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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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eins zwanzig hohes Geländer mit einer Hecke dahinter geworfen. Dabei hätte jederzeit ein Fahrzeug vorbeikommen können. Außerdem gibt es auf der anderen Straßenseite im ersten Stock über der Ladenzeile noch jede Menge Fenster. Irgendjemand muss etwas gesehen haben. Dabei hätte der Täter in beide Richtungen im Umkreis von nur ein paar hundert Metern geschütztere Orte zur Auswahl gehabt. Daher glaube ich, dieses Mal wollte er gesehen werden.«
    »Interessant«, sagte Healy und sah Brogan an.
    »Ja«, erwiderte sie.
    »Oder er wollte, dass das Mädchen schnell gefunden wird«, ergänzte Mulcahy.
    »Aber dann hätte er sie doch gleich auf dem Gehweg liegen lassen können. Wieso sollte er sie noch übers Geländer werfen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Mulcahy. »War nur so ein Gedanke.«
    »Haben Sie noch etwas, Mike?«, fragte Healy.
    »Ja, an der Kleidung des Mädchens hingen ein paar kurze, rote Plastikfasern. Ich habe sie zur Analyse ins Labor geschickt und auf schnelle Bearbeitung gedrängt. Ich meine, etwas Ähnliches im Bericht vom Überfall auf Jesica Salazar gesehen zu haben.«
    »Richtig, da war so etwas«, sagte Brogan. »Wir dachten, sie könnten vom Boden des Lieferwagens stammen.«
    »Das hatte ich auch gedacht. Die kann man also gut vergleichen. Das wäre ein weiterer Beleg dafür, dass wir es in beiden Fällen mit demselben Täter zu tun haben. Was mich zum dritten Punkt bringt. Der Lieferwagen. Oder zumindest ein Lieferwagen.«
    »Was ist damit?«, fragte Healy.
    »Also, die Spurensicherung konnte nicht sagen, was für ein Fahrzeug auf dem Gehweg stand. Ich habe vorgeschlagen, nach Reifenabdrücken eines Ford Transit Ausschau zu halten, worauf sie es noch einmal probieren wollten. Sie waren allerdings nicht sehr zuversichtlich. Die Sache ist, wenn wir in Marino einen Augenzeugen finden, der bestätigt, dass da ein Lieferwagen stand, sollten wir noch einmal über Scully nachdenken. Denn wie wahrscheinlich ist es schon, dass Scully Zugriff auf einen zweiten Lieferwagen hat – sofern der erste noch im Labor steht?«
    Brogan bestätigte das mit einem Nicken.
    »Selbst jetzt, wo er geflohen ist, halten Sie ihn nicht für den Täter?«, fragte Healy. »Wäre aber doch ein komischer Zufall, oder?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Mein Problem sind die Drogen. Macht er sich vielleicht Sorgen wegen der Klage wegen Ecstasy-Besitzes? Wenn ich das richtig sehe, müsste er mit drei bis fünf Jahren Gefängnis rechnen. Ich kenne eine Menge Dealer, die sich etwas Bargeld und einen Pass zur Seite gelegt haben, um genau so einer Strafe zu entgehen.«
    »Tja, darüber haben wir uns heute Morgen auch schon den Kopf zerbrochen«, sagte Healy und sah Brogan an. »Claire hat etwas über seine akademischen Interessen herausgefunden, das wiederum ziemlich eindeutig für seine Täterschaft spricht. Sie wird Ihnen diese Information sicher gleich geben. Für den Anfang stimme ich Ihnen allerdings zu, wir sollten auf jeden Fall offen sein und die Ermittlungen ausweiten. Bisher haben wir sämtliche Häfen, Bahnhöfe und Flughäfen in Alarm versetzt und sie mit Fotos und Beschreibungen von Scully versorgt. Jetzt müssen wir uns Gedanken darüber machen, was ist, wenn er es nicht war.«
    Healy machte eine kurze Pause und holte tief Luft. »Eins können wir meiner Ansicht nach mit großer Sicherheit feststellen, nämlich dass es keine Verbindung zur spanischen Politik gibt.« Ein kurzes Lippenzucken verriet die Erleichterung, bevor er wieder ernst und förmlich wurde. »Das Ganze hat nichts mit Jesica Salazars Vater zu tun. Sind wir uns in diesem Punkt einig?«
    Mulcahy und Brogan sahen sich an.
    »Die Sanitäter meinten, das Opfer hätte ein paar Worte gemurmelt, bevor sie das Mädchen ruhiggestellt haben«, sagte Brogan. »Keine zusammenhängenden Sätze, aber sie waren sich sicher, dass sie hier aus der Umgebung ist.«
    Mulcahy nickte. »Das war von Anfang an eher unwahrscheinlich.«
    »Gut«, sagte Healy. »Dann informieren Sie die Botschaft, Mike. Also, wie geht’s jetzt weiter?«
    Die nächsten Stunden vergingen mit diversen Sitzungen und Meetings, in denen den Leuten ihre Arbeit zugeteilt wurde. Sie einigten sich darauf, ein kleines Spezialteam vor Ort zu lassen, das Scullys Verfolgung mit Hilfe des Garda-Netzwerks koordinierte – ein Arsenal elektronischer Werkzeuge zur Überwachung von Festnetz- und Handytelefonaten, Bankkarten, E-Mails, Internetprovidern und anderen elektronischen Daten. Außerdem wurden vier

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