Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Vielleicht kennst du ihn. «
» Dann stimmt also, was ich gehört habe. Aber Montes? Der ist doch gewissermaßen das Gegenteil von Varos – arm und unbedeutend. «
» Sein Name ist alt genug, um mir einen Platz in der Versammlung zu verschaffen, und Montes kann es sich nicht leisten, meine Bewerbung abzulehnen. «
Gremm schüttelte den Kopf. » Du solltest dir diese Pläne aus dem Kopf schlagen, Viltor. Nimm deine Schwester, geh auf ein Schiff und lass diese Stadt hinter dir, solange du es noch kannst. «
» Aber ich kann nicht, Onkel. Ich habe noch etwas zu erledigen. Und da wir gerade dabei sind, frage ich mich, ob du nicht inzwischen etwas Neues erfahren hast. «
» Nein, Viltor, nein « , sagte Gremm. » Ich habe keine Namen für dich. Reicht es denn nicht, dass du Titior getötet hast? Er war der Vorsitzende des Geheimen Gerichts. Die anderen konnten doch kaum etwas ändern, da das Urteil schon vor der Verhandlung feststand. «
» Und doch haben sie es gefällt. Ich will ihre Namen, Onkel, denn sonst werden weder meine Mutter noch ich Ruhe finden. « Er seufzte und stand auf. » Doch genug davon, Onkel. Willst du noch Tee – oder etwas anderes? Die Mädchen meines Hauses würden sich bestimmt gerne um dich kümmern. «
Gremm starrte ihn an, stellte seine Tasse weg und erhob sich. » Nein, gewiss nicht, Viltor. Es wird schon unangenehm genug, deiner Tante erklären zu müssen, dass ich dieses Haus betreten habe. Ich werde sie sicher nicht mit einer Hure betrügen. Guten Tag! «
Vil blickte ihm versonnen hinterher. Gremm war richtig wütend geworden, so hatte er ihn selten erlebt. Und es war eigenartig, dass er immer noch von seiner Frau sprach, als würde sie daheim auf ihn warten. Noch eigenartiger fand er jedoch, dass Gremm deswegen nicht Zielscheibe des allgemeinen Spotts geworden war, obwohl diese kleine Verrücktheit stadtbekannt war. Ganz im Gegenteil, er erfreute sich wachsender Beliebtheit in der Stadt. Selbst die Mädchen im Bamaal fragten nach ihm.
Er setzte sich auf den Diwan und dachte nach. Sein Onkel hatte nicht unrecht: Es musste etwas hinter diesem Plan stecken. Tiuri und er waren vermutlich nur Werkzeuge für den Archonten, damit er bekam, was er wollte.
Aber was mochte das sein? Wollte er wirklich nur eine Ehe zwischen mächtigen Familien verhindern? Vil fand darauf keine Antwort, aber er kam zu dem Schluss, dass es ihm egal sein konnte, solange er derart davon profitierte. Wenn seine Schwester wirklich einen Varos heiratete, dann würde ihm das über kurz oder lang einen Sitz im Hohen Rat bescheren. Er würde das Bamaal vermutlich aufgeben müssen, aber für einen Schwager von Varos ergaben sich sicher andere Geschäftsmöglichkeiten. Es sah fast so aus, als sei er ein gemachter Mann.
Es gab nur noch ein kleines Problem: Tiuri.
Er klingelte nach einem der Mädchen und schickte sie fort, Peker zu holen. Vielleicht wusste der, wie er seine störrische Schwester dazu bringen konnte, einen Mann zu heiraten, den sie nicht einmal kannte, wo sie doch stur behauptete, in einen anderen verliebt zu sein.
» Zwingen kannst du sie nicht « , meinte Peker, als er ihm das Problem geschildert hatte.
» Sie ist meine Schwester und sollte tun, was ich sage. «
» Tut sie es denn? «
» Nein, natürlich nicht. «
» Eben « , meinte Peker mit seinem schiefen Grinsen. » Sie ist jung und verliebt, und ihre Gefühle sind stark, sehr stark. Vielleicht sogar gefährlich. «
» Wie meinst du das? «
» Der Brand im Laden. Ich bin nicht blöd, Vil. Hat zwar eine Weile gedauert, aber irgendwann habe ich auch mal darüber nachgedacht, wie das Feuer ausbrechen konnte, und wieso es uns gefolgt ist. «
» Sie weiß nicht, dass sie es war, Pek – und das muss auch so bleiben. «
» Bin ganz deiner Meinung. Aber schon deshalb kannst du sie nicht zwingen. Du musst sie behandeln wie ein rohes Ei. «
» Und wie kriege ich dann das rohe Ei dazu, das zu tun, was ich will? «
» Du musst sie dazu bringen zu glauben, dass sie es selbst will. «
» Wie soll das gehen? Sie ist verliebt, wie du schon sagtest, Pek. Und sie trifft ihn immer noch, obwohl ich es verboten habe! «
» Der Reiz des Verbotenen macht es doch nur noch interessanter. «
» Soll ich ihr etwa erlauben, sich mit diesem Schuhmacherfähnrich zu treffen, damit sie ihn nicht mehr trifft? «
» Einen Versuch wäre es wert, oder? «
Sie verfielen beide in langes Schweigen, aber dann sagte Vil: » Der Fähnrich muss verschwinden. «
» Vil,
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