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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Euren Schwager erwähnen – nehmt es nicht persönlich. Das ist Politik, sie versuchen, Eure Schwächen auszunutzen. Das solltet Ihr nicht zulassen. «
    » Danke, Exzellenz. «
    Der Archont, der seltsamerweise nicht zu schwitzen schien, lächelte versonnen. » Des Weiteren hörte ich, dass Ihr Euch nach den Protokollen einer bestimmten geheimen Gerichtsverhandlung erkundigt habt … «
    Gremms ungutes Gefühl wurde zu einer kalten Faust in der Magengrube. Der Archont wusste schon davon? Es war erst drei Tage her. Hatte der Mann vielleicht wirklich magische Fähigkeiten, wie man sich zuraunte?
    Gremm beschloss, die Flucht nach vorn anzutreten: » Das Urteil war hart, vor allem in seinen Begründungen, Exzellenz, und es wurde sehr schnell gefällt. Ich will nur verstehen, wie es dazu kommen konnte. «
    » Er hat zugegeben, Hexerei zu betreiben, ganz einfach. Lieber Gremm, seht mich nicht so empört an. Ich weiß ebenso gut wie Ihr, dass Merson kein Hexer war. Aber das Gericht brauchte eine starke Begründung für sein Urteil, das doch nur dazu diente, den Volkszorn von den Scholaren auf Euren Schwager umzulenken. «
    » Das heißt, das Gericht hat selbst nicht geglaubt, dass er ein Zauberer war? «
    » Gremm, ich bitte Euch! Natürlich haben sie das nicht geglaubt, allerdings wussten sie von der Verantwortung, die Merson für das Unglück trug. Wusstet Ihr nicht, dass es Euer Schwager war, der das schwarze Pulver in jener Kammer im Bergwerk einlagern ließ? Er wollte die Miete für ein Lagerhaus über der Erde sparen. «
    » Das hieße ja … «
    » Ganz genau, Gremm. Es war der Geiz Eures Schwagers, der maßgeblich zu diesem Unglück beigetragen hat. Es hat viele gute Männer das Leben und viele weniger gute Männer eine Menge Geld gekostet. Ich sage Euch das, damit Ihr versteht, dass das Unrecht nicht so groß war, wie Ihr zu glauben scheint. Als Mann von einigem Verstand begreift Ihr vermutlich auch, dass die Wahrheit oft ein wenig, wie soll ich sagen, banal erscheint, ja abstrakt. Es war seinerzeit jedoch wichtig, dem Volk etwas Greifbares zu geben, auf das es seinen Zorn richten konnte, versteht Ihr? Merson war schuldig, also haben wir ihn zu einem Zauberer gemacht, damit das Volk ihn aus den richtigen, handfesten Gründen hassen konnte. Ein geiziger Patrizier ist das eine, ein Hexer etwas ganz anderes, Einmaliges. Habt Ihr das verstanden? Gut. Somit bleibt Euch auch die Lektüre gewisser Protokolle des geheimen Gerichts erspart. «
    » Ich bekomme sie also nicht? «
    » Das ist doch jetzt nicht mehr nötig, Gremm. Außerdem würde es nur verschiedene Leute unnötig beunruhigen – und Ihr wollt doch keine schlafenden Hunde wecken, oder? «
    » Gewiss nicht, Exzellenz. «
    » Wunderbar. Nun entschuldigt mich. Ich muss zurück in diese Schwitzhütte von einer Kammer, um mir auch den Rest dieser Sitzung anzutun. «
    Zutiefst verwirrt verließ Gremm den achteckigen Turm. Der Archont hatte also erfahren, dass er nach den Protokollen gefragt hatte. Wusste er auch, für wen? Wusste Memnon etwa, dass Viltor noch lebte?
    Donner grollte, während Gremm über den Tempelberg eilte. Ein Gewitter kündigte sich an. Sein Neffe würde sicher verstehen, dass er unter diesen Umständen nichts in der Sache unternehmen konnte. Er durfte ihn jedoch nicht persönlich aufsuchen, das war zu gefährlich. Er würde Sester Elgos bitten, die Neuigkeiten zu übermitteln. Und selbst das war schon riskant, falls der Archont ihn beobachten ließ.
    Er traf sich am nächsten Tag in einem seiner Lagerhäuser mit Elgos und berichtete ihm von seinem Gespräch mit Memnon.
    » Du lässt dich einfach zu leicht ins Bockshorn jagen, Esra. Der Archont ist ein Spieler, der schon so oft ein gutes Blatt in der Hand gehalten hat, dass niemand mehr glaubt, es könne auch einmal anders sein. «
    » Ich würde sagen, das liegt daran, dass er in dieser Stadt die Karten auch selbst gibt « , meinte Gremm gallig.
    » Mag sein, aber du kannst es mir überlassen, diese Protokolle zu besorgen. «
    » Dir? Was kümmert dich diese Familiensache, Sester? «
    » Du weißt, dass ich immer eine Schwäche für deine Schwester hatte, Esra. Und ihr Junge könnte meiner sein, wenn es damals anders gelaufen wäre. Außerdem mag ich den Kleinen. Er hat das Herz am rechten Fleck, würde ich sagen. «
    Gremm starrte den großen Mann ungläubig an. » Bist du sicher, dass du das tun willst? « , fragte er noch einmal.
    » Wenn du nichts dagegen hast … «
    » Nein, solange es

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