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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Stelle nicht gehen. «
    » Und warum nicht? « , gab Vil wütend zurück.
    Der andere grinste breit, deutete mit dem Kinn auf den blassen Fleck, der sich auf dem Haldenboden abzeichnete, aber gerade in diesem Augenblick verdunkelt wurde, und sagte: » Wegen der Fische. «
    Tatsächlich regnete es plötzlich Fische. Sie fielen durch die Himmelspforte und schlugen klatschend auf dem Gestein auf. Zwei der zerlumpten Gestalten, zwei Frauen, schossen sofort los und stürzten sich auf den zappelnden Leib eines größeren Exemplars.
    Essen, schoss es Vil durch den Kopf, und er hätte sich auch auf diese unerwartete, vom Himmel gefallene Gabe gestürzt, wenn Sed ihn nicht zurückgehalten hätte. Sekunden später fiel eine zweite Ladung Fisch durch das Gitter, und eine der beiden Frauen, die sich noch um ihre Beute stritten, wurde von einem ganzen Schwarm winziger Fische getroffen. Von oben klang raues Gelächter, aber in der Halde lachte niemand. Alle spähten gebannt nach oben oder auf die seltsame Gabe, die, teilweise noch lebend, auf dem Felsboden zuckte.
    Die Schatten über dem Gitter verschwanden, und erst dann stürzten alle los, auch Vil.
    Er machte fette Beute, jedenfalls glaubte er das, und er zeigte Sed stolz den kräftigen halben Fisch, den er ergattert hatte.
    Aber Sed grinste wieder nur breit und meinte: » Lagunenhai? Da esse ich wirklich lieber Katze. « Aber dann, vielleicht, weil er Vil die Enttäuschung anmerkte, setzte er hinzu: » Eine Suppe könnt ihr vielleicht daraus zaubern, für den Reis. «
    Vil wurde noch einmal schwarz vor Augen, und er hockte sich hin, bis es besser wurde. Sed blieb bei ihm und wedelte ihm mit den beiden kleinen Brassen, die er erwischt hatte, vor der Nase herum.
    Vil seufzte, dann fragte er: » Sag, Sed, das eben, was war das? Wieso regnet es hier Fische? «
    » Ein Wunder « , gab Sed feixend zurück, lachte, als er Vils Gesicht sah, und erklärte dann: » Das ist so seit den Tagen der Pest. Die Fischer von Xelidor kippen einen Teil ihres nächtlichen Fanges hier herunter. Soweit ich weiß, werden sie von den Tempelpriestern dafür bezahlt, aber bestimmt nicht sehr gut. Das meiste ist jedenfalls Beifang, und manchmal machen sie sich eben einen Spaß daraus abzuwarten, bis sich die Ersten auf die Beute stürzen, und kippen dann noch einmal Fisch hinterher. Es kam auch schon vor, dass sie von da oben auf uns heruntergepisst haben. Ich glaube, der Tempel gibt ihnen einfach nicht genug Kronen. «
    » Sie pissen auf euch? « , fragte Vil entsetzt.
    » Ja, aber nicht heute, auf dieses besondere Gewürz musst du also leider verzichten. «
    » Hör auf, mir dröhnt der Schädel, und ich bin nicht in Stimmung für deine komischen Scherze. «
    » Das ist kein Scherz. Ich weiß ja nicht, wo du herkommst, aber ich kann dir sagen, wo du jetzt bist. Und hier unten geht es nun einmal so zu. Für alle da draußen sind wir nur Abschaum, die, die man in die alte Pesthöhle abschiebt, um sie zu vergessen, und so behandeln sie uns eben auch. «
    » Wir werden nicht lange hier sein « , sagte Vil schwach.
    » Klar « , erwiderte Sed spöttisch, » aber falls doch, solltest du ein paar Dinge wissen. Halte dich von den Tunneln im Süden fern und meide die Stellen unter den hübschen Himmelspforten, das wäre das Erste, was du lernen solltest. «
    » Regnet es durch die anderen etwa auch Fische? « , fragte Vil und schaute zu den vergitterten Öffnungen, die er hoch und unerreichbar in der Felsendecke sah.
    » Nein, aber jetzt komm, ich bringe dich zu deinen Leuten. Du siehst nicht aus, als würdest du das allein schaffen. «

Als sie die Behausung erreichten, war es schon beinahe hell. Der Eisenkönig hatte sie gesehen, aber nichts gesagt und auch keine Anstalten gemacht, Sed zu helfen, der schwer an Vil und an den Fischen zu tragen hatte.
    Vil hätte sich gerne still in die Höhlung geschlichen und sich hingelegt, aber seine Mutter und seine Geschwister waren bereits wach. Sie waren dabei, den Platz vor ihrem vorübergehenden Zuhause von all dem Unrat zu säubern, der sich scheinbar überall auf dem Boden fand.
    » Vil, was hat das zu bedeuten? Wo ist dein Hemd? Und wer ist dieser … Junge? «
    Vil zog es vor, nur auf die letzte Frage zu antworten: » Das ist Sed, er hat mir geholfen. Und ich habe etwas zu essen. «
    » Er ist verletzt, Mutter! « , rief Tiuri.
    » Es ist nichts « , behauptete er tapfer.
    Seine Mutter untersuchte die Wunde am Hinterkopf, und dann befühlte sie die Beule auf seiner

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