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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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voran. Von oben hörten sie Stimmen. Da überquerten Leute die Gasse, sie waren in Eile, und wenn Vil es richtig verstand, hatten sie Sorge, sie könnten bei der anstehenden Verteilung leer ausgehen.
    Die Treppe kam in Sicht, und sie schlichen hinauf. Es waren viele Menschen unterwegs, alle hatten es eilig. Zwei Männer in schwarzen Roben schienen nicht aufzufallen. Sie wurden angerempelt, und Vil presste die leichte Armbrust eng an seinen Körper.
    War Sester noch hinter ihm? Er war es, und er trug seine schwere Last vor sich. Jetzt gab er Vil ein Zeichen, abzubiegen.
    Sie gelangten in eine schmale Gasse. Hier hatte der Feuersturm schlimm gewütet, die Wände waren geschwärzt, die Dächer eingestürzt. Vil fragte sich, ob wohl noch Leichen in den Trümmern lagen.
    Wieder gab Sester einen Wink. Sie kletterten durch eine leere Fensterhöhle in die Ruine, auf der anderen Seite wieder hinaus und schlüpften in ein weiteres verfallenes Haus. Der Lärm schwoll an. Sie mussten nah am Platz der Verteilung sein. Vil fragte sich, ob sein Onkel auch da sein würde, aber wenn, konnte er es nicht ändern.
    Sie mussten eine weitere Gasse überqueren. Vil wich zurück: Auf dem finsteren Weg befanden sich Soldaten, wenigstens drei. Er zeigte es Sester mit den Fingern an. Der nickte grimmig und wies nach oben.
    Die Treppe zum ersten Stockwerk war verbrannt, nur ihre beiden Holme waren noch übrig. Sester zuckte mit den Achseln, und Vil fügte sich in das Unvermeidliche. Er gab Elgos die Armbrust und kletterte einen der verkohlten Holme hinauf. Er knirschte bedenklich unter seinem Gewicht, hielt aber. Elgos wollte ihm folgen, aber Vil hatte den Boden gesehen und schüttelte den Kopf. Sein Begleiter verstand und reichte ihm die Armbrust und dann das Bündel mit ihrer Geheimwaffe.
    Vil schlich gebückt hinüber zu den Löchern in der schwarzen Wand, die einmal Fenster gewesen waren. Der Winkel war nicht ideal, aber er konnte den Platz einsehen, und er sah den Wagen, auf dem die Kauffahrer standen und Decken an die Menschen verteilten, die sie ihnen aus den Händen rissen. Einige Soldaten versuchten, für Ordnung zu sorgen.
    Wo war Ajeler? Vil konnte ihn nicht sehen. Hatte er es sich etwa anders überlegt? Da war sein Onkel. Er sprach an der Seite des Wagens mit einer Familie und schien ihnen unter der Hand ein paar Kronen zuzustecken. Die Frau küsste Gremm auf die Wange, was ihn offensichtlich ziemlich überraschte. Aber wo war der Kammerherr?
    Da! Er war inmitten der Kauffahrer. Vil spannte die Armbrust. Aber diese Männer auf dem Wagen waren ständig in Bewegung, und es schien ihm unmöglich, Ajeler ins Visier zu nehmen. Wäre er nur etwas näher herangekommen, wie sie es vorgehabt hatten … Aber das war nun einmal nicht möglich.
    Vil fluchte, dann änderte er den Plan. Er griff in das Bastbündel und zog vorsichtig eine der drei Feuerbomben hervor, die Elgos auf dunklen Kanälen besorgt hatte. Er hatte gesehen, welchen Schaden sie anrichten konnten. Eines von diesen Dingern hatte den Schatten verbrannt und noch ein paar andere Leute, die das Pech gehabt hatten, in der Nähe zu sein, als das Tongefäß zerplatzt war.
    Vil schlich zur Seite. Dort drüben, auf der anderen Straßenseite, ragte eine weitere Ruine leer und ohne Dach in den bleigrauen Nachmittagshimmel. Er hoffte, dass dort niemand war, nahm das Gefäß und schleuderte es hinüber. Es flog über die Mauer, zerplatzte mit einem bösen Fauchen, und eine helle Stichflamme zischte empor.
    Nur Sekunden später rief jemand: » Es brennt! Bei allen Himmeln, ein Feuer! «
    Vil hastete zurück zu seiner Armbrust. Da schlugen die Flammen auch schon in den Himmel. Er wunderte sich, dass sie überhaupt noch Nahrung fanden, aber vielleicht brannte auch nur das Öl, mit dem diese teuflischen Bomben gefüllt waren. Auf der Gasse brach Panik aus.
    Vil hob die Armbrust und wartete. Er achtete kaum auf die Menge, die zu fliehen versuchte, aber von Soldaten aufgehalten wurde, die nicht begriffen, was da vorging. Er visierte den Wagen an. Wo war Ajeler? Er stand zwischen den Kaufleuten, die nun bemerkten, dass etwas nicht stimmte. Unten wurde gebrüllt und geschrien. Der Wagen wankte, weil die fliehende Menge jetzt die Soldaten überrollte und gegen die Flanke des Gefährts brandete.
    Vil fluchte, denn jetzt sprangen die Kauffahrer vom Wagen, angesteckt von der Panik. Ajeler war nicht mehr zu sehen. Hatte der Mann denn keinen Mumm in den Knochen? Vil starrte angestrengt hinüber. Menschen

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