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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sein Vorgänger vor drei Tagen beim ersten Verhör verfasst hatte. » Und die Scholaren, was haben die Euch getan? Wenn ich es richtig lese, haben sie Euch doch sogar angeboten, Euer Haus beziehungsweise das Grundstück, auf dem die Ruine steht, zu kaufen. «
    Vitim lachte bitter auf. » Zu einem Zehntel des Wertes, Herr! Das ist doch schamlos! Und da soll ein Mann seine Stimme nicht erheben dürfen? «
    » Nicht, wenn sich in der Folge eine Menschenmenge mit Fackeln, Äxten und Messern bewaffnet und einen Tempel angreift, Menher Vitim. «
    » Damit hatte ich nichts zu tun, Herr! Ich habe nichts gegen die Priester. Sie helfen, wo sie können. «
    Wieder rieb sich Lizet die Augen und sehnte sich zurück zu der Zeit, als er noch kein Gespenst gewesen war. Er verstand den Mann, denn die Zustände in den zerstörten Gassen waren furchtbar. Aber als Mitglied der Geheimen Wacht musste er den Aufruhr nicht verstehen, sondern bekämpfen. » Es waren Eure Worte, die Eure Nachbarn verführten. Ihr scheint ein guter Redner zu sein. Leider wird Euch diese Begabung für einige Zeit auf eine Galeere bringen, das ist Euch doch klar, oder? «
    » Die Galeere? Aber ich habe nichts getan, ich bin unschuldig! «
    » Ihr habt gerade zugegeben, besagte Rede gehalten zu haben. Aber ich will Euch helfen, Menher, denn ich sehe doch, dass Ihr im Herzen kein Aufrührer seid. Sagt mir einfach, wer Euch diese giftigen Gedanken eingeflüstert hat, und ich werde bei den Richtern ein gutes Wort für Euch einlegen. Oder, wartet, ich komme Euch noch weiter entgegen. Der Einarmige, wer ist das? Nennt mir nur diesen einen Namen. «
    Vitim war zusammengesunken, doch plötzlich straffte er sich, ein kampflustiges Funkeln war in seine Augen zurückgekehrt, und er sagte: » Ich kann Euch Namen nennen, Herr, hunderte, von jedem Mann, jeder Frau, die ich kenne, und vor allem von den Scholaren, die unsere Not ausnutzen wollen, von den Räten, die uns nicht helfen, und zu guter Letzt von unserem geliebten Archonten, dem das Elend seiner Stadt von Herzen egal zu sein scheint. Ja, genau, Archont Memnon, das ist der erste Name, den Ihr notieren könnt, Gespenst! Wie, Ihr schreibt gar nichts auf? «
    Lizet seufzte und rollte das Pergament ein. » Ich werde Euch in einigen Tagen noch einmal befragen, Menher Vitim. Vielleicht seid Ihr dann etwas klüger. «
    Er gab den Wachen ein Zeichen, und sie packten den Mann, der weiter wüste Beschuldigungen gegen den Archonten und die Großen der Stadt von sich gab, und schleiften ihn zurück in seine Zelle.
    » Ihr seid zu sanft, Lizet, das habe ich Euch doch schon einmal gesagt « , meinte Oberst Furem, der mit verschränkten Armen in der Tür lehnte.
    Lizet zuckte mit den Schultern. » Ich habe bereits darum gebeten, dass man mich wieder zurück zur Wache versetzt. «
    » Ich weiß « , sagte der Oberst und zwirbelte missbilligend seinen Schnauzer. » Aber irgendjemand weit oben will, dass Ihr bei uns bleibt. Deswegen bleibt Ihr, Lizet, also erledigt Eure Arbeit, und erledigt sie richtig. «
    » Der Mann hat doch zugegeben, dass er die Rede gehalten hat. «
    » Aber wir brauchen Namen! «
    » Wirklich? Wie wäre es mit dem Namen Telius Nestur? Ich selbst habe einige der Sätze, die diesen armen Handwerker auf die Galeere bringen werden, vorher aus Nesturs Mund gehört. Aber offenbar will ihn niemand verhaften. «
    » Haltet Euch von Nestur fern, Lizet, der ist eine Nummer zu groß für Euch « , erwiderte der Oberst finster und verschwand.
    Lizet ging unzufrieden nach Hause. Seit Wochen kam es immer wieder zu Zwischenfällen in den zerstörten Teilen der Stadt. Mal wurde ein Händler angegriffen, weil er zu viel Geld für seine Waren verlangte, dann aus unerfindlichen Gründen ein Tempel. Scholaren wurden mit faulem Gemüse beworfen, und einmal waren ein paar Wachsoldaten angegriffen worden. Es hatte sogar Tote gegeben.
    Nestur wiegelte die Leute auf, das war offensichtlich, aber weit weniger offensichtlich war, warum man ihn gewähren ließ. Natürlich war er reich und mächtig, und er hatte Verwandte in vielen wichtigen Ämtern, aber er ging eindeutig zu weit.
    Lizet hatte sein kleines Haus im Altkaiserviertel erreicht. Er heizte den Ofen an, denn der Winter drückte mit eisiger Kälte durch die kleinen Fenster. Kohlen waren teuer geworden, fast so teuer wie Holz, wenn es nicht an die Werft ging. Er hatte dem Oberst vorgeschlagen, die Wachen an der Werft wenigstens zu verdoppeln, denn sie zog immer stärker den Hass der

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