Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
schmuggelt ihr denn so was? «
» Gar nicht, aber der junge Mann muss ja ein volles Lager und ein paar ehrliche Geschäfte vorweisen, falls jemand Fragen stellen sollte. Nach und nach werden wir jedoch Mansupa-Tee, Gewürze und andere Kostbarkeiten über ihn verkaufen lassen, ohne erst den lästigen Umweg über den Zoll zu nehmen, versteht sich. Nun schau nicht so entsetzt, Esra. Es war Wraas, der dich zum Hohen Rat gemacht hat. Dachtest du denn, er würde dafür nichts verlangen? «
Gremm seufzte und überschlug im Kopf, was er verlor. Es ging um ein paar hundert Kronen im Monat, wenn er die Miete für das Haus, die sein Neffe nicht zahlte, mit einrechnete. Das war verschmerzbar, denn die Geschäfte liefen, er musste es zugeben, immer besser. Seit er im Rat saß, flogen ihm Kontrakte und Gelegenheiten nur so zu. Aber natürlich konnte es für ihn gefährlich werden, wenn sie anfingen, Schmuggelware durch seine Lager zu schleusen. Er hatte Feinde wie Telius Nestur, die nur darauf warteten, dass er einen Fehler machte.
Ghula Mischitu war in das Lesen eines Pergaments vertieft, als Hauptmann Lizet die Kammer betrat. Aber sie winkte ihn heran, als er zögerte, und dirigierte ihn mit energischen Handbewegungen auf einen Stuhl.
Er nahm Platz und wartete. Er war nur mäßig neugierig auf das, was sie von ihm wollte.
Die Ordensschwester ließ das Pergament auf den wirren Haufen anderer Pergamente fallen, die den Tisch bedeckten, und lächelte ihn auf eine Art an, dass ihm kalt wurde. Für einen Augenblick war er bereit zu glauben, dass sie vielleicht doch Menschen verspeiste.
» Wie ich hörte, habt Ihr immer noch keine Spur des Mannes, der diesen Hauptmann und diesen angeblichen Händler tötete. «
» Ich war mit anderen Dingen befasst, ehrwürdige Mischitu « , gab Lizet gallig zurück. Er hatte tatsächlich keine Spur – keine, die er verfolgen konnte. Immerhin hatte er im Katzenviertel erfahren, dass Ino, der angebliche Händler, tatsächlich wohl hauptsächlich ein Hehler gewesen war. Sein angeblicher Nachfolger war ein gewisser Kratos, ein Schläger, den Lizet eine Zeit lang beobachtet hatte. Ihm war ein Mord zuzutrauen – doch warum sollte er einen Wächter der Halde töten? Er hatte sich Kratos’ armselige Bande angesehen. Keinen der Leute hielt er für Viltor Merson.
» Einerlei « , sagte die Ghula, » ich habe einen neuen Auftrag für Euch, der vielleicht im Zusammenhang mit den Ereignissen vor einem Jahr steht. «
Lizet, der sich fest vorgenommen hatte, sich dieses Mal zu verweigern, wurde hellhörig. » Ein Zusammenhang? «
» Ihr wisst es vielleicht nicht, aber in der Nacht, bevor diese Wachen in der Halde getötet wurden, hatten wir ungebetenen Besuch in unserem Archiv. «
» Ein Einbruch? «
» Das Archiv steht beinahe rund um die Uhr offen, denn Dutzende Brüder und Schwestern gehen da Tag für Tag aus und ein, also war es nicht erforderlich, irgendwo einzubrechen. Allerdings haben wir natürlich Wachen dort, die jeden Fremden sofort melden würden. Dennoch gelangte ein Eindringling ungesehen hinein und wieder hinaus. «
» Und es war keiner der Brüder, vielleicht jemand, der sich bestechen ließ? «
» Nein, das haben wir überprüft. Gewisse Zeichen verrieten uns, dass es tatsächlich ein Fremder gewesen sein muss. Wenn Ihr den Bericht einsehen dürftet, würdet Ihr darin lesen, dass noch ein Nachhall von Magie zu finden war, Schattenmagie, um genau zu sein. «
» Ah – ein Schatten, also doch! Ich habe das schon bei der Sache in der Halde vermutet. Was wurde gestohlen? «
» Listen mit Namen, Listen mit Zahlen. Dinge, die für Oramar oder den Seebund von höchstem Interesse wären. «
» Also ein Spion? « Lizet war jetzt hochinteressiert. Er liebte es, wenn sich die Dinge zusammenfügten. » Sagt, war seinerzeit nicht ein Gesandter des Seebundes in Xelidor? Könnte er vielleicht …? «
Die Ghula lachte laut auf. » Graf Gidus? Der gleicht eher einer Walze als einem Schatten. Aber Ihr habt recht, Hauptmann. Es war vermutlich jemand aus seinem Gefolge, Augenblick … « Sie fischte ein Pergament vom Tisch und studierte es. Lizet konnte sehen, dass eine Menge Namen darauf notiert waren. Ganz oben – sie ließ offensichtlich zu, dass er es las – war der Name des Gesandten notiert. » Ich denke da an einen Kauffahrer aus Frialis mit Namen Kaim Reser « , sagte sie schließlich.
» Und warum aus dieser langen Liste ausgerechnet dieser Mann? « , fragte Lizet.
» Reser nutzte
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