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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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erfüllte den Raum. » Was geht hier vor? «
    » Ich sorge nur dafür, dass wir nicht gestört werden, Schwager. Wollt Ihr mir nicht einfach jetzt sagen, was ich am Ende doch erfahren werde? «
    Gremm schüttelte den Kopf. Er hatte sich entschieden. Er wollte diesem Mann, der zwar sein Schwager, aber doch auch ein Agent des Seebundes war, nicht länger die Geheimnisse Xelidors verraten.
    Er lockerte seinen Kragen, denn er fühlte einen unangenehmen Druck auf der Brust. Was war denn das? Es schien fast, als würde dort ein dunkler Schatten auf seinem Wams liegen. Er begann zu keuchen.
    » Muss ich wirklich noch weitergehen, Schwager? «
    » Ich weiß, was Ihr seid, Merson « , keuchte Gremm. » Ihr seid ein Schatten! «
    » Das wisst Ihr? Woher? «
    » Ich habe es erraten « , stieß Gremm hervor. Er rang nach Luft, versuchte aufzustehen, aber eine fühlbare Dunkelheit lastete auf ihm, und er kam nicht dagegen an.
    » Wer weiß es noch, Schwager? «
    » Niemand, ich … niem… « Er bäumte sich auf, aber gerade, als ihm schwarz vor Augen wurde, schwand die Last von seiner Brust, und er bekam wieder Luft.
    » Ah, falsch gefragt! Von wem wisst Ihr es? Wer hat mich enttarnt? «
    » Aber ich sagte doch … « Der Druck kehrte zurück, schwerer als zuvor.
    Gremm kämpfte dagegen an, krümmte sich, rutschte aus dem Sessel und rang nach Atem.
    » Ich kaufe Euch nicht ab, dass Ihr von selbst darauf gekommen seid. Also, wer weiß es noch? Ich kann das hier die ganze Nacht fortsetzen. «
    Gremm schüttelte den Kopf, kam auf die Knie, vermochte aber nicht aufzustehen. Der Druck auf seiner Brust nahm zu. Wieder schwanden ihm fast die Sinne, und erst als er den Tod schon vor Augen hatte, ließ Merson ihn wieder Atem schöpfen.
    Und dann begann er von vorn, erstickte Gremm beinahe, schob ihn auf die Schwelle des Todes, aber immer im letzten Augenblick ließ er ihn doch ins Leben zurückkehren.
    » Elgos! « , stieß Gremm schließlich in höchster Not hervor. » Sester Elgos! «
    » Nun, das ist nicht weiter überraschend, allerdings auch enttäuschend. Ihr lasst diesen Mann eindeutig an zu vielen Geheimnissen teilhaben. Ich denke, ich werde ihn bald besuchen müssen. «
    Gremm, der auf dem Rücken lag, keuchend Luft holte und nicht begriff, wie er auf den Teppich geraten war, fühlte sich zu elend, um etwas zu sagen.
    » Und nun die viel wichtigere Frage; das nächste Treffen mit dem Prinzen – wann und wo findet es statt? «
    » Schwager, ich bitte Euch … «
    » Wann und wo, Gremm! Heute – oder morgen? «
    Wieder legte sich die unsichtbare Schlinge um Gremms Hals. » Morgen! Morgen! « , schrie er. » Morgen Abend, im Palast des Archonten! «
    » Seht Ihr, nun ist es heraus. Es tut mir leid, dass ich Euch so zusetzen musste, Schwager, aber dieser Vertrag, den Xelidor mit Prinz Haisal schließen will – er darf unter keinen Umständen zustande kommen. «
    Gremm spürte, dass ihm Tränen über die Wange liefen. Er war nur froh, dass seine Frau von alledem nichts mitbekommen hatte. » Wie konntet Ihr mir das antun, mir, Eurem Schwager? «
    » Ausgerechnet Ihr beruft Euch auf die Familie? Ihr, der Ihr nichts getan habt, um meinen Bruder und die Seinen zu retten? «
    Merson nahm Platz und sah auf Gremm herab, der immer noch auf dem Teppich kauerte. » Wisst Ihr, wir Schatten werden in unserer Bruderschaft dazu erzogen, kaltes Blut zu bewahren, denn Gefühle sind in unserem Geschäft nur hinderlich, sogar gefährlich. So habe ich die meisten Menschen, die meinem Messer begegneten, ohne Hass, ohne Mitleid und ohne Reue getötet, ganz wie man es mich lehrte. Ich bin sogar sicher, dass ich jede Regung vergessen hätte, wenn mein Bruder Aretor nicht gewesen wäre. Ihn habe ich geliebt, wie meine Eltern mich nicht liebten, die mich den Schatten übergaben, um der Geschäfte willen, die mein Vater mit ihnen tätigte. Und wegen der Begabung zur Magie, die angeblich in unserer Familie liegt, die aber nur mich traf, nicht Aretor. Er war es, der mich nach meiner Rückkehr ins Leben zurückholte, soweit das bei einem Diener des Todes eben möglich ist. Aber er ist nun tot, und niemand ist aufgestanden und hat für ihn gesprochen, auch Ihr nicht, Schwager. Ihr habt Euch seiner Verwandtschaft als unwürdig erwiesen. Ihr habt ihn verraten, gerade habt Ihr Eure Heimatstadt verraten, und vermutlich werdet Ihr auch mich bei erster Gelegenheit ans Messer liefern. Nun sitzen wir hier, der Letzte des Hauses Merson und der Letzte des Hauses Gremm.

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