Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
dass Ihr die Methoden nicht gutheißt, aber im Großen und Ganzen haben sie mit ihrer Härte doch Erfolg. Die Zwischenfälle auf der Stahlseite haben fast aufgehört, oder nicht? Und das nur, weil ein jeder Angst hat, der Nächste zu sein, den die Gespenster holen. «
» Ja, Exzellenz. «
» Ihr seid anderer Meinung? «
Vorsichtig erwiderte Lizet: » Nein, Exzellenz, es ist wirklich ruhiger geworden, aber vielleicht ist das nur die Ruhe vor dem Sturm. Natürlich fürchten die Leute die Folter, und sie fürchten uns, aber ich fühle in den Ruinen des Katzenviertels und auf der ganzen Stahlseite eine Anspannung, die wir vielleicht unterdrücken, die wir aber nicht beseitigen können. «
» Eure Vorgesetzten scheinen weit optimistischer, Hauptmann. Sie sagen, die Lage sei vollständig unter Kontrolle. «
» Jawohl, Exzellenz. «
Der Archont lächelte väterlich. » Was lässt Euch denn glauben, dass das nicht so ist? «
» Ich bemerke die Blicke, wenn sie mein graues Wams sehen, ich höre, wie sie die Scholaren verfluchen – flüsternd nur, aber voller Hass. Vor allem seit offenbar wurde, dass der Orden im großen Umfang Grundstücke im Katzenviertel erworben hat, zu Spottpreisen, wie man hört, Exzellenz. «
» Geschäftstüchtig, nicht wahr? Sie haben vor, dort eine eigene kleine Stadt in der Stadt zu errichten. Es soll eine Schule für Menschen aus der ganzen Welt werden, die dort das Wissen des Ordens erwerben und weiter verbreiten sollen. Xelidor wird eine Stadt der Gelehrsamkeit, Hauptmann. Faszinierend, oder? «
» Jawohl, Exzellenz. « Lizet versuchte in der Miene des Archonten zu lesen, aber Memnons Gesicht zeigte nichts als väterliche Freundlichkeit. Doch warum weihte ihn der Archont in die Pläne der Scholaren ein?
» Jedenfalls ist es erfrischend, die Meinung eines Mannes zu hören, der das Ohr an den Straßen der Stadt hat, wie man so sagt. Und deshalb werdet Ihr auch weiterhin Euren Dienst bei unseren Gespenstern verrichten. Aber konzentriert Euch auf Eure Aufgaben – und lasst Gremm in Ruhe. «
» Exzellenz? «
» Ich weiß, dass Ihr ihn beobachtet, Lizet, aber ich wünsche, dass Ihr damit aufhört. «
» Aber er war der Verbindungsmann des Schattens, ein Verräter, und außerdem … «
» Ja? «
» Sein Neffe Viltor, der Sohn von Aretor Merson, ich denke, er lebt noch, Exzellenz. «
» Wirklich? Ich erinnere mich, dass er für tot erklärt wurde. «
» Bereits zwei-, das heißt, eigentlich sogar dreimal. Er führte unter anderem Namen einen Laden im Katzenviertel. Angeblich ist er dort verbrannt, aber ich glaube das nicht. Es ist da ein Verwandter Gremms aufgetaucht, ein Vetter, ich denke, dass … «
» … es sich dabei um Viltor Merson handelt? « , beendete der Archont ungehalten seinen Satz. » Weiter? «
» Exzellenz? «
» Der Sohn Mersons lebt also möglicherweise noch. Na und? «
» Aber die gesamte Familie wurde verbannt, in die Halde, und wenn … «
» … wenn bekannt würde, dass er von dort entkommen ist, würde es ein schlechtes Licht auf die Wache werfen, auch auf die Geheime. Das war es doch, was Ihr sagen wolltet, oder? Nein, Hauptmann, wir lassen ihn weiter bei den Toten ruhen, verstanden? «
» Dieser junge Mann hat mehrere Morde auf dem Gewissen, Exzellenz. «
» Ah, ich nehme an, Ihr spielt vor allem auf diesen toten Arzt an, Galenes, nicht wahr? War er nicht ein … sehr enger Freund von Euch? «
Lizet brauchte einen Augenblick, um sich zu fassen. Der Archont hatte ihn kalt erwischt. Er räusperte sich. » Nicht nur diesen Mord, Exzellenz. Ich glaube, dass Viltor Merson, der heute als Vil Malakin unter uns lebt, Richter Titior umgebracht hat. «
» Ah, der Richter. Da wir gerade davon sprechen; wie weit seid Ihr mit der Entschlüsselung des Buches? «
Lizet starrte den Archonten für einen Moment völlig verblüfft an. » Welches Buch, Exzellenz? « Der Mord schien Memnon gar nicht zu interessieren.
» Titiors Buch. Ihr habt in der geheimen Kammer doch zwei an Euch genommen, aber nur eines den Scholaren übergeben, was, nebenbei bemerkt, klug von Euch war. «
Wie konnte der Archont das wissen? Nur die Ghula wusste von der geheimen Kammer. Spekulierte er nur? Oder hatte das Sprichwort recht, das besagte, dass der Archont immer alles wusste? » Ich weiß von keinem zweiten Buch, Exzellenz. «
» Bedauerlich « , sagte Memnon lächelnd. » Ich wäre sehr interessiert, etwas mehr über den Inhalt dieser Seiten, von denen Ihr keine Kenntnis habt, zu
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