Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
erfahren. Vielleicht könnte ich Euch sogar bei der Entschlüsselung helfen. Solltet Ihr dieses Werk also zufälligerweise doch noch finden, kommt damit ruhig zu mir. Und tut mir einen Gefallen und kümmert Euch nicht weiter um den jungen Merson – falls dieser Malakin es wirklich sein sollte. «
» Aber, Exzellenz … «
» Wenn er die Verbrechen begangen hat, derer Ihr ihn beschuldigt, wird er dafür bezahlen – aber zur rechten Zeit, Hauptmann, zur rechten Zeit. Und nun entschuldigt mich, die Stadt erwartet meinen Rat. «
Der Hauptmann starrte noch eine Weile konsterniert die Tür an, durch die der Archont verschwunden war. Warum beschützte er Gremm und seinen Neffen?
Er hatte sich den jungen Mann angesehen, unauffällig, aus der Ferne, und dabei mehr als einmal daran gedacht, Viltor Merson einfach mit seinen Untaten zu konfrontieren, wenn er ihn schon nicht festnehmen durfte. Aber er tat es nicht. Weil ich nicht weiß, ob ich mich beherrschen kann, wenn er mir frech ins Gesicht lügt, gestand er sich ein.
Solange die Mühlen des Rechtes Viltor Merson für später aufsparten, würde er wohl ertragen müssen, dass Galenes’ Mörder so unbefangen und stolz durch diese Stadt spazierte, als gehöre sie ihm.
Als Lizet den Palast verließ, fiel ihm auf, dass der Archont die losen Pergamente, die er aus der Kammer mitgenommen hatte, gar nicht erwähnt hatte. Von denen schien er also nichts zu wissen.
Sie waren zwar weniger kryptisch als das Buch, aber dennoch wurde Lizet aus ihnen nicht schlau. Es waren Listen mit Schmuggelware, die vermutlich alle vom legendären Orn Wraas und seinen Leuten nach Xelidor geschleust worden waren. Es gab sogar Namen, aber leider waren es Spitznamen – da war von einer » Maus « , einer » Ratte « , » Katzen « , einer » Weißen Taube « und einem » Berg « die Rede. Sie alle arbeiteten für Wraas. Solange er ihre richtigen Namen nicht kannte, waren diese Listen jedoch nicht viel wert. Wenn er aber nachweisen konnte, dass Viltor Merson auf dieser Liste stand, dass er also eine Verbindung zu dem gefürchteten Schmuggler hatte, dann musste der Archont seine Meinung doch ändern, oder? Dann würde Galenes Celsor endlich Gerechtigkeit widerfahren. Und wenn nicht?, fragte sich Lizet. Was, wenn der Archont Gremm und seine Sippe weiterhin schonen wollte? Er war ein Mann des Gesetzes. Doch wenn das Gesetz versagte? Was würde er dann tun?
» Ist dieses Haus sicher? « , fragte Vil, als er in den Keller der ausgebrannten Ruine hinabstieg. Er fühlte sich nicht wohl, was weniger an der Ruine lag, sondern mehr daran, dass er fürchtete, in diesem Viertel auf alte Bekannte zu treffen.
» Wenn es in einem halben Jahr nicht eingestürzt ist, dann wird es auch den heutigen Tag überstehen, denk ich mal « , meinte Gabba grinsend. » Für unsere Zwecke scheint es mir jedenfalls geeignet. «
Er entzündete eine Laterne. Der Kellerraum hatte den Feuersturm beinahe unversehrt überstanden, war aber danach leergeräumt, vielleicht auch geplündert worden. In einer Ecke stand ein wackliger Stuhl, und dort, im Schein einer trüben Laterne, saß ein abgerissen wirkender Mann mit gehetztem Blick. » Ich habe nichts getan, lasst mich gehen! « , rief er.
» Das hängt von dir ab « , meinte Sester Elgos, der hinter ihm stand.
» Aber ich weiß nichts. «
» Das ist schlecht « , sagte Elgos gelassen.
» Du weißt, was ich von dir wissen will? « , fragte Vil. Er fragte sich, ob er den Mann schon einmal gesehen hatte. Er konnte wirklich einer der Schläger der Glatze gewesen sein, aber vielleicht auch nicht.
» Es geht um ein Mädchen, den Schwarzen Stock, aber darüber weiß ich nichts, Herr. «
» Du hast für die Glatze gearbeitet, nicht wahr? «
» Glatze? Ich kenne keine Glatze! «
» Mach dich nicht lächerlich « , sagte Gibean. » Ich habe dich oft bei den Kämpfen gesehen. Du hast nach den Kämpfen die Wölfe gefüttert. «
» Das ist nicht verboten. «
» Und dann hast du eine andere Aufgabe übernommen, nicht wahr? « , fragte Vil. Er musste sich beherrschen, um dem Mann nicht einfach an den Hals zu springen.
» Nein, keine andere Aufgabe. Hab nur die Tiere versorgt. «
Vil gab Sester einen Wink, der packte die Hand des Mannes und brach ihm mit einem kurzen Ruck den kleinen Finger.
Der Mann schrie auf, aber Sester erstickte den Schrei mit der Hand. » Wenn du noch einmal laut wirst, breche ich dir den nächsten Finger, klar? «
Vil hörte ein missbilligendes Stöhnen. Es
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