Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
zu etwas, das die Grundfesten von Chelos erschüttern könnte. Begonnen hat es mit dem Verlust unserer größten Mine. Seither wächst die Unzufriedenheit in den östlichen Stadtteilen. Die Grubenarbeiter, die ihre Arbeit verloren haben, finden keine neue. Die Schmelzöfen und Gießereien bekommen nicht genug Erz, und den Schmieden fehlt es an Stahl. Es gibt eine Menge kräftige Männer, die nicht wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen. «
» Wissen wir « , meinte Isper, » und wir haben nicht vergessen, wer für die Explosion verantwortlich war, nicht wahr, Menher Gremm? «
Gremm zuckte zusammen. Es kam nicht mehr so oft vor, dass man ihn an die angeblichen Untaten seines Schwagers erinnerte.
» Ich weiß nur, dass wir jeden Tag, den die Mine nicht arbeitet, viel Geld verlieren « , meinte Rat Varos düster. Gremm fragte sich, ob er tatsächlich Vermögen verlor, oder ob sein Reichtum nur langsamer wuchs.
Die Scholarin ergriff das Wort: » Wir arbeiten an einem Plan, die vollgelaufene Mine leer zu pumpen, Menhers. Solange es uns jedoch nicht gelingt, den großen Riss im Meeresboden zu schließen, werden wir keinen Erfolg haben. «
» Versucht es doch einmal mit Magie, verehrte Schwester Mischitu « , warf Rat Isper höhnisch ein.
» Ich weiß nicht, ob das die richtige Zeit für Scherze ist, Menher Isper « , gab die Scholarin kalt zurück.
Rat Varos räusperte sich. » Ich weiß, dass Ihr das nicht gerne hört, ehrwürdige Schwester, aber ich finde den Vorschlag nicht so abwegig. Wir reden hier von der reichsten Mine von Chelos, vom Rückgrat unserer Insel. Und auch wenn ich keine Zweifel an den Fähigkeiten der Scholaren habe, so habe ich doch auch auf meinen Reisen Magier gesehen, Meister der Elemente, die Erstaunliches vollbrachten. In Oramar sah ich einen Zauberer, der konnte aus Wüstensand eine Mauer bauen, so fest wie die Fundamente dieses Turms. Ich sah in Cifat einen anderen, der nahm Wasser aus einem Fluss und baute daraus eine Brücke. «
» Und wie lange hatte die Brücke Bestand, Menher? Und die Mauer? Hielt sie länger als einen Tag? « , entgegnete die Scholarin scharf. » Nein, Menhers, Magie bringt uns hier nicht weiter, das tut sie nie. Sie ist eine Kraft aus dunkler Vergangenheit, flüchtig und trügerisch, die die Menschen in Finsternis, Aberglaube und Furcht halten will. Unser Weg hingegen führt zum Licht der Erkenntnis. «
» Meiner Einschätzung nach würde ein einziger Tag ohne Wasser in der Mine genügen, um die Risse zu schließen oder den Stollen, durch den es eindringt, zu versiegeln « , blieb Varos hartnäckig. » Ich bin gerne bereit, den Mann zu bezahlen, und meine, die Scholaren sollten hier über ihren Schatten springen. «
Richter Titior räusperte sich. » Es müsste ja auch niemand erfahren. Und am Ende biegen wir es wieder so hin, dass der Ruhm den Scholaren zufällt. «
» Ihr Herren, ich bitte Euch « , rief Ajeler. » Die Sache ist entschieden! Wir gehen den Weg des Lichts, wie ihn Schwester Mischitu beschrieben hat. Auf lange Sicht ist das die bessere Lösung. «
Die Männer nickten, aber Gremm hatte nicht den Eindruck, dass Varos und Titior wirklich überzeugt waren. Da Varos viele Anteile der Mine hielt, fand er das verständlich, und er fragte sich, ob der Richter vielleicht auch an der Mine beteiligt war.
Schwester Mischitu fuhr fort: » Wir haben Männer aus dem Süden verpflichtet, Perlentaucher, die lange unter Wasser bleiben können. Sie sollen uns helfen, die Risse im Meeresboden zu finden, so dass wir Steine und Erde nicht länger blind in die See kippen müssen. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis sie hier eintreffen, und selbst wenn sie Erfolg haben, werden die Pumpen Monate brauchen, die Mine wieder zugänglich zu machen. «
» Ich danke Euch, ehrwürdige Mischitu « , sagte Ajeler. » Ich bin zuversichtlich, dass die Scholaren dieses Problem früher oder später lösen werden. «
» Eher später, scheint mir « , murmelte Isper.
Der Kammerherr bedachte ihn mit einem ungnädigen Blick. » Zurück zu unseren gegenwärtigen Problemen. Bislang war die Unruhe auf der Stahlseite nur ein unterschwelliges Murren in den Gassen, doch jetzt haben die Unzufriedenen eine Stimme – unser alter Freund Telius Nestur, vor kurzem noch ein geschätztes Ratsmitglied, spricht für sie. «
» Nestur? Was verspricht sich der alte Narr davon? « , fragte Varos.
» Das ist schwer zu sagen, aber er verlangt, dass wir in Zukunft auch den Handwerkern
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