sie dann gefragt, was Scully eigentlich studiert, und sie sagte, soweit sie weiß, ist sein Spezialgebiet das Christentum im Mittelalter.«
    »Religion?«, sagte Brogan und dachte sofort an das, was Mulcahy am frühen Abend erzählt hatte. Als sie Scully bei der Vernehmung nach seinem Studium gefragt hatte, war er ziemlich kurz angebunden gewesen, hatte nur etwas von Geschichte des Mittelalters gesagt und durchblicken lassen, dass es für sie sowieso zu kompliziert wäre. Von Religion hatte er kein Wort gesagt. Herrje, warum hatte sie das nicht weiterverfolgt?
    »Er sieht gar nicht danach aus, oder?«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    Maura hatte keine Antwort darauf. »Ich weiß nicht. Ich dachte immer, Studenten sind arm. Ein paar von denen, die da heute

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