Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
ein Freund, der mit der ganzen unseligen Geschichte nichts zu tun hat, dachte er, als sie durch die laue Frühlingsluft spazierten.
» Merkwürdig « , sagte Brasus.
» Was meint Ihr? «
» Habt Ihr diesen Mann gesehen? «
Gremm sah sich um. » Wen meint Ihr, Brasus? « Er sah einige Leute, vielleicht Bedienstete auf dem Weg nach Hause, einen Laternenanzünder, doch niemand, der aufgefallen wäre.
» Er ist weg. Das ist es ja. Eben war er noch da, nun ist er weg. Und ich meine, ich hätte ihn im Silbersteig auch schon gesehen. «
» Ach, da habt Ihr Euch getäuscht « , sagte Gremm, aber sofort kroch ihm die alte Angst wieder unter den Mantel. Wurde er beobachtet? Es mussten sich doch etliche Leute die Frage stellen, ob er wirklich nicht gewusst hatte, dass er Geschäfte mit einem Schatten gemacht hatte. Aber nie war irgendjemand gekommen und hatte auch nur danach gefragt.
Es war also gut möglich, dass man ihn beobachtete, aber, und das vermochte ihn ein wenig zu beruhigen, das konnten sie ruhig tun. Seit das Katzenviertel zerstört worden war, war auch der Schmuggel zum Erliegen gekommen. Es gab keine krummen Geschäfte mehr, keine Lagerhäuser, aus denen die Waren verschwanden. Im Augenblick führte Gremm das Leben eines ehrlichen Kaufmannes und Rates der Stadt. Wenn da nur nicht sein Neffe wäre …
Er wusste immer noch nicht, ob er Viltors Vorgehensweise tollkühn oder bodenlos leichtsinnig finden sollte, aber immerhin musste er nicht so tun, als würde er Nichte und Neffe nicht kennen – nur gaben sie sich eben als Vetter und Base aus.
» Vetter Esrahil, wie schön, Euch zu sehen « , begrüßte ihn Tiuri als Dame des Hauses, und Gremm war erstaunt, wie erwachsen sie geworden war.
» Die Freude ist ganz meinerseits, Base Tiuri. Darf ich Euch meinen langjährigen Freund Abar Brasus vorstellen? «
» Sehr erfreut, Menher. Die Freunde meines Vetters sind auch meine Freunde. «
Gremm wunderte sich kaum noch, wie glatt ihr diese falschen Worte von den Lippen gingen. Darin war sie wohl leider ihrem Bruder ähnlich, der doch schon so lange ein Doppel-, wenn nicht gar ein Dreifachleben führte.
Er fand Vil mit einigen anderen Herren in der Stube. Vinir war dort und einige junge Kauffahrer, von denen einer gerade erklärte: » Es ist nicht so einfach, in die Große Versammlung aufgenommen zu werden, Menher Malakin. Ihr müsst nachweisen, dass Ihr ein Geschäft in der Stadt führt, eine dauerhafte Bindung an die Stadt habt, und Ihr müsst mindestens drei Männer aus der Versammlung benennen, die für Euch bürgen. «
» Aber dann kostet es Euch nur noch eine mehr oder weniger stattliche Summe, deren Höhe sich nach der Laune des Ratsvorsitzenden richtet, und schon dürft Ihr Euch Ritter von Xelidor schimpfen und Euch einmal im Monat in der Halle die Beine in den Bauch stehen « , rief Vinir fröhlich.
Sie sind alle so schrecklich gut gelaunt, dachte Gremm. Wussten sie nicht, dass es überall in der Stadt gärte? Oder kümmerte es sie nur einfach nicht?
» Ah, Menher Gremm, was gibt es Neues im Rat? «
» Nichts von Bedeutung, Menhers, wie immer « , gab Gremm zurück.
» Nichts von Bedeutung? Ich hörte, der Vertrag mit den Oramarern trägt reife Früchte. Es ist von einer weiteren Erzflotte die Rede, die schon bald hier festmachen wird. «
Gremm kannte den Mann nicht, aber er nickte flüchtig. » Es stimmt, dass die nächsten Lieferungen bald erwartet werden, aber ob es gleich eine ganze Flotte ist … «
» Hauptsache, das Erz lässt unsere Schmelzen, Gießereien und Schmieden wieder arbeiten « , meinte Vinir. » Nicht wahr, Menher Malakin? «
Gremm fragte sich, was der lauernde Unterton zu bedeuten hatte.
Sein Neffe erwiderte: » Es ist immer gut, wenn die Stahlseite zu tun hat, das weiß man sogar in Melora. Es bringt Geld in jede Kasse der Stadt. «
» Auch ins Bamaal, wie ich hörte « , rief Vinir.
Gremm zuckte zusammen. Vinir hatte herausgefunden, womit Viltor sein Geld verdiente?
» Ich nehme an, auch dorthin « , antwortete Vil ruhig auf die Frage. » Doch es sind Damen anwesend, Menher Vinir, und ich glaube, es ist nicht schicklich, ein Haus dieser Art in ihrer Gegenwart zu erwähnen. «
» Ich bitte um Vergebung « , gab Vinir ölig zurück.
Gremm seufzte. Warum wunderte er sich, dass Vinir Bescheid wusste? Er war doch ein Schützling von Orn Wraas, und der wusste eigentlich immer, was in Xelidor vorging.
Er ließ das Essen über sich ergehen, und später, als sich die Damen in
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