Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Garten einen nicht ganz so verdorrten Eindruck macht. «
» Gewiss, Exzellenz « , murmelte Gremm, der sich mit Gärten nicht auskannte. Der hier sah in seinen Augen allerdings perfekt aus, zumindest wenn man Rosen mochte. Die Sträucher zogen sich bis zur alten Stadtmauer, die den Tempelberg auch im Norden umgürtete.
» Ihr wünscht mich zu sprechen, Exzellenz? «
» Natürlich, Gremm. Verzeiht, aber wenn ich zwischen meinen Rosen stehe, könnte ich alles andere vergessen. Mit zwei Stöcken habe ich angefangen, damals, vor über zwanzig Jahren, als der Hohe Rat und die Versammlung der Patrizier die Güte hatten, mich zum Archonten von Xelidor zu wählen. Und seht Euch nun diese Pracht an, Gremm! Es ist aber auch viel Arbeit, das gebe ich gerne zu. «
Er legte die Schere zur Seite. » Aber nun zu Euch, Gremm. Man hört Wunderdinge über Euch. Diese Kauffahrergilde der Mildtätigen Hand wird in allen Gassen gerühmt, wie ich höre. «
» Ich bin nur eines von vielen einfachen Mitgliedern, Exzellenz. Ajeler hat den Vorsitz übernommen. «
» Ah, diese Bescheidenheit. Ihr solltet Euer Licht nicht immer unter den Scheffel stellen – oder unter den Scheffel stellen lassen. Ich weiß sehr wohl, dass Ajeler erst auf dieses Schiff gestiegen ist, als klar war, dass es zum Erfolg segelt, und er hat Euch den Vorsitz abgenommen. «
» Nein, Exzellenz. Ich habe ihm den Vorsitz angeboten, weil wir mit seinem Namen an der Spitze weit mehr erreichen können. «
» Soso « , sagte der Archont und pickte ein welkes Blatt aus einer Blüte. » Die Leute auf der Stahlseite sind Euch jedenfalls zu Dank verpflichtet, ob sie es nun wissen oder nicht. Allerdings ist Euch hoffentlich auch klar, dass Ihr Euch ein paar Feinde gemacht habt, Gremm. «
» Feinde? Durch ein wenig Mildtätigkeit? «
» Ihr kommt mit Euren guten Werken den Scholaren in die Quere. Ist Euch das nicht bewusst? Sie wollen das ganze Viertel unterhalb der Arena erwerben und dort eine große Akademie bauen, einen Hort der Gelehrsamkeit. Und ihre Schüler aus aller Welt sollen in Häusern unterkommen, die es ebenfalls noch zu bauen gilt. «
» Ich hörte Gerüchte dieser Art, Exzellenz, aber der Rat wurde nicht offiziell … «
» Natürlich nicht, Gremm. Der Rat könnte sich ja querstellen. « Er schüttelte den Kopf, und Gremm konnte nicht erkennen, ob das einem abgeknickten Zweig oder dem Rat galt. » Hochmeister Methos liegt im Sterben, wie Ihr sicher wisst, Gremm. Immer noch, möchte man fast hinzufügen, denn er siecht doch schon seit Monaten dahin. Mit ihm war leicht auszukommen. Seine rechte Hand, die Ghula, ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Wie ich sie kenne, wird sie den Rat von ihren Plänen erst dann in Kenntnis setzen, wenn sie nicht mehr aufzuhalten sind. «
» Aber diese Akademie scheint mir keine gar so schlechte Idee zu sein. «
Der Archont schob den Strohhut in den Nacken und sah Gremm mit hochgezogenen Augenbrauen an. » Wirklich? Xelidor ist eine Stadt des Eisens und des Handels. Nun wollen sie eine Stadt des Wissens daraus machen. Und das stört Euch nicht? Gerät Euer Kauffahrerblut da nicht in Wallung? «
» Aber Xelidor kann doch beides sein, Exzellenz. «
» Natürlich « , murmelte der Archont mit unüberhörbarem Sarkasmus und schnitt den geknickten Zweig aus dem Strauch, » und es macht ja auch gar keinen Unterschied, ob der Rat oder die Scholaren hier das Sagen haben. Und dass sie uns seit drei Jahren versprechen, die Große Mine wieder nutzbar zu machen, aber immer knapp scheitern, das findet Ihr wohl auch völlig in Ordnung? «
» Exzellenz? «
» Aber reden wir von etwas anderem, Gremm, reden wir von Eurer Familie. «
» Meiner Familie? « , fragte Gremm verwirrt.
» Euer Vetter, der seit Kurzem in der Stadt lebt, er macht von sich reden. «
» Wirklich? «
» Ich werde ihn gelegentlich einmal fragen müssen, wie er es geschafft hat, das Bamaal zu erwerben. «
Gremm hätte sich fast verschluckt.
Memnon grinste verschmitzt. » Tut nicht so überrascht. Meint Ihr, ich weiß nicht, wer dieses prachtvolle Haus leitet? Ich hoffe, er beteiligt Euch an dem Geschäft. «
Gremm schüttelte den Kopf.
» Wirklich nicht? Dabei habt Ihr so viel für ihn getan. Und wie ich höre, hat der junge Mann noch viel vor. Es heißt, er wolle in eine der ältesten Familien der Stadt einheiraten. «
» Das mag sein, Exzellenz « , wich Gremm aus. Ihm war das neu, denn er versuchte, so wenig wie möglich von dem zu erfahren, was sein
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