Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
herangedrängt.
» Danke, aber ich setze nur bei Unric « , wehrte Gibean ab.
» Bei der Glatze? Wirklich? Ein Fehler, mein Freund, ein schwerer Fehler! « , sagte der Mann, der sein Gesicht halb unter einer Kapuze verborgen hatte.
Gibean klopfte ihm auf die Schulter und schob ihn dabei zur Seite. » Da ist Unric! «
Der Mann war schwer zu übersehen. Er hatte sich einen erhöhten Platz erkämpft, vielleicht auch verdient, stritt mit Leuten, die bei ihm gesetzt und verloren hatten, und zahlte anderen ihre Gewinne aus. Ihm zur Seite stand ein Mann, den Vil kannte. » Das ist Biator! Was macht der denn hier? «
» Er passt auf, dass Unric nichts passiert. Dafür bekommt Kratos einen Anteil « , erklärte Gibean. » Komm, lass uns ein paar Kronen setzen! «
Ein Mann trug einen schlaffen Wolfskörper an ihnen vorbei.
Blut tropfte Vil auf den Ärmel. » Ich setzte nicht auf Hunde oder Wölfe « , rief er über den Lärm. » Ich dachte, hier gibt es Faustkämpfe? «
» Später, Vil, später! « , rief Gibean und drängte sich zu dem Glatzkopf durch, um seinen Einsatz zu machen. Peker schloss sich ihm an, und Vil fand sich plötzlich allein in der Menge wieder. Er drängte sich auf die andere Seite dieser merkwürdigen Katakombe mit ihren großen Gewölben, von denen manche mit Gittern abgetrennt waren, und flüchtete schließlich in eine offene Schänke, in der nicht viel los war, gemessen an dem Durcheinander, das gegenüber herrschte.
» Na, nicht bei den Kämpfen? « , fragte eine junge Frau mit dunklen Augen und zu viel Karmin auf den Lippen.
» Nichts für mich « , erwiderte er knapp und bestellte Branntwein. Der Lärm schwoll an. Man brachte wohl gerade die Wölfe in den Zwinger.
» Du wartest auf die richtigen Kämpfe, oder? « , fragte sie, als sie einschenkte.
» Wie meinst du das? «
» Na, ich weiß nicht, aber du wirkst auf mich wie einer, der weiß, wie Menschenblut aussieht. Vielleicht hast du es selbst schon einmal vergossen. «
» Unsinn « , entgegnete er, aber er fragte sich, woher sie es wusste.
Ein schweres Rasseln verriet ihm, dass drüben Gittertüren aufgezogen wurden. Wolfsbellen dröhnte über die Decke.
» Setz dich « , forderte er das Mädchen auf.
» Wenn ich mich zu dir setze, muss ich auch etwas davon haben! « , sagte sie lächelnd und deutete auf die Flasche.
» Meinetwegen gern « , entgegnete er.
» Du bist das erste Mal hier, oder? So ein hübsches Gesicht wäre mir sicher aufgefallen. «
» Wäre es nicht meine Sache, dir Komplimente zu machen? «
» Nur zu « , erwiderte sie lachend. Sie hatte ein dunkles, weiches Lachen.
» Lass uns einfach trinken. Ich bin nicht so gut mit Worten. «
Sie strich ihm plötzlich durchs Haar. » Es ist noch ein bisschen Zeit, bis hier das Blut fließt, das du sehen willst. «
» Und? «
» Wenn du willst – ich habe hier eine Kammer und könnte dir die Zeit verkürzen. «
» Du meinst, du verkaufst dich? «
Sie zuckte kurz zusammen, und er fragte sich schon, ob er sie beleidigt hatte. Er war drauf und dran, sich zu entschuldigen, aber sie sah ihm nur tief in die Augen und sagte: » Tut das nicht jeder? «
Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn in ihre kleine Kammer, und während draußen die Menge johlte, pfiff und sterbende Wölfe und Hunde verfluchte, schliefen sie miteinander.
» Ich mache so was sonst eigentlich nicht « , sagte er hinterher. Irgendwie schien die beruhigende Wirkung des Branntweins nachgelassen zu haben.
Sie stand vor einem polierten Blech und zog sich schon wieder an. » Das höre ich erstaunlich oft « , sagte die junge Frau, die Tilama hieß.
Irgendwie ärgerte es ihn, dass sie in ihm scheinbar nur einen von vielen Kunden sah. » Du hattest übrigens recht « , sagte er. » Ich habe wirklich schon Blut vergossen. «
Sie war gerade dabei, ihre vergoldeten Ohrringe zu richten. » Ich will es nicht so genau wissen, Süßer. Jetzt zieh dich an. Ich brauche die Kammer gleich wieder. «
Er zog sich an und fühlte plötzlich eine merkwürdige Leere, was ihn am Ende wiederum wütend machte.
» Sehe ich dich wieder? « , fragte er in der Tür.
» Gerne, Süßer. Ich bin hier « , antwortete sie.
» Wo bist du gewesen? « , fragte Gibean. » Du hast einen tollen Kampf verpasst. «
» Habt ihr gewonnen? « , fragte Vil und drängte sich zu ihnen an die Theke der Schänke. Sie war überfüllt, offenbar waren die Kämpfe zu Ende.
» Ich schon, Pek nicht. Ich sagte dir doch gleich – ein Hund gegen
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