Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
du hast doch nicht etwa vor …? «
» Ich werde nicht zulassen, dass dieser kleine Soldat dem Glück meiner Familie im Weg steht. Schön, ich werde ihr erlauben, ihn zu treffen, weil sie es ohnehin nicht lassen kann. Aber wenn das ihre Liebe nicht schnell erkalten lässt, muss der Fähnrich verschwinden. «
» Deine Schwester würde dir nie verzeihen, wenn du Carem … «
» Ich rede nicht davon, ihn umzubringen, Pek. Jedenfalls noch nicht. Aber vielleicht braucht der junge Mann ja Geld … «
Vil ging an diesem Tag früh nach Hause, denn er wollte so schnell wie möglich mit Tiuri sprechen. Wie er erfahren musste, war sie allerdings spazieren gegangen.
» Verzeiht, gnädiger Herr, aber ich musste versprechen, nichts zu verraten « , erklärte die Köchin verlegen.
» Schon gut, ich mache Euch keinen Vorwurf « , sagte Vil. Er hatte Tiuri untersagt, den Fähnrich zu treffen, aber jetzt traf sie ihn offensichtlich nicht mehr nur morgens, sondern auch nachmittags.
Er wartete in der Halle, bis sie etwa eine Stunde später nach Hause kam.
» Du warst aus? « , fragte er kühl.
» Spazieren, mit Carem « , erwiderte sie aufreizend gelassen. Sie schien nicht die Spur eines schlechten Gewissens zu haben.
» Habe ich dir nicht verboten, ihn zu sehen? «
» Du hast mir verboten, ihn auf dem Fischmarkt zu treffen – also treffen wir uns jetzt nachmittags, unten am Steinstrand. « Ihre Augen funkelten streitlustig.
Vil versuchte, seinen Zorn zu bändigen, was ihn viel Überwindung kostete. Wie konnte sie es wagen? Aber er hatte gelernt, sich zu beherrschen, und er hatte auch gelernt, sich zu verstellen. Also seufzte er und sagte: » Ich kann es dir wohl nicht verbieten, oder? «
Er sah ihr ihre Überraschung an, im Trotz in ihrer Stimme schwang eine Spur Unsicherheit mit: » Selbst wenn du mich einsperrtest und festbändest, wir würden trotzdem zueinanderfinden. «
Er musste vorsichtig sein, durfte nicht zu nachgiebig wirken. » Dir ist klar, Tiuri, dass ich nicht glücklich mit diesem Verehrer bin. «
» Ich bin es aber! «
Er schloss die Augen. Leicht machte sie es ihm nicht . Manchmal ist sie immer noch wie ein kleines Mädchen, dachte er. » Falls ich dir gegen meine innerste Überzeugung erlauben sollte, diesen jungen Mann zu treffen, dann erwarte ich ein gewisses Entgegenkommen, Tiuri. «
» Es ist mir gleich, ob du es mir erlaubst oder nicht! «
Wieder schwoll der Zorn in ihm an. » Ich erwarte nichts Unmögliches, Tiri, nur ein bisschen Vernunft von meiner Schwester. «
» Und wie soll das aussehen? «
» Erstens wünsche ich, dass du mir sagst, wann und wo du dich mit diesem Mann triffst. Und diese Orte werden immer öffentliche Plätze sein. «
» Du willst mich überwachen? «
» Ich bin dein Bruder, Tiuri, und ich will nur sicherstellen, dass der junge Mann meine Schwester nicht entehrt. «
Sie starrte ihn an.
Er hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie war schon vor langer Zeit entehrt worden, verkauft vom Eisenkönig, geschändet von einem Mann, der kurz darauf in Flammen gestanden hatte. Wie konnte er so dumm sein, dieses Tabu zu berühren? Sie hatten bis heute nicht vermocht, über das zu sprechen, was damals geschehen war.
Er versuchte, es zu überspielen, und fuhr fort: » Des Weiteren erwarte ich, dass meine Schwester einigen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommt. «
Sie wirkte geistesabwesend, als sie antwortete: » Welche Verpflichtungen, Viltor? «
» Du wirst mich begleiten, wenn ich zu Gesellschaften gehe, und du wirst dich benehmen wie eine junge Dame von Stand. Glaubst du, dass du das schaffst? «
» Und ich darf Carem sehen, wann immer ich will? «
» Einmal am Tag, keinesfalls öfter! Verlange ich zu viel? «
» Ich weiß nicht, Vil. Ich habe das Gefühl, dass du Hintergedanken hast. «
» Kannst du nicht einfach annehmen, dass ich nur das Beste für dich will? «
» Das fällt mir schwer, Viltor, denn wann immer du etwas tust, erwartest du eine Gegenleistung. Und meistens machst du dabei Gewinn. «
» Du bist meine Schwester, Tiuri. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir der junge Mann gefällt, aber ich will deinem Glück auch nicht im Wege stehen. «
Vielleicht war das zu dick aufgetragen. Tiuri wirkte nicht überzeugt. Sie kannte ihn eben gut.
Einige Tage später begleitete sie ihn zu einem zweiten Abendempfang bei den Montes. Vil hatte dem Hausherrn inzwischen ein paar Kronen zugesteckt, damit er wenigstens für diesen Abend einen Koch
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