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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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mit so einem elenden Gesegneten in seiner dreckigen Gruft reden? «
    » Elend, Vil? «
    » Verdammt, lass mich bloß in Ruhe! «
    Er wandte sich von ihr ab. Immer kam sie mit irgendwelchen merkwürdigen Geschichten und Wahrsagereien. Sie war eben eine Gesegnete. Bisweilen hatte er das schon vergessen. Als er sich wieder im Griff hatte und sich umdrehte, war Skari verschwunden. Kurz dachte er daran, ihr nachzulaufen, aber er ließ es bleiben. Wenn sie so empfindlich war, dann war es eben so. Sie hatte schließlich damit angefangen.
    Als er in den Laden zurückkehrte, saß seine Schwester immer noch mit Peker und Gibean bei Kerzenschein im Lager und war dabei, große Pläne zu schmieden. » Du wirst sehen, Vil, wir werden noch reich, und vielleicht sogar, ohne dass du noch was klauen musst. «
    » Schön « , sagte er finster.
    » Wo ist …? « , setzte Gibean zu einer Frage an, aber Peker knuffte ihn in die Seite, und Vil warf ihm einen Blick zu, der ihm wohl endgültig jede Lust nahm, nach Skari zu fragen. Vil erklärte den Abend übellaunig für beendet. Die Freunde verabschiedeten sich ziemlich einsilbig von ihm, und Tiuri blieb sogar ganz stumm, als sie später nach oben in ihre Schlafzimmer gingen.
    Vil war es gleich. Noch bevor er zu Bett ging, beschloss er, die Sache mit dem Gesegneten zu vergessen. Er hatte Besseres zu tun, als auf das zu hören, was seine Mutter immer als Scharlatanerie für leichtgläubige Narren bezeichnet hatte. Hatte er nicht genug Schwierigkeiten? Da war dieser Laden, den er eigentlich nicht mochte. Zwar erzählte er es niemandem, aber er hatte nicht vor, sein Leben als Ladenbesitzer, Dieb und Hehler zu beschließen.
    Skari musste ihm nicht kommen mit irgendwelchen Geschichten, die dieser blinde Narr in der Nekropole gehört haben wollte. Er hatte die letzten Worte seiner Mutter noch im Ohr: Er sollte die Familie wieder zu altem Glanz führen, und genau das hatte er vor. Sie hatte auch ein paar andere Dinge gesagt, aber wie sollte er sich an Leuten rächen, von denen er nicht einmal den Namen kannte? Die, die er kannte, hatte er bezahlen lassen. Und damit, so dachte er grimmig, als er schlaflos spät in der Nacht an die Decke starrte, würde seine Mutter sich zufriedengeben müssen.

Esrahil Gremm marschierte durch sein Lagerhaus, von einem Regal zum nächsten. Im Licht des kühlen Frühlingstages, das von außen durch die Ritzen der Bretter sickerte, zeigten sie alle eine erschütternde Gemeinsamkeit – sie waren leer. Gremm konnte es nicht fassen; man hatte ihn bestohlen!
    » Ich dachte, ich hätte einen Wachmann hier. Auf der Gehaltsliste habe ich ihn jedenfalls gesehen! « , rief er aufgebracht.
    » Er ist jede Nacht hier, Herr « , entgegnete der Verwalter gleichmütig. » Die fehlenden Waren wurden jedoch nicht nachts gestohlen. Sie kommen eigentlich immer an den Markttagen, in den Morgenstunden. «
    » Sie kommen immer? « , fragte Gremm fassungslos. Er hatte das Gefühl, dass seinem Verstand hier etwas entglitt. Eben hatte er noch gedacht, er sei schlicht beraubt worden, aber anscheinend steckte sein neuer Verwalter, den er für so tüchtig gehalten hatte, mit in der Sache drin.
    » Nun, seit genau vier Wochen, Herr « , erklärte der Mann ruhig.
    » Und … und Ihr lasst sie einfach gewähren? Ihr ruft nicht die Wachen, gebt mir nicht Bescheid? «
    » Sie haben die erforderlichen Papiere, Herr. Es gab keinen Grund, die Herausgabe der Ware zu verweigern. «
    Gremm schnappte nach Luft. » Ich habe keinerlei Papiere unterzeichnet, Mann! «
    » Natürlich nicht, Herr. Aber Orn Wraas hat das getan. «
    Es war, als hätte man ihm in die Magengrube geschlagen. Gremm öffnete noch einmal den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Kreidebleich sank er auf eine Kiste.
    » Wraas? « , fragte er leise.
    » Hast du denn wirklich gedacht, er hätte dich vergessen, Esra? «
    Gremm wandte nicht einmal den Kopf. Er starrte auf den staubigen Boden in dem Gefühl, dass sich dort jeden Augenblick ein finsteres Loch auftun und ihn verschlingen würde. » Sester, steckst du etwa dahinter? Aber was soll … das? «
    In hilfloser Geste breitete Gremm die Arme aus und deutete auf die leergeräumten Lagerflächen.
    Elgos setzte sich neben ihn und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. » Wraas ist der Meinung, dass dein Neffe der richtige Mann ist, um unsere Waren unter die Leute zu bringen. «
    » Viltor? Er verkauft meine Güter? In meinem Laden? Aber – Schaffelle, Reis, Weizen? Seit wann

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