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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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gerade noch überlebt.«
    Schreckliche Bilder gingen ihm durch den Kopf.
    »Und Scully? Wieso war der draußen?«
    »Wir hatten keine Wahl. Sein Anwalt, Kennedy, war auf dem Kriegspfad. Im Haftbefehl gab’s einfach zu viele Löcher. Mein Glück, dass Healy die Entlassungspapiere unterschrieben hat.«
    Das bedauernswerte Mädchen hatte nicht so viel Glück, dachte Mulcahy, sagte aber nichts.
    »Und Sie sind sicher, dass es derselbe Täter war?«
    »Absolut. Das muss er sein. Der gleiche Opfertypus, ungefähr siebzehn Jahre alt. Sie wurde bewusstlos halbnackt im Fairview Park gefunden. Die Verletzungen sind vergleichbar, aber noch ekelerregender. Wieder Verbrennungen, nicht nur an den Genitalien, sondern am ganzen Körper. Ich habe gefragt, ob sie kreuzförmig sind. Offenbar sind es so viele, dass man es nur schwer feststellen kann, die Kollegen halten es allerdings für möglich.«
    »Gott, das ist ja furchtbar. Er wird schlimmer.«
    »Sieht so aus«, sagte sie.
    »War das Opfer eine Schülerin?«
    »Schwer zu sagen, die Kollegen halten es aber für unwahrscheinlich. Wenigstens keine Austauschschülerin aus dem Ausland. Aber gleiches Alter, gleicher Kleidungsstil, die Kleidung lag verstreut in der Nähe des Tatorts und so weiter. Wir konnten das Mädchen noch nicht identifizieren.«
    »Eine Prostituierte?«
    »Soweit uns bekannt ist, nicht.«
    »Steht sie noch unter Schock? Ich meine, kann sie antworten?«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, ist sie halbtot. Sie liegt auf der Intensivstation im Mater Hospital und hat starke Beruhigungsmittel bekommen. Es sieht nicht gut aus. Die Ärzte sagen, die Chancen stehen fifty-fifty.«
    Herrgott, das war wirklich übel. Er überlegte kurz, ob es Jesica gut genug ginge, um mit ihr eine weitere Befragung durchzuführen, verwarf den Gedanken aber sofort. Die Spanier würden wie die Schießhunde auf sie aufpassen. Es konnte noch Wochen dauern, bis sie jemanden in ihre Nähe ließen.
    Brogan fuhr fort: »Können Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich. Worum geht’s?«
    »Ich muss Healy darüber informieren und dann im Mater Hospital nach dem Mädchen sehen und versuchen, den behandelnden Ärzten irgendwelche Informationen zu entlocken. Die Kollegen am Tatort haben die Spurensicherung schon nach Fairview bestellt, und offenbar sind sie noch da. Ich brauche dringend jemanden mit ein bisschen Köpfchen, der sofort hinfährt und ein Auge darauf wirft. Cassidy kann ich nicht schicken, weil der auf dem Weg zu Scully ist, um ihn etwas früher abzuholen und nachzufragen, wo er gestern Nacht war. Er hatte sich verpflichtet, das Haus seiner Eltern nicht zu verlassen.«
    »War irgendjemand vor Ort, der das überprüft hat?«
    »Woran denken Sie?«
    »Sieht nicht danach aus, als ob Scully sein Versprechen gehalten hätte, oder?«
    »Sagen Sie nicht so was, Mike. Den Gedanken ertrage ich nicht … Herrgott, diesmal geht aber auch alles daneben.«
    Er hörte einen tiefen Seufzer und empfand Mitleid mit ihr. Die Sache sah wirklich nicht gut aus. An den schlimmsten Fall mochte man wirklich nicht denken. Brogan musste sich zusammenreißen, sonst konnte das Ganze sie nach unten ziehen.
    »Lassen Sie es sich nicht zu nahegehen, Claire. Das war nicht Ihre Schuld. Ich bin sowieso gerade auf dem Weg zur Arbeit, also fahr ich jetzt einfach rüber nach Fairview, okay?«
    »Ja, gut«, sagte sie. »Sie kennen das ja – lassen Sie die Kollegen ihre Arbeit machen, aber kommen Sie mit ein paar Ideen zurück, damit wir schon mal anfangen können. Und achten Sie darauf, dass die nichts übersehen, weil sie die Bedeutung womöglich gar nicht erkennen. Wenn Sie damit fertig sind, treffen wir uns am Harcourt Square.«
    Sie nannte ihm den genauen Tatort, und als die Autos vor ihm sich in Bewegung setzten, wendete er mit quietschenden Reifen und fuhr die Haddington Road zurück in Richtung East Link Bridge. Stadtauswärts waren die Straßen ziemlich leer, also trat er aufs Gas. Das brachte sein Blut etwas in Wallung. Vor Ärger, dass noch ein Mädchen Opfer einer so abscheulichen Attacke geworden war – und dass das Versagen des Teams, eine schnelle Antwort zu finden, womöglich dazu beigetragen hatte. Plötzlich traten seine bisherigen Zweifel an Scullys Schuld noch stärker hervor – genau wie so viele andere kleine Unsicherheiten.
    Als er Richtung Fluss raste, kam er an der Einfahrt zu der Siedlung vorbei, in der er gestern mit Grainne Mullins gesprochen hatte. Auch wenn sie es anders sah, er war

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