Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
wird uns wieder mit einer ausgezeichneten Idee beglücken. «
In Gremms Kopf herrschte jedoch gähnende Leere. Was für einen Ausweg sollte es da geben? Die Oramarer hatten das Eisen, aber warum sollten sie es hergeben, da sie wussten, wofür es gebraucht wurde?
Er versuchte sich zu beruhigen und es als ein Geschäft zu sehen: Der Eine hatte etwas, was der Andere wollte. Das uralte und einfache Lied des Handels. Er räusperte sich. » Ich habe vielleicht wirklich eine Idee, Ihr Herren. «
» Nun sind wir aber gespannt « , höhnte Isper. Gremm fragte sich, was er dem Mann getan hatte, und sagte: » Die Oramarer haben das Eisen, das wir brauchen, wir haben die Schiffe, die sie wenigstens ebenso dringend benötigen. Warum lassen wir sie die nicht in Erz bezahlen statt in Gold? «
» Sie werden sich niemals darauf einlassen! « , polterte Isper nach einer Sekunde der Stille.
» Kühn « , meinte hingegen Rat Varos anerkennend, » sehr kühn gedacht, Gremm. «
Der Kammerherr warf einen Blick hinüber zum Archonten, dessen Miene jedoch unbewegt blieb.
» Ich denke, wir werden Euren Vorschlag prüfen, Gremm. Er erscheint mir vielversprechend, denn die Oramarer sind so verzweifelt, dass sie sich vermutlich darauf einlassen werden. «
» Es ist erstaunlich, dass sie sich überhaupt noch halten können. Sie verlieren unsere Schiffe schneller, als wir sie bauen können « , meinte Varos.
» Und somit kommen wir zum eigentlichen Grund, aus dem ich Rat Gremm zu uns gebeten habe. Er kennt das Goldene Meer aus eigener Anschauung. Ihr wart doch auch in Oramar, oder? «
Gremm nickte. » Ich habe viele Städte des Seebundes und einige Städte Oramars besucht, das ist wahr, doch ist das lange her. «
» Aber Ihr macht derzeit Geschäfte mit einem frialischen Kaufmann namens Reser, nicht wahr? «
Gremm schluckte und versuchte, sich seine Betroffenheit nicht anmerken zu lassen. Der Kämmerer wusste von seinen Beziehungen zu Reser, der in Wahrheit Merson hieß? » Hauptsächlich Tuche und Wolle « , brachte er hervor.
» Was könnt Ihr uns über den Mann erzählen, Gremm? «
War das eine Falle? Wussten sie Bescheid? Würden gleich Wachen hervorspringen und ihn verhaften?
» Reser scheint mir ein ehrlicher, wenn auch gewiefter Händler zu sein. Man könnte ihn leicht unterschätzen, weil er auf den ersten Blick nicht viel hermacht, doch wäre das ein Fehler. Aber warum fragt Ihr, Menher? «
» Er begleitet und berät den Gesandten Gidus, und nach unseren Informationen ist es dieser Reser, der als Vertreter des Seebundes in Xelidor bleiben soll. «
Gremm wurde es flau im Magen. » Er wird hierbleiben? «
» So ist es, und da Ihr ihn gut kennt, würden wir es sehr begrüßen, wenn Ihr ihm ein wenig auf den Zahn fühlt. «
» Ihr meint, ich soll herausfinden, was er denkt? «
» Was er denkt, plant und tut, Gremm, denn er ist der Vertreter des Seebundes. Werdet Ihr das für uns tun? Der Mann scheint Euch zu vertrauen. «
Gremm hatte das Gefühl, in einem bösen Traum festzustecken. Sie erwarteten von ihm, dass er seinen Geschwisterschwager ausspionierte?
» Wunderbar « , sagte Ajeler, ohne eine Antwort abzuwarten, » dann wäre das also geklärt. « Er warf einen Blick in seine Pergamente, dann sagte er: » Wenn Ihr uns nun entschuldigen wolltet, Menher Gremm, wir haben noch einige andere Dinge zu besprechen, die für Euch nicht von Interesse sein dürften. «
Gremm verstand den Wink, verbeugte sich steif und verließ die stickige Kammer. Draußen lehnte er sich an die Wand und wischte sich den Schweiß ab. Was für ein Glück, dass es so heiß ist, dachte er, so fällt der Angstschweiß gar nicht auf.
» Ah, Gremm, auf ein Wort, bitte. « Es war die Stimme von Archont Memnon.
Es war also noch nicht vorbei. Gremm öffnete die Augen. » Exzellenz? «
» Nehmt Isper nicht so ernst. Er macht sich wichtig, aber in Wahrheit hat er nur Angst, dass die Werften bald ebenso leiden wie die Schmieden. Wir kommen ja kaum damit nach, das Holz aus Melora heranzuschaffen, und wenn das Eisen noch knapper wird, haben wir bald auch keines mehr für unsere eigenen Galeeren. Das mit dem Tausch war eine gute Idee von Euch, wieder einmal, Gremm. Ich muss mich bei Euch entschuldigen, weil ich Euch tatsächlich für eine hirnlose Marionette gehalten hatte. Aber wie es scheint, steckt mehr in Euch, als der Anschein verrät. «
» Danke, Exzellenz. «
» Eines vielleicht noch, weil ich spüre, dass es Euch trifft, wenn Männer wie Isper
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