Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
hören.
    » Was hast du herausgefunden, Gabba? «
    » Er wohnt auf der Ritterseite, im Schildplatzviertel. Ihr seid sozusagen fast Nachbarn, Vil. Ihm gehören ein hübsches Haus und ein paar ebenso hübsche Anteile an der Werft und an zwei der kleineren Minen im Osten, alles von seinem Vater geerbt. Er ist also nicht völlig mittellos, aber er hat kein Bares mehr. Willst du, dass er dir ein paar Anteile überträgt? «
    » Was ist mit seiner Familie? «
    » Es ist, wie du sagtest, Vil; die Montes sind alter Xelidor-Adel, aber eher auf dem absteigenden Ast. Montes hat eine Frau vom Festland geheiratet und eine Tochter in die Welt gesetzt, die ihrem Vater in jeder Beziehung über den Kopf gewachsen ist. Unser Freund ist leider auch kein stolzer, vermögender Kauffahrer, sondern arbeitet als Stellvertreter des Hafenverwalters. «
    » Kein ganz schlechter Posten « , warf Peker ein.
    Gibean rümpfte die Nase. » Für einen Ritter der Stadt ist das armselig. Noch dazu dürfte sein Einkommen kaum reichen, sein Haus und seine Familie zu unterhalten. Und seine Spielschulden deckt es schon gar nicht. «
    » Er hat aber noch eine Stimme in der Großen Versammlung, oder? « , fragte Vil.
    » Schon, aber dafür kann er sich auch nichts kaufen. Wenn du mich fragst, sollten wir ihm keinen Kredit mehr einräumen, nicht ohne ein paar handfeste Sicherheiten. «
    Vil schüttelte den Kopf. » Gib ihm die Kronen, die er will. Aber bei zehntausend bringst du ihn zu mir. «
    » Was hast du vor? « , fragte Peker, als Gibean gegangen war.
    » Ich habe da so eine Idee, nichts Konkretes. Ich sage dir Bescheid, wenn ich Genaueres weiß « , erklärte Vil vage. Aber das stimmte nicht, Vil hatte ganz genaue Vorstellungen, was er von dem Mann wollte. Montes würde ihm verschaffen können, was er für seinen Plan brauchte. Er hatte Verbindungen, einen guten Namen – und vor allem hatte er eine Tochter.
    Vil blieb immer bis weit nach Mitternacht im Bamaal und hatte ein Auge auf die Geschäfte. Er zeigte sich jedoch nie, auch achtete er darauf, dass er nicht gesehen wurde, wenn er das Haus durch einen diskreten Hintereingang betrat oder verließ.
    Und jeden Abend, bevor er ging, begab er sich noch einmal in das oberste Stockwerk. Die Mädchen wohnten dort oben, aber er ging nicht wegen der Mädchen dorthin. Auch an diesem Abend klopfte er vorsichtig an eine schmale Tür, dann trat er ein.
    Tilama saß dort in ihrem Bett und lächelte, als er eintrat. Es war ein schreckliches Lächeln, denn ihr Gesicht war zerschlagen worden, und nun war eine Hälfte gelähmt. Sie sagte nichts, konnte nichts sagen, denn ihr war auch die Zunge herausgeschnitten worden.
    Er setzte sich zu ihr ans Bett und küsste sie auf die Stirn. » Der Arzt meinte, du wirst bald wieder laufen können. Dann ist es mit dem Faulenzen vorbei. «
    Sie legte ihr Gesicht an seine Schulter. Er hatte seine Zweifel, vielleicht hatte der Arzt auch nur gesagt, was er hören wollte, denn wie sollte ein Bein, das sechs Monate seinen Dienst versagt hatte, ihn nach so langer Zeit wieder verrichten können? Er hatte deshalb Nachrichten an einige Städte in Melora und anderswo geschickt. Dort gab es Magier, vielleicht verstand sich einer darauf, so eine Verletzung zu heilen. Er würde ihr die Reise bezahlen. Aber das wollte er ihr noch nicht sagen, denn vielleicht war das selbst von einem Zauberer zu viel verlangt.
    » Gabba hört sich um, doch er hat den Mann noch nicht gefunden, der dir das angetan hat « , sagte er stattdessen.
    Sie seufzte. Er wusste, dass sie nicht wollte, dass er nach ihrem Peiniger suchte, aber er fand, das war er ihr schuldig. Doch der Schwarze Stock war ein Ort der Verschwiegenheit, selbst Doma Massali wusste nicht, wer dort verkehrt hatte. » Das war das Reich der Glatze, und ich habe nie einen Fuß dort hineingesetzt « , hatte sie ihm versichert.
    » Du bist weitergekommen? « , fragte er und zeigte auf ihr Stickzeug.
    Wieder dieses schreckliche Lächeln.
    » Das sieht hübsch aus « , sagte er etwas hilflos.
    Dann wusste er nicht mehr, was er noch sagen sollte. Aber er blieb bei ihr, bis die Kerze niedergebrannt und er sicher war, dass sie eingeschlafen war.

Esrahil Gremm wurde nicht oft auf ein Fest eingeladen, und noch seltener leistete er einer Einladung dann auch Folge. Dieses Mal konnte er es jedoch nicht vermeiden, fand das festliche Abendessen doch im Hause seines Neffen statt. Sein Trost war, dass Abar Brasus ihn ins Schildplatzviertel begleitete. Wenigstens

Weitere Kostenlose Bücher