Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Dieses Mal überraschen sie mich nicht im Dunkeln « , gab er zurück. » Was ist? Hilfst du mir jetzt, oder nicht? «
» Mit diesem Stück Holz wird das jedenfalls nichts. «
» Aber ich habe nichts anderes! «
Sed schüttelte den Kopf und begann ein paar Tonscherben einzusammeln. Dann nahm er Vil die Latte aus der Hand und klopfte die Scherben vorsichtig mit einem Stein in das Holz hinein. » Ein paar Nägel wären besser, doch ich denke, der Eisenkönig würde sie dir teuer berechnen, und das hier wird reichen – falls du nicht vorhast, jemanden umzubringen. «
» Ich will nur mein Hemd zurück. «
» Hat mir deine Schwester schon erzählt. «
» So? Hat sie das? « Vil drehte sich um. Vor dem Verschlag standen seine Mutter und seine Schwester. Sie beobachteten ihn offensichtlich. Es lag Stolz in ihrer Haltung, und die Erwartung, dass er nicht mit leeren Händen zurückkehren würde.
» Dann lasst uns gehen « , murmelte Vil. » Bist du dabei? « , fragte er Sed.
» Ich bin doch nicht verrückt « , meinte der, aber dann holte er sein abgebrochenes Messer und begleitete Vil und seinen Bruder doch.
» Mir hast du keine Waffe gemacht, Vil « , meinte der Kleine.
» Natürlich nicht. Du bist meine Rückendeckung. Du musst mich warnen, wenn einer von hinten kommt, verstehst du? «
» Aber wenn sie mich angreifen? «
» Sed passt auf dich auf. «
» Mal sehen « , meinte Sed gedehnt, aber er zwinkerte dem Kleinen aufmunternd zu.
Unter dem Dröhnen der Hämmer von der Werft marschierten sie los, ohne dass sie dabei groß beachtet wurden. Nur die weiße Katze des Triefauges schien ihnen zu folgen.
Sed hob ein Stück Holz auf und warf es nach ihr. Sie zuckte zur Seite und nahm dann Reißaus.
» Sie bringt Unglück « , erklärte er auf Vils fragenden Blick hin. » Und sie kriegt mehr zu fressen als wir. «
Kurz darauf erreichten sie die Südwand.
» Fein « , sagte Sed, » was immer auch geschieht, du Held, versprich mir eins – halte dich von den Gängen fern, verstehst du? «
Vil zuckte mit den Achseln.
» Ich meine es ernst, verdammt! «
» Und wieso? «
» Da drin gibt es … Dinge, die schlimmer sind als die alte Fura und ihre Liebhaber. Jeder mit ein bisschen Verstand hält sich von dort fern. Ich bezweifle ja, dass du Verstand hast, aber ich warne dich trotzdem. «
Die Art, wie er das sagte, zeigte Vil, dass er es trotz des spöttischen Tonfalls ernst meinte. » Meinetwegen. Hab ja auch gar nicht vor, da reinzugehen. «
» Dann vergiss es nicht. «
» Und jetzt? « , fragte Faras. Er sah ängstlich aus.
Vil schickte ihn mit Sed ein paar Schritte zurück, dann trat er näher an den Spalt heran und rief nach der Alten.
» Was willst du? « , zischte es aus der finsteren Spalte.
» Mein Hemd. Ich will es wiederhaben. «
» Dann komm und hol es dir, süßer Knabe « , gurrte es heiser.
Vil erkannte, dass sein Plan einige Löcher hatte. Er würde aber auf keinen Fall in diesen Spalt kriechen.
» Ich räuchere dich aus, Fura, dich und deine Freunde, wenn du mir nicht sofort das Hemd wiedergibst! Meine Freunde sammeln schon das Holz. «
Ein Kopf, gerahmt von wirrem gelblichem Haar, zeigte sich in der Wand. » Es lügt. Es hat kein Holz. Es hat vielleicht auch keine Freunde. «
» Aber er hat schöne Stiefel « , sagte eine andere Stimme aus der Spalte. Dann kroch ein hagerer Mann hervor, einen kräftigen Knüppel in der Hand. Vil hatte noch nie in so irre Augen geblickt. Die ganze Sache schien ihm auf einmal überhaupt keine gute Idee mehr zu sein. Der Mann war hager, aber sehnig, und nun kam der zweite aus der Wand gekrochen, ebenfalls mit einem Stück Holz bewaffnet. Sein Knüppel war mit langen Nägeln gespickt.
Am Ende kam die alte Fura selbst hervor. Ihr zahnloser Mund lächelte, und sie säuselte: » Bringt ihn mir nicht um, den Süßen, noch nicht. Fura will ein bisschen Spaß mit ihm haben. «
Vil war unwillkürlich ein paar Schritte zurückgewichen. » Mein Hemd « , stieß er hervor. Er konnte es sehen, die alte Fura hatte es sich als Schal um den Hals gewickelt. Es sah aus, als habe es monatelang im Schlamm gelegen. War er wirklich bereit, darum zu kämpfen?
Fura nahm ihm die Entscheidung ab: » Holt ihn euch, meine Süßen. «
Die beiden Alten näherten sich Vil von zwei Seiten. Sie stießen drohende Laute aus, fletschten die Zähne und schlugen mit ihren Knüppeln auf den Boden.
Vil warf einen Blick über die Schulter: Faras stand da, kreidebleich und mit offenem Mund,
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