Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
eigentlich nichts gegen Menschen mit Feuermalen hätten, aber was würde die Kundschaft sagen? Carem Halfar hatte sich daher bislang mit verschiedenen Handlangertätigkeiten durchschlagen müssen.
» Bist du sicher, dass du ihn einstellen willst? Dieses Mal könnte wirklich die Kundschaft verschrecken « , hatte Vil geantwortet, als Tiuri ihn gefragt hatte.
» Ich mag ihn « , lautete die schlichte Antwort, und damit war es praktisch beschlossen. Vils Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet – sie waren immer noch unschlagbar billig, da ließen sich die Leute auch nicht von einem Feuermal abschrecken.
Vil konnte mit dem jungen Mann, der nicht älter war als er selbst, nicht viel anfangen. Er war linkisch, schüchtern, und er bekam den Mund kaum auf, wenn man ihn etwas fragte. Aber er war anstellig, und so hatte Vil noch mehr Zeit, um sein Geld mit vollen Händen in der Arena auszugeben.
» Es sind meine Kronen, Tiuri, ich kann damit tun, was ich will « , erklärte er, als sie ihn darauf ansprach.
» Das kannst du. Aber machst du das auch? « , fragte sie und sah ihn auf eine Art an, die ihn an seine Mutter erinnerte.
An diesem Abend ging er nicht in die Arena. Er schlief schlecht, musste viel an Skari denken und fragte sich, ob er nicht vielleicht doch in die Nekropole gehen sollte, einfach, um es hinter sich zu bringen.
Er kam zu dem Schluss, dass er mit jemandem darüber reden musste, jemandem, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Seine Wahl fiel auf Tilama.
» Dachte mir schon, dass ein Mädchen hinter deinem Kummer steckt « , sagte sie mit einem milden Lächeln, als sie nebeneinander im Bett lagen.
» Es geht um meine Mutter, nicht das Mädchen. «
» Deine tote Mutter « , berichtigte sie.
» Ich weiß. Es ist verrückt. «
» Es sind die Gesegneten. Wenn man sich mit denen einlässt, darf man sich über nichts wundern. Hätte aber nicht gedacht, dass ich mal jemanden treffe, der in eine von ihnen verliebt ist. «
» Ich bin nicht verliebt! «
Sie legte ihm die Arme um den Hals. » Umso besser für mich « , sagte sie. » Ich würde dich ungern als Kunden verlieren, solange ich hier bin. «
Ihr schwerer, betörender Duft stieg ihm in die Nase. Er schob sie sanft ein Stück zurück. » Gehst du denn fort? « , fragte er.
» Glaubst du denn, ich will den Rest meines Lebens hier unten arbeiten? Ich will ins Bamaal, aber das ist nicht so einfach. «
» Was ist das? «
» Ich dachte, du wärst hier geboren? Willst du mir sagen, dass du das Bamaal nicht kennst? «
» Sagst du es mir jetzt oder nicht? «
» Bamaal war die alte melorische Göttin der Liebe. Sie hatte einen Tempel, direkt neben der Arena, aber es ging dort etwas anders zu als in den Himmelstempeln. Nun, sie wird schon lange nicht mehr angebetet, aber ihr Tempel steht nach wie vor, und er wird immer noch sehr fleißig genutzt. Es ist ein Hurenhaus, das größte in der Stadt, und es spricht für dich, dass du es nicht kennst. Es gibt hier unten einen Zugang, aber diese Tür bliebe für dich vermutlich verschlossen, denn es ist ein Haus für die besseren Kreise, die Räte, Kauffahrer, Ritter und andere vornehme Herren. «
» Und dort willst du hin? «
» Nicht alle hier unten sind so angenehme Kunden wie du, Vil. Wahrscheinlich sind sie es im Bamaal auch nicht, aber sie zahlen viel besser. Sie erwarten allerdings auch mehr. « Sie seufzte. » Ich kann nicht einmal lesen und schreiben. «
Er setzte sich auf. Es kränkte ihn, dass sie ihn nur als Kunden sah.
» Ich glaube, ich kann dir da nicht helfen « , sagte er etwas zu schroff.
Sie bedachte ihn mit einem Blick, der ihm durch und durch ging. » Ich habe dich auch nicht um deine Hilfe gebeten, aber ich gebe dir trotzdem meinen Rat. «
» Deinen Rat? «
» Du hast mich gefragt, was du machen sollst, wegen deiner Freundin und den Gesegneten, schon vergessen? «
Er begann sich anzuziehen. » Nein, natürlich nicht « , sagte er unwirsch.
» Du hast mir nicht alles erzählt, Vil, aber ich glaube, du solltest nicht hingehen. Es zieht dich nur tiefer in etwas hinein, das nicht gut für dich ist und das du gar nicht willst, das spüre ich. Vergiss diese Gesegneten, vor allem das Mädchen. Sie sind einfach kein Umgang für normale Menschen wie uns. «
» Das ist dein Rat? « , fragte er knapp.
Sie zuckte mit den Achseln. » Nimm ihn an oder lass es. «
» Was bin ich dir dafür schuldig? «
» Nichts, er war umsonst « , sagte sie mit einem unergründlichen
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