Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Neffe trieb.
» Ich begrüße es, wenn neue Bürger unserer schönen Stadt so viel Ehrgeiz entfalten. Ich nehme jedenfalls an, dass es hier um Ehrgeiz und nicht um Liebe geht, oder? «
» Das vermag ich nicht zu beurteilen, Exzellenz. «
» Des Geldes wegen wird er die kleine Montes jedenfalls nicht heiraten. Aber wer weiß, diese Ehe bringt ihn in die Große Versammlung, und vielleicht in ein paar Jahren sogar bis in den Rat. «
» Darüber weiß ich auch nichts, Exzellenz. «
Memnon zwinkerte ihm zu. » Keine Angst, ich will nicht zu tief in die Geheimnisse Eurer Familie eindringen, Gremm. Wie ich hörte, lebt im Haushalt Eures Vetters auch Eure Base, seine Schwester? «
» Das ist richtig, Exzellenz. Tiuri ist mit ihrem Bruder nach Chelos gekommen. «
» Tiuri? Ein in Eurer Familie recht häufig gewählter Name, oder? «
Gremm nickte stumm. Panik stieg in ihm auf. Der Blick des Archonten hatte etwas Lauerndes. Wusste Memnon etwa Bescheid?
» Wie ich weiter hörte, ist sie im heiratsfähigen Alter. «
» Wirklich? «
» Ich bitte Euch, Gremm, Ihr werdet doch wohl wissen, wie alt Eure Base ist. «
» Natürlich, Exzellenz, vierzehn, Tiuri ist vierzehn. «
» Sehr schön. Wusstet Ihr, dass der jüngere Sohn von Rat Varos gerade nach einer Braut Ausschau hält? «
» Rat Varos? « , echote Gremm. Die Varos waren eine der reichsten Familien der Stadt.
» Ja. Er war schon versprochen, doch seine Braut ist unerwartet an der Schwindsucht gestorben. «
» Wie bedauerlich « , murmelte Gremm, dem gerade der Gesprächsfaden entglitt.
» Was meint Ihr? Sollten wir diese beiden jungen Leute nicht zusammenbringen? «
Jetzt glotzte Gremm Memnon mit offenem Mund an.
» Nun schaut nicht so überrascht, Gremm. Ich schlage das nicht vor, weil mich neuerdings die Liebesdinge dieser beiden jungen Leute interessieren. Aber Euer Freund Isper hat ebenfalls eine Tochter, die in Frage käme, und die beiden Männer können sich zwar nicht ausstehen, aber die Familien verhandeln dennoch miteinander. Und es liegt doch wohl auf der Hand, warum mich eine Verbindung dieser beiden Häuser nicht glücklich machen würde, oder? «
Gremm nickte langsam. Rat Isper gehörten große Anteile an der Werft. Er war womöglich noch reicher als Varos. Gremm konnte verstehen, dass der Archont diese beiden Familien lieber getrennt halten wollte.
» Aber meine Base … Tiuri, sie kann keine derartig reiche oder auch nur ansatzweise vergleichbare Mitgift anbieten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Varos dieser Verbindung seinen Segen geben würde. «
» Überlasst Varos mir. Kümmert Ihr Euch lieber um die … wie war noch der Name? Ah, ich weiß es wieder – Malakin. Ein ungewöhnlicher Name, aber er steht für frisches Blut, das unserer Stadt guttun wird, davon bin ich überzeugt. Überstürzt es nur nicht, Gremm, diese Dinge brauchen Zeit. Ein halbes Jahr, dann sollte die Verlobung der beiden jungen Leute bekannt gemacht werden. «
Gremm war froh, als er den Garten endlich verlassen durfte. Der Archont wollte Tiuri mit dem jungen Varos verheiraten? Was für eine aberwitzige Idee. Ging es hier wirklich nur um Isper und Varos? Oder bewegten den Archonten noch ganz andere Gedanken?
Ja, dachte Gremm, als er spätabends sorgenschwer in seiner stickigen Wohnstube saß, das ist die entscheidende Frage: Was plant Mides Memnon und noch wichtiger – was weiß er? Er konnte fühlen, dass Unheil heraufzog, wie ein Unwetter, dessen Wolken schon den Himmel verdunkelten, obwohl es noch nicht ausgebrochen war. Es war ganz still im Haus. Wie spät mochte es sein? Nach Mitternacht gewiss. Die Köchin war schon lange fort, seine Frau schien zu schlafen. Er war allein mit seinen finsteren Gedanken. Die Dunkelheit drückte ihm aufs Gemüt wie eine Last, die von Sekunde zu Sekunde schwerer wurde. Er hielt es nicht mehr aus: Gremm machte eine knappe Handbewegung – und der Docht einer Kerze flammte auf.
Minutenlang saß er da und betrachtete gedankenverloren die zitternde Flamme. Es war nur ein bescheidenes Kunststück, mehr nicht, und er war erstaunt, dass er es noch beherrschte, denn er hatte es seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr probiert. Und nie hatte er herauszufinden versucht, ob seine Begabung weiterreichte, denn sein Vater hatte ihm von Kindesbeinen an eingebläut, dass er dem Fluch dieser verbotenen Kunst nur entkommen könne, wenn er sie niemals ausübte und niemals jemandem davon erzählte. So war sie sein Geheimnis geblieben. Nicht
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