Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Euch nicht zu viel ein, Oberst. Über den Schatten wussten wir Bescheid, aber wer war der Mann, der den Richter ermordete? War das ein Helfer des Schattens, oder war der Schatten der Helfer? Oder waren es am Ende gar zwei Schatten? Wir müssen diesen Mann finden! « , rief die Ghula ungehalten.
» Aber das Katzenviertel bietet tausend Verstecke. Da können wir wohl nicht viel ausrichten « , stieß der Oberst hervor.
Die Ghula warf ihm einen vernichtenden Blick zu. » Ganz im Gegenteil, Menhers. Ich denke, es ist eine Gelegenheit, endlich einmal sehr viel auszurichten in diesem Viertel des Lasters. Es sind ein Richter und ein Berater des Prinzen ermordet worden, und der Täter steckt dort irgendwo im Unrat dieses Viertels. Wir sollten das ganze Viertel auf den Kopf stellen, bis wir ihn haben. «
Jemand räusperte sich hinter der Ghula und fragte freundlich: » Und liegt es in der Kompetenz der Scholaren, so etwas anzuordnen? «
» Nein, Exzellenz « , beeilte die Ghula sich zu versichern.
» Wie schön, dass wir wieder einmal einer Meinung sind « , sagte der Archont. » Aber fragen wir doch einen Mann, der dieses Viertel kennt. Was haltet Ihr von diesem Vorschlag, Hauptmann Lizet? «
Er kennt meinen Namen?, schoss es Lizet in den Kopf, halb geschmeichelt und halb besorgt. Vorsichtig sagte er: » Es wurde früher schon vorgeschlagen, in diesem Viertel einmal gründlich aufzuräumen, Exzellenz, doch ist es nie dazu gekommen. «
» Ich weiß, ich weiß, Hauptmann. Marschall Titior schien immer eine gewisse Scheu davor zu haben, seine Leute in dieses Viertel zu senden. Aber ich denke, da heute sein eigener Bruder ermordet wurde, wird er die Dinge in einem anderen Licht betrachten. «
Für einen Augenblick wurde es still auf der Treppe, und Lizet hatte das Gefühl, dass dieser Mord und dieser Anschlag nur die Begleiter eines größeren Ereignisses waren. Irgendetwas war im Gange, und nur der Archont schien zu wissen, was es war. Oder bildete er sich das nur ein?
Jetzt wandte sich Archont Memnon an Oberst Secus: » Sagt, Oberst, da der Marschall gewiss in tiefer Trauer ist und daher kaum in der Lage sein wird, einen solchen Befehl zu erteilen, wollt Ihr nicht das Kommando übernehmen? «
Secus erbleichte. » Das Kommando? «
» Nun, einer muss den Befehl geben, oder? Ruft die Wachen zusammen, jeden Mann, den Ihr einsetzen könnt, und geht ins Katzenviertel. Ich wünsche, dass Ihr den Mörder findet, auch wenn Ihr dazu jeden Stein in jeder Gasse umdrehen müsst! «
» Hauptmann Lizet! « , rief der Oberst, » Ihr habt seine Exzellenz gehört, Ihr werdet … «
Aber der Archont unterbrach ihn. » Nein, Menher, den Hauptmann brauchen wir hier oben. Es wird unsere oramarischen Freunde hoffentlich beruhigen, dass dieser tapfere Mann, der den Schatten in die Flucht geschlagen hat, über sie wacht. Also geht, Secus – und kehrt nicht mit leeren Händen zurück! «
Kaum war der Oberst verschwunden, als der Archont sich reckte und sagte: » Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen, oder? «
» Exzellenz? « , fragte Ajeler verblüfft.
» Einer der Oramarer ist tot, Exzellenz « , wandte die Ghula vorsichtig ein.
Memnon lächelte. » Nun, ich denke, das ist ein akzeptabler Verlust, nicht wahr, Schwester Mischitu? «
Die Scholarin antwortete nicht gleich, offenbar hatte sie noch nicht verstanden, worauf der Archont hinauswollte. Lizet wusste es, hielt aber den Mund.
» Muss ich es wirklich erklären? « , fragte Memnon.
Er genießt es, dachte Lizet.
» Ich bitte Euch, es gibt ein Dutzend Zeugen, die gesehen haben, dass der Gesandte des Seebundes versucht hat, den Prinzen zu ermorden. «
» Leider ist der Attentäter verbrannt, Exzellenz. Seine Leiche ist somit kein Beweis mehr « , gab Ajeler zu bedenken.
» Aber Ihr habt ihn doch erkannt, oder? « , fragte Memnon.
» Er war nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar « , meinte Ajeler, » aber natürlich kennt Rat Gremm die Wahrheit, und wenn wir ihn von den Gespenstern befragen lassen … «
» Das ist gar nicht nötig, da wir so viele Augenzeugen haben, Ajeler. Und, ja, Ihr habt ihn erkannt, auch wenn Ihr es selbst nicht wisst. Der Mann hat sein Gesicht gezeigt, und damit hat der Seebund das seinige verloren. Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, haben wir ihn in der Defensive. Der Bund wird sich bei uns entschuldigen müssen, vor allem aber wird er sich in Zukunft aus unseren Geschäften mit diesem oder anderen Prinzen aus Oramar
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