Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
den Ruinen entkamen, unter anderem, weil sie ihren Verfolgern den Weg mit so einer Art Feuerbombe versperrten. Diese Feuer vergrößerten die Panik auf dem Platz noch. Ich nenne es ein Wunder, dass niemand zu Tode getrampelt wurde. «
» Ihr habt bemerkenswerterweise ein oder zwei Dinge unerwähnt gelassen, Meres. «
» Habe ich das? «
» Diese leichte Armbrust, sie ist von jener Art, wie sie die Scholaren bei der Jagd auf den Schatten verwendeten, was Euch sicher bekannt ist. Und natürlich wisst Ihr, dass auch die Feuerbomben aus dem Arsenal des Ordens stammen. «
» Wenn Ihr das sagt, Lizet « , antworte Meres mit einem flüchtigen Grinsen.
» Und die beiden Verdächtigen? «
» Sind spurlos verschwunden. Sie trugen schwarze Umhänge, aber meine Leute behaupten, dass sie darunter weiße Roben anhatten. «
» So wie die Scholaren? «
» Das habt wieder Ihr gesagt, Lizet. «
» Und was denkt Ihr, Meres? «
» Das Denken werde ich den Gespenstern überlassen, wenn sie schon mal hier sind. Ich bin nur ein einfacher Hauptmann der Wache, der nur weiß, dass er in den nächsten Tagen nicht viel Ruhe finden wird. «
» Ah, Ihr habt es also auch bemerkt? «
Meres’ Blick sagte Lizet, dass er nicht wusste, worauf dieser hinauswollte.
» Diese Ruhe, Hauptmann! Ajeler ist tot, der Freund der Armen, wie sie ihn nannten. Aber wo sind die Menschen, die um ihn trauern? Wo ist der Schrei der Wut oder meinetwegen der Verzweiflung, der aus den Straßen aufsteigen müsste? «
» Bei den Himmeln, Ihr habt recht. Wir dürfen diese Stille nicht als gutes Zeichen werten, oder? «
» Es ist die Ruhe vor dem Sturm, Meres. Tut mir einen Gefallen und schärft Euren Leuten ein, dass sie niemandem sagen dürfen, dass diese Waffen oder sonst irgendetwas auf die Scholaren als Täter hindeuten. «
» Ich glaube, dass es dafür schon zu spät ist. Zu viele Leute haben die Armbrust und die Feuerbomben gesehen. «
Lizet nickte verdrossen. Das hatte er befürchtet. Nachdenklich betrachtete noch einmal den toten Ajeler. Der hatte die Augen weit aufgerissen und sah ganz und gar nicht so aus, als ob er im Tod Frieden gefunden hätte. » Dann bin ich froh, dass ich die weiße Robe vor langer Zeit abgelegt habe « , sagte er und schloss dem Toten die Augen.
Esrahil Gremm beobachtete mit bangen Gedanken den Hauptmann, wie er um den Platz herumschlich, schließlich neben Ajeler niederkniete, dem armen Ajeler, der vor seinen Augen ermordet worden war.
Eine schwere Last lag auf seinen Schultern. Viltor hatte ihn gefragt, wann die Gilde wieder im Katzenviertel sein würde und hatte tausend Kronen für die gute Sache gespendet, was großzügig gewirkt hatte, doch jetzt war offensichtlich, dass es Blutgeld war. Hatte Elgos Viltor die beiden Namen am Ende doch genannt? Und hatte Gremm Ajeler, ohne es zu wollen, ans Messer geliefert? Es sah so aus.
Er kämpfte mit der Versuchung, den Platz einfach zu verlassen, fürchtete aber, dass ihn das verdächtig aussehen lassen könne. Also blieb er und wartete auf das Unvermeidliche, das endlich auch kam.
» Rat Gremm, auf ein Wort, bitte. «
» Hauptmann Lizet, ich hatte Euch in diesem grauen Gewand nicht gleich erkannt. «
» Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten? «
Gremm nickte. Der Hauptmann schien ihm irgendwie feindselig zu sein. Würde nun alles ans Licht kommen? » Es ist mir nur recht, wenn wir uns ein Stück von diesem schrecklichen Ort entfernen. «
» Nicht zu weit, Menher, ich fürchte, diese Gassen sind nicht sicher. Ihr wart hier, als Ajeler ermordet wurde? «
Der kalte Schweiß brach Gremm aus, als er nur daran dachte. » Ich stand beinahe neben ihm, als es geschah. Der Pfeil hätte auch leicht mich treffen können. «
» Es war ein Bolzen aus einer Armbrust. «
» Wirklich? Verzeiht, ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus. «
» Habt Ihr den Schützen gesehen? «
Ein Hornsignal erklang vom Tempelberg. Gremm fragte sich, was es zu bedeuten hatte.
» Nein, ich sah Ajeler sterben « , antwortete er auf die Frage. » Dann diese Menge, die vor dem Feuer floh. Ich habe noch nie etwas so Schreckliches gesehen. Es war wie eine Welle aus Fleisch und Blut, die gegen unseren schmalen Wagen brandete und ihn umwarf. Ich weiß nicht genau, wie lange wir uns hinter dem Wagen versteckten, ich weiß nur, dass mein Freund Ajeler dann dort in seinem Blut lag, seltsamerweise fast unberührt, als hätte selbst die kopflose Menge noch Achtung vor ihm gehabt. «
» Hat er noch
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