Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Panik.
» Mehrere Zeugen haben ihn erkannt. Ich kann aber verstehen, dass Ihr nicht wahrhaben wollt, dass Euer guter Freund Reser ein Schatten ist. «
» Geschäftsfreund, Exzellenz, nur ein Geschäftsfreund « , rief Gremm. Spielte Memnon nur mit ihm? Wusste er wieder einmal über alles Bescheid?
» Ah, ein feiner, aber wichtiger Unterschied, den wir bei Gelegenheit ausloten sollten. Doch entschuldigt mich, ich werde andernorts gebraucht. Vielleicht finden wir später die Muße, uns noch einmal ausführlich über Reser zu unterhalten. Ich wüsste gern, wie es ihm gelungen ist, uns alle derart zu täuschen. «
» Natürlich, Exzellenz « , murmelte Gremm.
Er lehnte sich an eine Säule, als der Archont gegangen war, weil er fürchtete, sonst einfach zusammenzubrechen. Memnon wusste irgendetwas, das war eindeutig. Aber was? Und warum spielte er mit ihm, warum ließ er ihn nicht einfach verhaften? Bis jetzt hatten die Gespenster doch noch jedes Geständnis bekommen, das sie haben wollten. Warum sollte er nun verschont bleiben? Warum auch immer es dazu nicht kam, Gremm war weit davon entfernt, das für ein gutes Zeichen zu halten.
Auf Hauptmann Lizet wirkte der Tempelplatz beinahe gespenstisch leer. Die Wachen hatten die Menschen von den Straßen verjagt, und Kammerherr Ajeler hatte eine Ausgangssperre über die ganze Stadt verhängt.
Zu spät, dachte Lizet . Er ist längst untergetaucht.
» Wie konnte er entkommen, Hauptmann? « , rief Ghula Mischitu aufgebracht. » Wir haben doch Wachen und Scholaren an jedem möglichen Weg vom Tempelberg postiert. «
» Die Wache trifft keinerlei Schuld, ehrwürdige Schwester « , rief Oberst Secus mit hochrotem Kopf. Lizet fragte sich, ob diese Farbe von der Wut oder von dem Wein herrührte, dem der Mann offensichtlich reichlich zugesprochen hatte, während er eigentlich über die Sicherheit der geheimen Verhandlungen hätte wachen sollen. » Es war eben nicht weise, nicht sehr jedenfalls, Eure Scholaren zu bewaffnen, es wäre besser gewesen, man hätte meinen Leuten diese Dinger, diese Okulare, anvertraut. Nicht wahr, Hauptmann? « , fragte Secus.
Lizet neigte zustimmend den Kopf. Er war nicht so dumm, seinem Vorgesetzten in aller Öffentlichkeit zu widersprechen, dachte aber, dass es doch eigentlich der schlecht gezielte Bolzen von Bruder Melid gewesen war, der den Schatten erwischt hatte. Sein eigener gut gezielter Schuss war hingegen fehlgegangen.
» Noch ist nicht gesagt, dass er entkommen ist « , warf Kammerherr Ajeler ein. » Oder vielmehr sie, schließlich ist beinahe gleichzeitig ein zweites Verbrechen begangen worden. Mich beschäftigt daher die Frage, was der Mord an Richter Titior mit diesem Überfall zu tun hat. «
Auch Lizet stellte sich diese Frage. Einen Zufall schloss er aus. Gab es am Ende vielleicht zwei Schatten?
Er sah einen Mann über den Platz rennen, einen Soldaten. » Sie haben ihn! « , rief er schon von weitem. » Sie haben ihn erwischt! «
» Den Schatten? Ist das sicher? « , fragte der Oberst.
» Er ist so sicher tot, wie ich es nicht bin, Herr « , stieß der Soldat keuchend hervor. » Wir haben ihn im Katzenviertel gestellt, unweit der Arena. Er hat vorher noch einige von uns getötet, doch dann lief er in eine der Feuerbomben und ist völlig verbrannt, Herr. «
» Verbrannt? Was heißt verbrannt? « , fragte die Ghula.
» Es ist nur noch ein Haufen Asche übrig, Doma « , verkündete der Soldat stolz.
Die Ghula murmelte einen Fluch.
Lizet nahm an, dass sie ebenso wie er begriffen hatte, dass man nun nicht mehr beweisen konnte, dass es wirklich der Gesandte gewesen war – und das war beinahe so, als sei er ihnen doch noch entkommen.
» Im Katzenviertel? Wie ist er dort hingekommen? Die Treppe wurde doch gesondert überwacht? « , fragte Ajeler.
» Das weiß ich nicht, Herr. «
» War er allein? War ein zweiter Mann bei ihm? « , fiel ihm die Ghula ins Wort.
» Dort waren viele Menschen, ehrwürdige Schwester, und jeder Zeuge berichtet etwas anderes. Doch einige von uns verfolgen einen jungen Mann, den sie mit dem Schatten gesehen haben wollen. «
» Das Katzenviertel, es gibt kein besseres Versteck auf dieser Insel « , murmelte Ajeler.
Lizet war ganz seiner Meinung. Es war ein Ort mit tausend Schlupfwinkeln, an den sich die Wachen kaum trauten.
» Wir haben den Schatten, das ist ein überwältigender Erfolg meiner Leute « , rief der Oberst. » Der andere – nun, wir werden ihn später schon noch erwischen. «
» Bildet
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