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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sei. Bruder Sephid, der Leiter unserer Gruppe, änderte unsere Pläne sofort, und wir suchten jenes Dorf auf. «
    Lizet hielt inne. Er hatte die Macht der Erinnerungen unterschätzt, die nun wieder auf ihn einströmten: das abseits im Wald gelegene Dorf, die niedrigen Hütten, die verzweifelten Leute, der schlichte Tempel.
    » Es gab dort schon einige Todesfälle « , fuhr er bedächtig fort, » aber auch zwei Heilmagier, die mit großem Eifer daran waren, die Erkrankten zu heilen. Sie hatten schon einige vor dem Tode gerettet. « Lizet hielt inne, denn die Bilder, die er so lange verdrängt hatte, standen nun lebendig vor ihm: die beiden biederen Heiler in Fesseln, die Bewaffneten, der Tempel. » Bruder Sephid befahl den Soldaten unserer Eskorte, die Männer festzunehmen und in den Tempel zu sperren. Dann ließ er die Bewohner ebenfalls im Tempel zusammentreiben und befahl den Soldaten, ihn anzuzünden. Die Männer wollten ihm nicht gehorchen. Also befahl er es uns. Wir gehorchten, wie wir es in diesem Orden gelernt hatten. « Lizet stockte wieder. Die Schreie der verbrennenden Männer, Frauen und Kinder gellten ihm in den Ohren. » Wir achteten mit den Soldaten darauf, dass niemand den Flammen entkam. Über sechzig Menschen sind an diesem Tag gestorben, ehrwürdige Mischitu. Ich habe noch am selben Abend meine Robe abgelegt. «
    » Ich verstehe « , sagte Ghula Mischitu, die nicht überrascht oder gar schockiert wirkte. Dann fragte sie: » Wusstet Ihr eigentlich, dass sich Bruder Sephid nach seiner Rückkehr aus der Kaiserstadt erhängt hat? «
    Sie hatte diese Geschichte also gekannt? » Nein, aber ich wünschte, er hätte das getan, bevor wir zu unserer Reise aufgebrochen sind. «
    » Ich verstehe Euch, Hauptmann, besser, als Ihr es vielleicht ahnt. Wisst Ihr eigentlich, wie viele Menschen damals der Seuche erlegen sind? «
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf.
    » Niemand, außer den Leuten in diesem Dorf. Erstaunlich, nicht? «
    Lizet setzte zu einer Antwort an, er wollte ihr entgegenschleudern, dass es doch wohl genügt hätte, die Leute wegzusperren, man hätte sie nicht verbrennen müssen. Aber er hatte schon zu sehr an dieser alten Wunde gerührt und wollte nicht mit dieser kaltherzigen Frau darüber streiten. Also schwieg er und zog sich zurück.

» Es ist ein Richter « , warnte Pek.
    » Das wird ihn nicht vor mir schützen « , entgegnete Vil.
    Sie saßen im Lagerraum und berieten sich. Vil bereute es inzwischen, dass er sie eingeweiht hatte, denn sie hatten so viele Bedenken, dass er sich nicht einmal alle merken konnte.
    » Aber er hat Leibwachen, wahrscheinlich auch Wachhunde « , meinte Gibean. » Das ganze Haus gleicht einer Festung. Er hat sich als Richter wohl schon viele Feinde gemacht und ist sehr vorsichtig. Ich habe nicht einmal herausfinden können, in welchem dieser vielen Zimmer er schläft. «
    » Im obersten Stock. Von seinem Fenster aus kann man den Palast des Archonten sehen « , sagte Skari.
    » Du kennst das Haus? « , fragte Gibean.
    » Nein, aber ich habe Vil dort gesehen. Er stand vor einem Fenster. «
    » Habe ich ihn dort getötet? « , fragte Vil.
    Skari zuckte mit den Achseln. » Ich habe dich nur dort gesehen, ein Bild, ein Augenblick, mehr nicht. Und ich sah Feuer. «
    » Du meinst, er soll das Haus niederbrennen? « , fragte Peker und klang ziemlich gereizt.
    » Nein. Das Feuer war nicht dort. Aber es kommt, denn ich habe es gesehen. «
    » Das ist das Höllenfeuer für unsere Untaten « , brummte Peker.
    » Und hast du vielleicht auch einen Eingang gesehen? Kannst du mir sagen, wie ich ungesehen dort hineingelange? « , fragte Vil.
    Skari schloss die Augen. » Ich sah dich auf einem Dach. Vielleicht ist das der Weg. «
    » Das Dach von Titiors Haus? «
    » Das weiß ich nicht, Vil. Dächer sehen doch irgendwie alle gleich aus. « Sie lächelte plötzlich.
    Peker seufzte. » Über das Dach, das ist kein schlechter Weg für einen Einbrecher, denn dort sind ja meistens keine Wachen. Aber wie soll er dort hinaufkommen? Er kann ja schlecht eine Leiter anstellen. «
    Vil nickte nachdenklich. Er würde in dieses Haus gelangen, Skari hatte es gesehen, das gab ihm eine seltsame Zuversicht. Aber sie hatte nichts darüber gesagt, ob er Titior dort finden oder gar töten würde. Es gab also noch keinen Anlass, den Erfolg schon zu feiern, und es war schon gar kein Grund, nachlässig zu werden.
    » Pek und Gabba, ihr geht noch einmal dort hinauf und seht euch um. Schaut euch auch die

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