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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Lächeln.
    Er wusste, dass er sie beleidigt hatte, aber erst jetzt, da sie es so elegant überspielte, bekam er ein schlechtes Gewissen.
    An diesem Tag hatte er keine Freude an den Kämpfen. Er blieb und versuchte, sich zu betrinken, aber der Branntwein schmeckte ihm auch nicht. Er war drauf und dran, noch einmal zu Tilama zurückzukehren, aber dann wurde der letzte Kampf des Tages angekündigt: Ein erfahrener Kämpfer aus Alt-Melora gegen einen jungen Burschen aus Xelidor, der, so der Ausrufer, die Schrecken der Galeere überlebt hatte. Er nannte ihn Sedorius den Unerschrockenen.
    Vil starrte in den Käfig. Dieser junge sehnige Mann, er hatte sich sehr verändert, keine Frage – aber es war Sed.
    Da stand er in der Ecke des Käfigs, streckte die muskulösen Arme und beleidigte seinen Herausforderer. Der blieb völlig gelassen. Diesen Kampf konnte Sed nicht gewinnen, das war der nächste Gedanke, der Vil durch den Kopf schoss.
    Dann gab der Ausrufer das Zeichen, und die beiden Kämpfer gingen aufeinander los. Der Mann aus Alt-Melora hob die Fäuste zur Deckung und gab sich zunächst abwartend. Sed folgte dem Beispiel, es sah nach dem üblichen Abtasten aus.
    Dann stürzte Sed sich ungestüm auf den Gegner. Er fing sich eine schwere Rechte auf dem Wangenknochen, ignorierte sie einfach, drängte den Mann gegen das Gitter und drosch wild und ungehemmt auf ihn ein.
    Der Melorer wirkte völlig überrumpelt. Er versuchte ein paar Tricks, duckte sich weg, aber er konnte nicht richtig ausholen, weil das Gitter ihn behinderte. Und er konnte dem Schlaghagel nicht ausweichen, weil Sed so schnell war. Der Melorer wankte, und der Kampf war noch keine dreißig Sekunden alt.
    Sed versetzte ihm einen Schlag unter die Rippen, der seinem Gegner die Luft raubte. Er verlor den Stand, ging in die Knie – und kurz darauf reckte Sed die blutigen Fäuste in die Höhe: Sein Gegner hatte aufgegeben.
    » Sed! Sed, du Ratte! Verdammt, Sedorius! « , rief Vil, aber seine Stimme ging in dem allgemeinen Lärm unter. Vil bahnte sich mühsam einen Weg durch die vielen Männer, die Sed nun auf die Schulter klopften, weil sie seinetwegen einen Haufen Geld gewonnen hatten. Dann verschwand Sed in der Kammer, in der sich die Kämpfer vorbereiteten.
    Vil musste den Mann vor der Tür bestechen, damit er ihn hineinließ.
    Die Kammer war niedrig und roch nach Schweiß und Öl. Männer lagen auf steinernen Bänken, ein buckliges altes Männchen humpelte von einem zum nächsten und kümmerte sich um die notdürftigen Verbände. Weiter hinten gab es einen Trog, durch den Wasser lief. Sed stand dort und wusch sich das Blut von den Händen.
    » Sed, du alte Ratte, verdammt! «
    Der Freund drehte sich langsam um. » Die Himmel mögen mich schützen – Vil? «
    Sie fielen sich in die Arme, und Sed stöhnte auf, als Vil zu fest zudrückte. » Verdammt sollst du sein, Vil, ich hörte, du seist tot! «
    » Und ich dachte, du seist noch auf einer Galeere. «
    Sed grinste breit. » Wie schön, dass wir uns beide geirrt haben! Und Tiuri? Wie geht es deiner Schwester? Ist sie …? «
    » Sie lebt, Sed, und ich habe sie gerade noch rechtzeitig befreien können « , erwiderte Vil. Er sagte es, aber er war sich nicht sicher, ob das überhaupt stimmte. Er konnte mit Tiuri nicht darüber reden. Er hatte es versucht, mehrfach, aber sie war dann immer verstummt und wollte kein Wort darüber verlieren, was mit ihr geschehen war, bevor Vil sie aus dem Feuer geholt hatte.
    Er lud Sed ein, doch einfach mitzukommen, um sie selbst zu sehen.
    » Jetzt? Ich weiß nicht, ob ich ein schöner Anblick bin. Dieser Melorer hat mich ganz schön verbeult. «
    » Klar jetzt, Tiuri bringt mich um, wenn ich ihr erzähle, dass ich dich getroffen habe, und du stehst nicht vor der Tür. «
    Auf dem Weg in die Scherengasse berichtete Vil kurz von seiner Flucht und einigen der Dinge, die er getan hatte. Sed hörte mit großen Augen zu. » Du hast den Eisenkönig und das Triefauge erwischt? Das hätte ich dir nie im Leben zugetraut. Wirklich, du bist gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. «
    » Und du? Wie kommt es, dass du nicht mehr auf einer Ruderbank sitzt? Sind die drei Jahre denn schon um? «
    » Nein, aber ich hatte Glück durch ein Unglück, denn der Kapitän unserer Galeasse war ein unfähiger Narr, der uns zwischen den Bocksinseln auf Grund setzte. Der Steuermann hatte ein Herz, er löste unsere Ketten, statt uns einfach ersaufen zu lassen, und so konnten sich wenigstens

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