Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
sind unsere Schiffe ausgelastet, und der Rat war bisher nicht gewillt, in dieser Sache etwas zu unternehmen « , meinte Vinir.
» Nun, Menher Vinir, ich weiß, dass Ihr einige Schiffsladungen Holz aus dem Norden herangeschafft habt « , meinte Ajeler spitz, » und ich weiß auch, was Ihr für das Klafter Holz verlangt. «
» Nicht mehr, als die Leute zu zahlen bereit sind « , entgegnete der andere gelassen.
» Und die Lebensmittel – weil mehr Geld mit Holz und Erz als mit Getreide zu holen ist, wird Brot immer teurer « , warf Gremm mit sorgenvoller Miene ein.
» Jedenfalls gärt es im Katzenviertel, Ihr solltet Euch also von dort fernhalten, Menher « , meinte Ajeler freundlich.
Vil dankte ihm für den guten Rat, aber er zeigte sich ohnehin nicht mehr im Katzenviertel, jetzt, da er diesen Teil seines Lebens so weit wie möglich hinter sich lassen wollte.
Einige Zeit später brachen die Herren auf, und Vil blieb allein mit seinem Onkel zurück.
» Dieser Kämmerer scheint ein kluger Kopf zu sein « , sagte Vil.
» Ich bin nur froh, dass er dich nicht wiedererkannt hat « , erwiderte Gremm.
» Wirklich? Wenn er mich erkannt hätte, hätte ich wohl umgehend die Stadt verlassen müssen, und ich habe nicht den Eindruck, dass dir das ungelegen wäre, Onkel. «
» Bitte, Viltor, nein, so darfst du das nicht sehen. Ich wünschte mir nur, du würdest dich endlich zufriedengeben mit dem, was du erreicht hast. «
» Das kann ich leider nicht, Onkel. Ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich keine Ruhe finden werde, solange noch einer der Männer lebt, die meinen Vater unter das Henkersbeil gebracht haben. «
» Aber musst du sie denn wirklich umbringen? Diese Leute haben doch nur getan, was man von ihnen erwartet hat, Viltor. «
» Es überrascht mich schon gar nicht mehr, dass du sie verteidigst, Onkel. Dennoch erwarte ich, dass du mir die vier fehlenden Namen nennst. «
» Aber das ist nicht so einfach. Und hast du nicht gesehen, was nach deiner letzten Tat geschehen ist? Die halbe Stadt ist niedergebrannt, weil du diesen Richter getötet hast! Die Leute, die mit ihm im Gericht saßen, sind alle Mitglieder des Hohen Rates. Und beinahe jeder dieser Männer ist mächtig und einflussreich. Sie sind sehr gefährlich, Viltor. «
» Für mich oder für dich, Onkel? «
» Für uns beide – und für deine Schwester! «
Vil wusste, dass sein Onkel nicht Unrecht hatte. Aber er sagte nur kühl: » Ich werde mich vorsehen, und im Augenblick bin ich dabei, dafür zu sorgen, dass auch ich bald mächtig und einflussreich werde. «
Gremm wirkte unglücklich. » Sester Elgos hat mir gesagt, dass du jetzt das Bamaal führst. Glaubst du nicht, dass schon bald offenbar werden wird, dass du mit meinen Geschäften gar nichts zu tun hast? «
» Wer sollte mich verraten? Ich zeige mich dort nicht den Gästen und werde immer mehr über jeden Besucher dieses schönen Hauses wissen, als der über mich. Außerdem machen wir doch Geschäfte, Onkel, denn du leihst mir Geld. Vielleicht erwartest du dafür Dank, aber damit darfst du nicht rechnen. Du hast nichts für unsere Familie getan, als es darauf ankam, und das kannst du nicht mit ein paar Münzen wiedergutmachen. Ich werde die Kronen natürlich zurückzahlen, jede einzelne, denn ich kenne meine Verpflichtungen und gedenke, sie zu erfüllen. Und das erwarte ich auch von dir. Ich will also schon bald weitere Namen hören. «
Livus Lizet rieb sich die Augen. Es war ermüdend, den ganzen Tag in feuchten Gemäuern zu verbringen. Er räusperte sich. » Noch einmal, Menher Vitim, wer hat Euch dazu angestiftet, derart aufrührerische Reden zu halten? «
Sein Gegenüber war von den drei Tagen im Kerker sichtlich gezeichnet, und Lizet hörte seinen Magen knurren.
» Niemand hat mich angestiftet, Herr, ich habe nur laut gesagt, was alle denken « , kam es trotzig zurück. Der Mann versuchte Haltung zu bewahren, was wegen der schweren Ketten nicht einfach war.
» Ihr meint also, dass alle denken, der Rat sei ein Haufen unfähiger Schmarotzer, den man mitsamt den Scholaren im Meer ersäufen solle? Ich habe Eure Worte doch richtig wiedergegeben, oder? «
» Aber es ist doch auch wahr, Herr! Mir ist das Haus abgebrannt, mit meiner Schreinerei. Und seit drei Monaten muss ich in einem Zelt hausen, weil es auf dieser Insel kein Baumaterial gibt, das sich ein ehrbarer Handwerker leisten könnte. Und was tut der Rat? Gar nichts! «
Lizet warf noch einmal einen Blick in den Bericht, den
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