Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Aussicht auf den Sieg! «
» Hört, hört! « , murmelten die Männer.
» Geht jetzt besser, Menher Gremm « , sagte Meister Einarm. » Sagt Euren Freunden da drinnen, dass sie noch Zeit haben, sich zu ergeben. Wir werden jeden, der den Palast verlässt, zum Hafen begleiten. Er mag ein Schiff besteigen und segeln, wohin er will. Das ist unsere Antwort. «
» Aber Menher Einarm, das ist Wahnsinn. Memnon kennt keine Gnade. Glaubt Ihr denn, er wird zögern, Euer Blut zu vergießen, wo er doch eben gerade erst, ohne mit der Wimper zu zucken, die Scholaren dem Tod überlassen hat? «
Er konnte sehen, dass seine Worte ihre Wirkung bei dem Einarmigen nicht verfehlten, aber die Unterführer und vor allem Telius Nestur stellten sich taub.
Als Gremm über den Platz zurückhastete, war ihm, als spürte er eine Erschütterung im Boden. Kam das nur von der Akademie, die brennend in sich zusammenfiel? Nein, jetzt wurde es deutlicher: Hufschlag und das Rasseln schwerer Rüstungen. Der Archont hatte die Panzerreiter in Marsch gesetzt. Gremm konnte sie hören, aber er konnte sie nicht sehen. Sie schienen sich in der Gasse zwischen Palast und Halle der Versammlung bereit zu machen. Aber da war noch etwas, ein schweres Rumpeln, das er nicht deuten konnte. Es konnte nur weiteres Unheil verheißen.
Dann gab die laute Stimme von Telius Nestur den Befehl, den Palast zu stürmen.
Ein Schrei aus tausend Kehlen antwortete ihm, Steine flogen über Gremm hinweg und prasselten auf die Silbergarde nieder, die unbewegt in ihren schweren Plattenharnischen auf den Stufen verharrte.
Gremm rannte auf sie zu, aber sie machten keine Anstalten, ihn durchzulassen. Er wich zur Seite aus und sah, dass im Schatten des Tempels etwas nach draußen geschoben wurde, und aus dem Eingang des Himmelstempels rollte ein zweites dieser Ungetüme. » Bombarden « , flüsterte Gremm und warf sich zu Boden, als er in der Dunkelheit einen Funken aufglimmen sah.
Vil hatten den Tempelplatz gerade erreicht, als der Sturm begann. Er hörte die laute Stimme eines Mannes, der den Angriff befahl, sah ihn – und es war Telius Nestur. Aber dann begann der Sturm, Vil wurde von brüllenden Männern fast über den Haufen gerannt, stolperte, fiel auf die Knie.
In seinem Augenwinkel blitzte etwas auf, und plötzlich wurden die Menschen, die direkt vor ihm über den Platz rannten, von einer unsichtbaren Gewalt gepackt, zerrissen oder davongeschleudert. Zwei gewaltige Donnerschläge folgten. Graue Rauchwolken zogen aus dem Tempel und aus der Gasse über den Platz, und die Menge lag in zwei blutigen Bahnen niedergemäht.
Vil schüttelte sich. Er war halb taub, und irgendetwas hatte ihn getroffen. Er hob es auf. Es war ein abgerissener Arm. Die Schreie der Wut schlugen um in Schreie des Entsetzens. Der Angriff, der noch gar nicht richtig begonnen hatte, brach zusammen. Menschen krochen verwirrt über den Platz, andere halfen ihnen, und dahinter stand, unbewegt, die Silbergarde.
Ein Hornsignal drang an Vils halb taubes Gehör. Er spürte die Erschütterung des Bodens, und plötzlich tauchten Panzerreiter aus der Dunkelheit auf. Sie kamen mit gezogenen Schwertern, galoppierten auf schweren Rössern, die, wie ihre Reiter, durch stählerne Harnische geschützt waren.
Niemand schien auch nur noch an Widerstand zu denken. Die Menschen rannten davon, wurden ohne Gnade niedergehauen oder über den Haufen geritten und unter den Hufen der Pferde zermalmt.
» Zurück in die Gärten, zurück in die Gärten! « , befahl eine helle Stimme.
Wieder donnerte es mehrfach. Doch dieses Mal kam es von der Festung. Offenbar hatte die Stadtwache beschlossen, sich an dem Gemetzel zu beteiligen.
Vil kam auf die Beine. In die Gärten – das war die einzige Rettung. Unter den Bäumen würden die Panzerreiter nicht viel ausrichten können. Er rannte und sah ein paar Männer, die nun mit lodernden Fackeln aus den Kaisergärten hervorstürmten und damit nach den Pferden warfen, die vor den Flammen zurückscheuten. Steine prasselten auf stählerne Harnische, ohne viel Schaden anzurichten.
Er erreichte die Gärten und warf sich hinter einem Baum in Deckung. Er schüttelte sich, um die Taubheit loszuwerden. Eine Eisenkugel schlug in den Baum ein, und Holzsplitter regneten auf ihn herab. Die Kugel war im Stamm stecken geblieben und nicht größer als seine Faust.
» Die haben Falkonetten in der Festung « , keuchte ein Mann, der sich neben ihm hinter den Baum kauerte. » Aber auch die können einen
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