Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
der an jedem Finger eine Freundin hat? «
» Hey, und ich liebe sie alle « , hatte Peker gerufen und ihm einen guten Schneider empfohlen.
Und nun lag das Wams da, und Vil zögerte aus irgendeinem Grund, es anzuziehen.
» Wird dir gut stehen « , meinte Tiuri, die plötzlich in der Tür stand. Er hatte den Hausarrest widerwillig aufgehoben, ihr aber verboten, allein vor die Tür zu gehen. Sie hatte sich überraschend schnell gefügt.
» Und du bist sicher, dass du mich nicht begleiten willst? « , fragte er.
» Ich will nicht zusehen, wie du noch jemanden ins Unglück stürzt. «
» Rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst « , fuhr er sie wütend an.
Aber sie ließ sich nicht einschüchtern. » Ich verstehe vielleicht mehr davon als du, Vil. Ich liebe Carem nämlich! «
» Erwähne seinen Namen nicht in meiner Gegenwart! «
» Ich habe keinen Grund, ihn nicht zu nennen. Wir lieben einander, daran ist nichts falsch. «
Vil sprang auf. Wieder hatte sie es geschafft, diesen besonderen Zorn in ihm zu wecken. » Tiuri, zum letzten Mal, ich verbiete dir ein für allemal, ihn zu sehen! «
» Das kannst du nicht. Da müsstest du mich schon anketten. «
Er wusste insgeheim, dass man ihn angelogen hatte – entweder schlich sie sich heimlich aus dem Haus, oder die Köchin half ihr.
» Wenn du es so haben willst! « , rief er, packte sie am Arm und schleifte sie in ihre Kammer. » Hier wirst du bleiben, bis du Vernunft angenommen hast! « Er zog den Schlüssel ab und steckte ihn außen wieder ins Schloss hinein.
» Unterstehe dich! « , zischte sie.
Er schloss die Tür und verriegelte sie. Drinnen blieb es totenstill.
» Wer es wagt, diese Tür zu öffnen, bekommt es mit mir zu tun « , sagte er der Köchin, die eingeschüchtert nickte.
Vil fluchte. Er würde zu spät kommen, und daran war nur seine Schwester schuld.
Das Abendessen begann als Katastrophe. Die Doma entschuldigte sich, dass die Köchin kurzfristig unpässlich geworden sei. Also habe sie selbst am Herd stehen müssen, und der verehrte Gast möge verzeihen, wenn es daher vielleicht an dem einen oder anderen fehle.
Vil fand, dass sie allen Grund hatte, sich zu entschuldigen. Der Rinderbraten war nicht durch, aber dafür versalzen, das Gemüse bis zur Geschmacklosigkeit zerkocht und das Brot schwarz verbrannt.
Er wusste allerdings auch, dass die Köchin keineswegs kurzfristig unpässlich geworden war, sie erfreute sich bester Gesundheit. Vil hatte sie aufgesucht und ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit den Lohn ausgezahlt, den Montes ihr seit zwei Monaten schuldete, und als einzige Gegenleistung verlangt, dass sie sofort kündigen und sich eine neue Stelle suchen möge.
Er hatte jedoch nicht erwartet, dass die Kochkünste seiner künftigen Schwiegermutter derart erbärmlich sein könnten. Aber dann erinnerte er sich an die Zeit in der Halde, als ihnen verbranntes Brot und halb roher Braten wie ein Festtagsmahl erschienen wären, und rang sich das eine oder andere Kompliment ab.
Lajara, die Tochter, war für ihn jedoch eine Überraschung. Er hatte sie nur ein- oder zweimal aus der Ferne gesehen, mit ihren Freundinnen, und sie im Grunde für eine alberne Gans gehalten. Aus der Nähe betrachtet war sie eine angenehme Erscheinung, jung, nicht übermäßig hübsch, doch von einer gewissen Haltung, in der nichts Kindliches mehr lag.
Und obwohl sie sich offensichtlich für die Kochkünste ihrer Mutter schämte, machte sie doch gute Miene zum bösen Spiel, trug sogar mit der einen oder anderen geistreichen Bemerkung zur Unterhaltung bei.
» Stimmt es, dass die Gespenster wieder viele Leute verhaften, Menher Malakin? « , fragte sie, als er mit Montes über die abermals wachsende Unruhe im Ostteil der Stadt sprach.
» Kind, das ist Politik « , wies die Mutter sie zurecht.
» Aber es ist wahr « , sagte Vil. » Ich weiß, es ist vielleicht nicht das richtige Thema für ein Essen wie dieses, aber sie versuchen, die Männer zu finden, die einen ihrer Obersten getötet haben. «
» Und glaubt Ihr etwa, dass sie ihn finden, wenn sie wahllos Leute aus den Minen, Schmieden und aus dem Katzenviertel verhaften? «
» Kind, es steht dir nicht an, solche Fragen zu stellen. Die Geheime Wacht weiß, was sie tut, nicht wahr, Menher Malakin? «
» Das wäre zu wünschen, Doma, doch die Fragen Eurer Tochter sind sehr berechtigt. Ich kenne Ratsmitglieder, die weniger gescheit sind. «
Ein strahlendes Lächeln war der Lohn für dieses
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